Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Anzeige nach dramatisch­er Rettungsak­tion

Berge 99 Schüler mussten im Kleinwalse­rtal gerettet werden. Ein Internet-Blogger hat deswegen nun Ärger mit der Polizei.

- VON SILVIA REICH‰RECLA (mit dpa)

Mittelberg Das sorgte für Schlagzeil­en und Diskussion­en: 99 Jugendlich­e und acht Lehrer aus Rheinland– Pfalz mussten am Dienstag im Kleinwalse­rtal teilweise mit Hubschraub­ern aus Bergnot gerettet werden. Die Lehrer hatten eine „Feierabend­runde“in einem Internet-Forum gefunden und gleich ausprobier­t. Sie stellte sich aber als schwerer heraus, als die Lehrer das für möglich hielten: Die Gruppe kam nicht mehr weiter, zwei Schüler rutschten ab – die Lehrer riefen die Rettung. Es stellt sich nun nicht nur die Frage, wer den aufwendige­n Einsatz bezahlt, sondern auch, ob den Internet-Blogger eine Mitschuld trifft.

Davon geht Robert Vonach aus. Der Pressespre­cher der Landespoli­zeidirekti­on Vorarlberg spricht von einer „groben Fahrlässig­keit“. Die Polizei habe den Internet-Blogger deshalb angezeigt. „Wir haben keinen Einfluss darauf, was weiter geschieht.“Die Staatsanwa­ltschaft in Feldkirch prüfe nun die Sachlage.

Bekommt der Blogger vielleicht auch eine Rechnung der Bergrettun­g, die mit über 50 Einsatzkrä­ften am Berg war? „Wir sind nicht dazu da, den Blogger zu verurteile­n, sondern um zu retten“, sagt dazu Klaus Drexel, Pressespre­cher der Bergrettun­g Vorarlberg. Allerdings bekomme in Österreich normalerwe­ise jeder aus Bergnot Gerettete eine Rechnung. Solch ein großer Bergnot-Einsatz sei allerdings noch nie dagewesen. „Wir haben die Daten von allen 107 Geretteten erhoben“, sagt Drexel. Es sei aber noch nicht klar, ob alle extra zahlen müssen oder ob die ganze Rechnung an die Schule der Geretteten geht. „Ich kann es Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht sagen“, teilte der Leiter des Gymnasiums in Maxdorf, Martin Storck, am Donnerstag mit. „Die Ermittlung­en laufen noch.“Die Aufsichts- und Dienstleis­tungsdirek­tion in Trier erklärte als Schulaufsi­cht, es liege vorerst noch keine Kostenaufs­tellung vor. „Nach Eingang einer solchen Rechnung wird diese dem Grund und der Höhe nach geprüft werden“, hieß es weiter.

Wie hoch die Summe für die Rettung ist, ist unklar. Bergrettun­gssprecher Drexel erklärte, es gebe in Vorarlberg Einsatzpau­schalen, die nach Dauer der Einsätze gestaffelt sind. Für kleine Abholdiens­te mit dem Auto würden 300 bis 500 Euro fällig. „Mit dem Hubschraub­er ist es deutlich teurer – da kostet die Flugminute ungefähr 100 Euro“, sagte Drexel. Zwar müsse wirklich jeder für solch einen Einsatz zahlen, allerdings bekämen Förderer der österreich­ischen Bergrettun­g (Mindestbet­rag 28 Euro im Jahr) die Kosten zurückerst­attet.

Ein Sprecher der Polizei Vorarlberg hatte am Mittwoch gesagt, alleine der Einsatz von zwei Helikopter­n schlage mit tausenden Euro zu Buche. Diese Kosten würden in Deutschlan­d „in Rechnung gestellt“. Etwa 70 Mitglieder der Gruppe wurden von den Hubschraub­ern in Dreiergrup­pen mit Seilen geborgen, die anderen stiegen von Bergretter­n begleitet ab. Nach Beratung unter anderem mit Psychologe­n und dem Kontakt mit den Eltern wurde die Fortsetzun­g der Klassenfah­rt beschlosse­n. Schulleite­r Storck sagte, die Schülerinn­en und Schüler würden wie geplant an diesem Freitag mit Bussen zurückkehr­en. In der nächsten Woche sollten die dramatisch­en Ereignisse am Gymnasium weiter aufgearbei­tet werden, auch mit erneuten Gesprächsa­ngeboten von Psychologe­n für Schüler und Lehrer.

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Foto: Landespoli­zeidirekti­on Vorarlberg Von diesem Grat wurde die Gruppe ge‰ rettet.

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