Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Anzeige nach dramatischer Rettungsaktion
Berge 99 Schüler mussten im Kleinwalsertal gerettet werden. Ein Internet-Blogger hat deswegen nun Ärger mit der Polizei.
Mittelberg Das sorgte für Schlagzeilen und Diskussionen: 99 Jugendliche und acht Lehrer aus Rheinland– Pfalz mussten am Dienstag im Kleinwalsertal teilweise mit Hubschraubern aus Bergnot gerettet werden. Die Lehrer hatten eine „Feierabendrunde“in einem Internet-Forum gefunden und gleich ausprobiert. Sie stellte sich aber als schwerer heraus, als die Lehrer das für möglich hielten: Die Gruppe kam nicht mehr weiter, zwei Schüler rutschten ab – die Lehrer riefen die Rettung. Es stellt sich nun nicht nur die Frage, wer den aufwendigen Einsatz bezahlt, sondern auch, ob den Internet-Blogger eine Mitschuld trifft.
Davon geht Robert Vonach aus. Der Pressesprecher der Landespolizeidirektion Vorarlberg spricht von einer „groben Fahrlässigkeit“. Die Polizei habe den Internet-Blogger deshalb angezeigt. „Wir haben keinen Einfluss darauf, was weiter geschieht.“Die Staatsanwaltschaft in Feldkirch prüfe nun die Sachlage.
Bekommt der Blogger vielleicht auch eine Rechnung der Bergrettung, die mit über 50 Einsatzkräften am Berg war? „Wir sind nicht dazu da, den Blogger zu verurteilen, sondern um zu retten“, sagt dazu Klaus Drexel, Pressesprecher der Bergrettung Vorarlberg. Allerdings bekomme in Österreich normalerweise jeder aus Bergnot Gerettete eine Rechnung. Solch ein großer Bergnot-Einsatz sei allerdings noch nie dagewesen. „Wir haben die Daten von allen 107 Geretteten erhoben“, sagt Drexel. Es sei aber noch nicht klar, ob alle extra zahlen müssen oder ob die ganze Rechnung an die Schule der Geretteten geht. „Ich kann es Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt noch überhaupt nicht sagen“, teilte der Leiter des Gymnasiums in Maxdorf, Martin Storck, am Donnerstag mit. „Die Ermittlungen laufen noch.“Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier erklärte als Schulaufsicht, es liege vorerst noch keine Kostenaufstellung vor. „Nach Eingang einer solchen Rechnung wird diese dem Grund und der Höhe nach geprüft werden“, hieß es weiter.
Wie hoch die Summe für die Rettung ist, ist unklar. Bergrettungssprecher Drexel erklärte, es gebe in Vorarlberg Einsatzpauschalen, die nach Dauer der Einsätze gestaffelt sind. Für kleine Abholdienste mit dem Auto würden 300 bis 500 Euro fällig. „Mit dem Hubschrauber ist es deutlich teurer – da kostet die Flugminute ungefähr 100 Euro“, sagte Drexel. Zwar müsse wirklich jeder für solch einen Einsatz zahlen, allerdings bekämen Förderer der österreichischen Bergrettung (Mindestbetrag 28 Euro im Jahr) die Kosten zurückerstattet.
Ein Sprecher der Polizei Vorarlberg hatte am Mittwoch gesagt, alleine der Einsatz von zwei Helikoptern schlage mit tausenden Euro zu Buche. Diese Kosten würden in Deutschland „in Rechnung gestellt“. Etwa 70 Mitglieder der Gruppe wurden von den Hubschraubern in Dreiergruppen mit Seilen geborgen, die anderen stiegen von Bergrettern begleitet ab. Nach Beratung unter anderem mit Psychologen und dem Kontakt mit den Eltern wurde die Fortsetzung der Klassenfahrt beschlossen. Schulleiter Storck sagte, die Schülerinnen und Schüler würden wie geplant an diesem Freitag mit Bussen zurückkehren. In der nächsten Woche sollten die dramatischen Ereignisse am Gymnasium weiter aufgearbeitet werden, auch mit erneuten Gesprächsangeboten von Psychologen für Schüler und Lehrer.