Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Gelingt diesmal die Reanimation?
FCA Fünf Trainer in sechs Jahren versuchten sich an der Wiederbelebung des Bundesligisten. Der Klassenerhalt wurde immer erreicht. Trotzdem ist es auch eine Chronik des Scheiterns.
Noch ist der Vertrag nicht unterschrieben. Doch mit Enrico Maaßen als neuen Trainer soll beim FC Augsburg endlich die jahrelange Stagnation im Entwicklungsprozess der Mannschaft ein Ende nehmen. Das hoffen vor allem die Geschäftsführer des Bundesligisten Stefan Reuter (Sport) und Michael Ströll (Finanzen). Bisher, so betonte man es beim Bundesligisten immer wieder, trafen sie gemeinsam mit Vereinschef Klaus Hofmann die Personalentscheidungen. Zwar wurde Maaßen vor allem von Reuter und Christoph Janker, dem Leiter der Lizenzspielerabteilung ausgesucht, doch das Geschäftsführer-Duo trägt nach außen die Verantwortung.
Mit Maaßen will der FCA endlich wieder Kontinuität in die Besetzung des Trainerpostens bringen, die nach dem Abgang von Markus Weinzierl nach der Saison 15/16 verloren gegangen war. Danach folgten fünf Trainer in sechs Jahren. Ein Rückblick auf die Vorgänger von Enrico Maaßen.
● Dirk Schuster Den holte der FCA vom damaligen Ligakonkurrenten SV Darmstadt 98. Schuster hatte die Lilien 2012 übernommen und direkt in die Bundesliga geführt und als Aufsteiger genauso viele Punkte geholt wie der FCA. Schuster überzeugte die FCA-Verantwortlichen in den Vorstellungsgesprächen und versprach attraktiven Fußball spielen zu lassen. Die Realität sah anders aus. Der FCA agierte vor allem defensiv und destruktiv. Die Punkteausbeute stimmte, doch nach einer 0:1-Niederlage beim HSV zog Reuter Mitte Dezember 2016 die Reißleine. Von der Auswärtsfahrt kam Schuster mit einem blauen Auge zurück. Dabei blieb es aber nicht. Vier Tage später war er nicht mehr FCATrainer. Auch weil Schuster augenscheinlich private Probleme nicht in den Griff bekommen hatte. – Jetzt trainiert der 54-jährige Schuster Zweitliga-Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern.
● Manuel Baum Ende 2016 holte Stefan Reuter seinen Chef des Nachwuchsleistungszentrums, Manuel Baum, nach oben zu den Profis. Zuerst nur als Interimstrainer angedacht, hielt die Liaison fast drei Jahre. Unter Baum bekam auch die eigene Jugend eine Chance. Marco Richter oder Kevin Danso kamen unter Baum zu ihren BundesligaDebüts. Doch Ende 2018 kam es zu einer sportlichen Durststrecke mit zehn Spielen ohne Sieg. Stefan Reuter stellte Baum seinen ehemaligen
Jens Lehmann als erfahrenen Co-Trainer zu Seite. Ein Experiment, das krachend scheiterte. Mit Baum ging nicht nur Lehmann, sondern auch der Technische Direktor Stephan Schwarz, der bis dahin eng zusammen mit Reuter die sportliche Geschicke des FCA bestimmte, sich aber vehement gegen die Personalie Lehmann ausgesprochen hatte. – Baum arbeitet derzeit als Bundesliga-Experte für den Bezahlsender Sky.
● Martin Schmidt Sein Nachfolger, der Schweizer Martin Schmidt, überzeugte zuerst mit spektakulärem Umschaltfußball. Doch im Laufe der Saison ließ die Begeisterung auf den Rängen und auch die seiner Spieler immer mehr nach. Es folgten einige empfindliche Niederlagen wie das 1:8 beim VfL Wolfsburg. Er soll, so war im Nachhinein zu hören, auch durch nicht nachvollziehbare Personalentscheidun
gen in der Mannschaft keinen Rückhalt mehr gehabt haben. Anfang März 2020 kam nach einer Niederlage beim FC Bayern das Aus. - Seit Ende 2020 arbeitet Schmidt sehr erfolgreich als Sportdirektor beim FSV Mainz 05.
● Heiko Herrlich Als Nachfolger präsentierte Stefan Reuter seinen ehemaligen Mannschaftskameraden Heiko Herrlich. Der kam genau zu Beginn der Corona-Pandemie nach Augsburg, startete mit der Zahnpasta-Affäre und durfte auch nur eine Partie, das 2:0 gegen Dortmund, mit Zuschauern bestreiten. Trotzdem schien er mit allerdings sehr destruktivem Spiel die Klasse zu halten. Auch weil er dem Kader eine offensivere Spielweise nicht zutraute. Nach einer erschreckenden ersten Halbzeit bei der 2:3 (0:3)-Heimniederlage gegen Köln musste Herrlich Ende April gehen.
● Markus Weinzierl Weinzierl kehrTeamkollegen
te zurück. Wohl auch auf Wunsch von Vereinschef Klaus Hofmann. Es schien sich alles zum Guten zu wenden. Weinzierl sicherte den Klassenerhalt, das Dream-Team Reuter/ Weinzierl schien wieder vereint und in der Erfolgsspur. Doch der Schein trügte. Reuter und auch Finanzvorstand Michael Ströll verloren immer mehr das Vertrauen in Weinzierl. Die Saison endete mit einem Riesenknall. Zuerst trat Hofmann von seinem Amt zurück und dann verabschiedete sich Weinzierl auch noch selbst vor laufender Kamera.
● Enrico Maaßen Jetzt also der Newcomer aus der 3. Liga. Am 20. Juni beginnt seine Mission „Reanimation“. Die Erwartungen sind hoch. Maaßen soll attraktiven Fußball spielen lassen, soll endlich die Talente entwickeln und fördern, soll dem FCA wieder neues Leben einhauchen. Das allerdings erwartete man von seinen Vorgänger auch.