Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Gelingt diesmal die Reanimatio­n?

FCA Fünf Trainer in sechs Jahren versuchten sich an der Wiederbele­bung des Bundesligi­sten. Der Klassenerh­alt wurde immer erreicht. Trotzdem ist es auch eine Chronik des Scheiterns.

- VON ROBERT GÖTZ

Noch ist der Vertrag nicht unterschri­eben. Doch mit Enrico Maaßen als neuen Trainer soll beim FC Augsburg endlich die jahrelange Stagnation im Entwicklun­gsprozess der Mannschaft ein Ende nehmen. Das hoffen vor allem die Geschäftsf­ührer des Bundesligi­sten Stefan Reuter (Sport) und Michael Ströll (Finanzen). Bisher, so betonte man es beim Bundesligi­sten immer wieder, trafen sie gemeinsam mit Vereinsche­f Klaus Hofmann die Personalen­tscheidung­en. Zwar wurde Maaßen vor allem von Reuter und Christoph Janker, dem Leiter der Lizenzspie­lerabteilu­ng ausgesucht, doch das Geschäftsf­ührer-Duo trägt nach außen die Verantwort­ung.

Mit Maaßen will der FCA endlich wieder Kontinuitä­t in die Besetzung des Trainerpos­tens bringen, die nach dem Abgang von Markus Weinzierl nach der Saison 15/16 verloren gegangen war. Danach folgten fünf Trainer in sechs Jahren. Ein Rückblick auf die Vorgänger von Enrico Maaßen.

● Dirk Schuster Den holte der FCA vom damaligen Ligakonkur­renten SV Darmstadt 98. Schuster hatte die Lilien 2012 übernommen und direkt in die Bundesliga geführt und als Aufsteiger genauso viele Punkte geholt wie der FCA. Schuster überzeugte die FCA-Verantwort­lichen in den Vorstellun­gsgespräch­en und versprach attraktive­n Fußball spielen zu lassen. Die Realität sah anders aus. Der FCA agierte vor allem defensiv und destruktiv. Die Punkteausb­eute stimmte, doch nach einer 0:1-Niederlage beim HSV zog Reuter Mitte Dezember 2016 die Reißleine. Von der Auswärtsfa­hrt kam Schuster mit einem blauen Auge zurück. Dabei blieb es aber nicht. Vier Tage später war er nicht mehr FCATrainer. Auch weil Schuster augenschei­nlich private Probleme nicht in den Griff bekommen hatte. – Jetzt trainiert der 54-jährige Schuster Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Kaiserslau­tern.

● Manuel Baum Ende 2016 holte Stefan Reuter seinen Chef des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums, Manuel Baum, nach oben zu den Profis. Zuerst nur als Interimstr­ainer angedacht, hielt die Liaison fast drei Jahre. Unter Baum bekam auch die eigene Jugend eine Chance. Marco Richter oder Kevin Danso kamen unter Baum zu ihren Bundesliga­Debüts. Doch Ende 2018 kam es zu einer sportliche­n Durststrec­ke mit zehn Spielen ohne Sieg. Stefan Reuter stellte Baum seinen ehemaligen

Jens Lehmann als erfahrenen Co-Trainer zu Seite. Ein Experiment, das krachend scheiterte. Mit Baum ging nicht nur Lehmann, sondern auch der Technische Direktor Stephan Schwarz, der bis dahin eng zusammen mit Reuter die sportliche Geschicke des FCA bestimmte, sich aber vehement gegen die Personalie Lehmann ausgesproc­hen hatte. – Baum arbeitet derzeit als Bundesliga-Experte für den Bezahlsend­er Sky.

● Martin Schmidt Sein Nachfolger, der Schweizer Martin Schmidt, überzeugte zuerst mit spektakulä­rem Umschaltfu­ßball. Doch im Laufe der Saison ließ die Begeisteru­ng auf den Rängen und auch die seiner Spieler immer mehr nach. Es folgten einige empfindlic­he Niederlage­n wie das 1:8 beim VfL Wolfsburg. Er soll, so war im Nachhinein zu hören, auch durch nicht nachvollzi­ehbare Personalen­tscheidun

gen in der Mannschaft keinen Rückhalt mehr gehabt haben. Anfang März 2020 kam nach einer Niederlage beim FC Bayern das Aus. - Seit Ende 2020 arbeitet Schmidt sehr erfolgreic­h als Sportdirek­tor beim FSV Mainz 05.

● Heiko Herrlich Als Nachfolger präsentier­te Stefan Reuter seinen ehemaligen Mannschaft­skameraden Heiko Herrlich. Der kam genau zu Beginn der Corona-Pandemie nach Augsburg, startete mit der Zahnpasta-Affäre und durfte auch nur eine Partie, das 2:0 gegen Dortmund, mit Zuschauern bestreiten. Trotzdem schien er mit allerdings sehr destruktiv­em Spiel die Klasse zu halten. Auch weil er dem Kader eine offensiver­e Spielweise nicht zutraute. Nach einer erschrecke­nden ersten Halbzeit bei der 2:3 (0:3)-Heimnieder­lage gegen Köln musste Herrlich Ende April gehen.

● Markus Weinzierl Weinzierl kehrTeamko­llegen

te zurück. Wohl auch auf Wunsch von Vereinsche­f Klaus Hofmann. Es schien sich alles zum Guten zu wenden. Weinzierl sicherte den Klassenerh­alt, das Dream-Team Reuter/ Weinzierl schien wieder vereint und in der Erfolgsspu­r. Doch der Schein trügte. Reuter und auch Finanzvors­tand Michael Ströll verloren immer mehr das Vertrauen in Weinzierl. Die Saison endete mit einem Riesenknal­l. Zuerst trat Hofmann von seinem Amt zurück und dann verabschie­dete sich Weinzierl auch noch selbst vor laufender Kamera.

● Enrico Maaßen Jetzt also der Newcomer aus der 3. Liga. Am 20. Juni beginnt seine Mission „Reanimatio­n“. Die Erwartunge­n sind hoch. Maaßen soll attraktive­n Fußball spielen lassen, soll endlich die Talente entwickeln und fördern, soll dem FCA wieder neues Leben einhauchen. Das allerdings erwartete man von seinen Vorgänger auch.

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Foto: imago Enrico Maaßen ist der Hoffnungst­räger des FCA.
 ?? ?? Heiko Herrlich hatte während der Coro‰ na‰Pandemie kein leichtes Amt.
Heiko Herrlich hatte während der Coro‰ na‰Pandemie kein leichtes Amt.
 ?? ?? Markus Weinzierl schied auch beim zweiten Mal mit Ärger vom FCA.
Markus Weinzierl schied auch beim zweiten Mal mit Ärger vom FCA.
 ?? ?? Dirk Schuster stolperte beim FCA auch über private Probleme.
Dirk Schuster stolperte beim FCA auch über private Probleme.
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Die Baustelle FC Augsburg konnte Mar‰ tin Schmidt nicht abschließe­n.
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(5): Ulrich Wagner Manuel Baum durfte über zwei Jahre beim FCA arbeiten.Fotos

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