Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Großer Druck auf Schumacher
Formel 1 Der 23-Jährige fällt in dieser Saison bislang nur durch schwere Unfälle auf. Das kostet sein Team viel Geld. Und ihn vielleicht bald das Cockpit, wenn er sich nicht bessert.
Baku In der vergangenen Saison war das noch kein Problem. Ohne Punkte nach sieben Rennen, keiner hatte das Mick Schumacher als Versagen vorgeworfen. Nun aber haben sich die Vorzeichen verändert, sein Haas-Rennwagen gehört zwar nach wie vor nicht zu den schnellsten Fahrzeugen im Feld, ist aber bei weitem auch nicht mehr so unterlegen wie noch vor einem Jahr. Das zeigt sich alleine daran, dass Schumachers Teamkollege Kevin Magnussen bereits 15 Punkte gesammelt hat. Schumacher dagegen steht nach wie vor bei null Zählern, ein Schicksal, das nur Williams-Pilot Nicholas Latifi mit ihm teilt. Es läuft einfach noch nicht bei Schumacher.
Seine Hoffnungen waren groß gewesen. In seinem zweiten Jahr in einer Rennserie hatte er eigentlich immer den Durchbruch geschafft. In der Formel 1 aber wartet er weiterhin darauf. In seiner ersten Saison hatte er sich achtbar geschlagen. Er hatte aus dem Haas-Rennwagen herausgeholt, was möglich war. Nun aber, mit einem deutlich verbesserten Auto, gelingen ihm nicht die erhofften Ergebnisse. Ganz im Gegenteil. Durch seine heftigen Unfälle in Saudi-Arabien und Monaco hatte der 23-Jährige nicht nur für Schreckmomente, sondern auch für hohe Kosten bei seinem ohnehin finanziell gebeutelten Team gesorgt. So sagte sein Teamchef Günther Steiner nun auch vor dem Rennen am Sonntag (13 Uhr) in Baku vor allem mit dem Blick eine Woche weiter, wenn bereits in Kanada das nächste Rennen ansteht: „Das wird noch schwieriger, wenn es irgendwelche Schäden am Auto gibt. Also hoffen wir, dass in Baku nichts kaputt geht.“
Das ist wohl als Warnung an Schumacher zu verstehen. Seine Unfälle haben das Team schon mehr als eine Million Euro gekostet. Geld, das das Team sonst in die Weiterentwicklung des Autos stecken könnte. Zu den Totalschäden von Saudi-Arabien und Monaco kamen noch die Unfälle in Bahrain und Miami hinzu. Das ist deutlich zu viel. Erst recht in seinem mittlerweile zweiten Jahr in der Königsklasse. Mick Schumacher ist kein Neuling mehr, er weiß, wie das Geschäft in der Formel 1 läuft. Die Hoffnungen waren groß. Haas hatte sich schon frühzeitig mit der Entwicklung des aktuellen Autos beschäftigt. Und Schumacher war überzeugt, in dieser Saison häufiger in die Punkte zu fahren. Gelungen ist ihm das noch nicht. Weil er selbst zu viele Fehler macht.
Nun in Baku wartet wieder eine enge Strecke durch die Stadt. Ähnlich wie in Monaco zuletzt, als sich der Sohn des Rekordweltmeisters Michael Schumacher verschätzte und in den Leitplanken landete. „Baku wird sich im Vergleich zu Monaco groß anfühlen, das ist sicher“, meinte Schumacher zwar, doch auch in Aserbaidschan ist die Streckenführung eng, Auslaufzonen gibt es kaum. Für die Fahrer bedeutet das, konzentriert und risikoarm fahren zu müssen.
Mancherorts wird schon spekuliert, dass Schumacher sein Cockpit bald verlieren könnte. Wenn er weiterhin patzt und nicht die erhofften
Leistungen bringt. Noch aber hält Steiner zu ihm. Auch weil Schumacher einige Sponsoren mit ins Team gebracht hat. Und weil Steiner weiß, dass der Name Schumacher noch immer klangvoll ist. Der 23-Jährige selbst fühlt sich im Team sehr wohl, auch mit seinem Auto ist er grundsätzlich zufrieden. „So wie unser Auto momentan ist, sind wir für Baku in einer guten Position“, sagte Schumacher. Vor allem die lange Zielgerade sollte dem starken Ferrari-Motor liegen. Nun muss nur Schumacher selbst die guten Voraussetzungen endlich nutzen.
Der Druck auf ihn nimmt zu. Er träumt noch immer davon, irgendwann wie sein Vater in einem Ferrari zu sitzen. Ersatzfahrer ist der 23-Jährige bereits bei der Scuderia, zudem gehört er der Nachwuchsakademie an. Die Italiener beobachten seine Entwicklung genau. Zufrieden dürften wohl auch sie nicht sein. Andererseits könnte Schumacher mit einer guten Leistung in Aserbaidschan für die erhoffte Wende sorgen. Die ersten WM-Punkte – und alles wäre wieder gut.