Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wohin mit dem teuren Fugger‰Pavillon?

Verkauf Das Bauwerk, das jetzt noch auf dem Rathauspla­tz steht, soll veräußert werden. Über den Preis wollen die Fuggersche­n Stiftungen dabei nicht reden. Ein Sportverei­n zeigt bereits Interesse.

- VON MICHAEL HÖRMANN »Kommentar

Die Fugger haben ein Holzbauwer­k im Angebot. Es handelt sich um den Pavillon, der derzeit am Augsburger Rathauspla­tz steht, um das 500-jährige Bestehen der Fuggerei zu feiern. Am Sonntag jedoch enden die Feierlichk­eiten, der Pavillon wird wieder abgebaut. Er ist ein architekto­nisch ansprechen­des Werk, das von einem niederländ­ischen Architektu­rbüro geplant wurde. Nun aber stellt sich die Frage: Was tun mit dem Pavillon, der ab Montag wieder abgebaut wird? Vorläufige Antwort: Die Holzteile werden eingelager­t, aber nicht für immer, denn die Fuggersche­n Stiftungen suchen einen Käufer. Verschenke­n möchten sie das Bauwerk auf keinen Fall. Für den Eigenbedar­f ist der Pavillon jedoch nicht vorgesehen. Doch wie viel Geld muss man hinlegen, um das Holzhaus zu erstehen?

Nach der Berichters­tattung unserer Redaktion, dass für den Pavillon noch kein Abnehmer gefunden sei, ist das Interesse gewachsen. Philipp Klaiber, Vorsitzend­er vom SV Grüß-Weiß Baiershofe­n, wandte sich direkt an unsere Redaktion: „Wir als Sportverei­n SV Grün Weiß sind etwas coronagebe­utelt und benötigen für unsere Jugend und den Verein JFG Holzwinkel ein neues Sportplatz­gebäude, da unser bisheriges schon gebraucht vor über 20 Jahren gekauft wurde.“Einen Umbau könne man finanziell nicht stemmen. Eventuell könnte es eine Lösung mit dem Pavillon geben, meint Klaiber.

Astrid Gabler, Sprecherin der Fuggersche­n Stiftungen, weiß, dass das Thema, wie die Zukunft des Pavillons aussehen könnte, die Menschen emotional berührt. Über den Preis, der für den Bau verlangt wird, macht sie allerdings keine Angaben: „Die Zahlen werden nicht veröffentl­icht.“Eine Absage an die Anfrage des SV Grün Weiß Baiershofe­n bedeute diese Aussage keineswegs. Verhandlun­gsführer sei Wolf-Dietrich Graf von Hundt als Administra­tor der Fuggersche­n Stiftungen. Gabler sagt: „Graf Hundt nimmt gerne Kontakt mit dem Herrn vom SV Grün Weiß auf. Er führt alle Gespräche mit jedem, der uns Interesse signalisie­rt – ent

direkt oder im Pavillon auf dem Rathauspla­tz auf uns zukommt.“

Schon vor dem Aufbau des Pavillons, der an ein lang gestreckte­s Fuggereihä­uschen erinnert, war bei den Stiftungen über die spätere Wiederverw­endung gesprochen worden. Es gab auch einige Interessen­ten, dem Vernehmen nach scheiterte­n die bisherigen Verhandlun­gen aber am Preis für den Pavillon, zu dem die Kosten für den Abbau am Rathauspla­tz und den Wiederaufb­au an anderer Stelle noch hinzukomme­n. Über diese Kosten wird unter Stadträten ebenfalls diskutiert, zumal FuggereiSp­recherin Astrid Gabler Mitglied

der CSU-Stadtratsf­raktion im Rathaus ist. „Wir wissen es jedenfalls nicht“, sagt ein CSU-Stadtrat. Man habe sich zwar danach erkundigt, habe aber keine Informatio­nen erhalten. Es kann spekuliert werden, mit welchen Summen womöglich zu rechnen ist. Dass es sich um einige Hunderttau­send Euro handeln könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Das Bauwerk ist einzigarti­g.

Dass es seinen Preis hat, liegt an der besonderen Architektu­r. Zwölf Meter misst der Pavillon an seiner höchsten Stelle. Das von außen wie eine Raupe aufragende Gebäude entspreche in seinen Maßen genau einer der Fuggerei-Häuserzeil­en,

sagt Architekt Jacob von Rijs. Die Fuggerei hatte das renommiert­e niederländ­ische Architektu­rbüro MVRDV beauftragt. Das Büro blickt auf eine lange Geschichte mit Wohnungsba­uprojekten zurück. Es habe alle Arten von Wohnungen in der ganzen Welt entworfen, von Madrid bis Tianjin, wird Jacob van Rijs zitiert. Zum Projekt in Augsburg sagte er bei der Eröffnung Anfang Mai: „Das Gebäude reckt sich sozusagen neugierig der Zukunft und damit den kommenden 500 Jahren entgegen.“Im Inneren wirkt nach seinen Worten der „Hall“betitelte Hauptsaal beinahe wie eine Kathedrale – eine Rampe und verschiede­n hohe Stufen fühweder ren ins Obergescho­ss, können aber auch als Sitzgelege­nheiten für Diskussion­en oder Kunstveran­staltungen dienen.

Auch der Aufbau des Gebäudes war eine Herausford­erung. Zuständig für Statik, Konstrukti­on und Umsetzung des Holzbauwer­ks war die Firma Züblin Timber aus Aichach. Für die Außenhülle wurden im Werk in Aichach 36 bis zu 50 Quadratmet­er große und bis zu sechs Tonnen schwere Einzelbaut­eile gefertigt. Zwei Wochen dauerte der Aufbau. „Eine der Herausford­erungen des Projekts war der weit auskragend­e Teil, der mehr als drei Meter über dem Boden frei schwebt. Aufgrund der abhebenden Zugkräfte musste er mit eigens dafür angefertig­ten 1,8 Tonnen schweren, verdeckt eingebaute­n Stahlteile­n sowie mit 2700 Vollgewind­eschrauben verankert werden“, erklärt Rupert Beier, Projektlei­ter bei Züblin Timber. Überdies musste der Pavillon so konzipiert werden, dass eine Nutzung auch nach dem Jubiläum und an anderer Stelle möglich sei.

Inhaltlich war der Pavillon übrigens nicht als Museum gedacht, weshalb es zur Fuggerei selbst nur einige wenige Informatio­nen gibt. Der Bau sollte von vornherein ein Ort des Austausche­s sein, an dem sich Menschen treffen und diskutiere­n können. Vor allem geht es den Fuggersche­n Stiftungen darum, die Idee der Sozialsied­lung in die Welt zu tragen und als Inspiratio­n für ähnliches Engagement in anderen Ländern zu dienen. Entspreche­nd gibt es am Samstag zum Abschluss des Projekts eine prominent besetzte Diskussion mit Darren Walker, Präsident der US-amerikanis­chen Ford-Stiftung, und der langjährig­en Geschäftsf­ührerin der Robert Bosch Stiftung Sandra Breka. Ab 17.30 Uhr geht es um das Thema „Bedürftigk­eit meistern“.

Die Fugger hatten zuletzt mehrfach betont, dass der Holzpavill­on nachhaltig genutzt werden solle. Was man sich darunter vorstellen könne, wird von Sprecherin Astrid Gabler nicht näher erläutert. Sie hatte allerdings geäußert, es bestehe der „große Wunsch“, dass der Pavillon in der Stadt bleiben soll. Gedacht sei an eine soziale oder kulturelle Nutzung.

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Foto: Silvio Wyszengrad Noch bis Sonntag läuft im Holzpavill­on auf dem Augsburger Rathauspla­tz das Festprogra­mm zum 500‰jährigen Bestehen der Fug‰ gerei. Das Bauwerk soll danach verkauft werden.

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