Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wohin mit dem teuren FuggerPavillon?
Verkauf Das Bauwerk, das jetzt noch auf dem Rathausplatz steht, soll veräußert werden. Über den Preis wollen die Fuggerschen Stiftungen dabei nicht reden. Ein Sportverein zeigt bereits Interesse.
Die Fugger haben ein Holzbauwerk im Angebot. Es handelt sich um den Pavillon, der derzeit am Augsburger Rathausplatz steht, um das 500-jährige Bestehen der Fuggerei zu feiern. Am Sonntag jedoch enden die Feierlichkeiten, der Pavillon wird wieder abgebaut. Er ist ein architektonisch ansprechendes Werk, das von einem niederländischen Architekturbüro geplant wurde. Nun aber stellt sich die Frage: Was tun mit dem Pavillon, der ab Montag wieder abgebaut wird? Vorläufige Antwort: Die Holzteile werden eingelagert, aber nicht für immer, denn die Fuggerschen Stiftungen suchen einen Käufer. Verschenken möchten sie das Bauwerk auf keinen Fall. Für den Eigenbedarf ist der Pavillon jedoch nicht vorgesehen. Doch wie viel Geld muss man hinlegen, um das Holzhaus zu erstehen?
Nach der Berichterstattung unserer Redaktion, dass für den Pavillon noch kein Abnehmer gefunden sei, ist das Interesse gewachsen. Philipp Klaiber, Vorsitzender vom SV Grüß-Weiß Baiershofen, wandte sich direkt an unsere Redaktion: „Wir als Sportverein SV Grün Weiß sind etwas coronagebeutelt und benötigen für unsere Jugend und den Verein JFG Holzwinkel ein neues Sportplatzgebäude, da unser bisheriges schon gebraucht vor über 20 Jahren gekauft wurde.“Einen Umbau könne man finanziell nicht stemmen. Eventuell könnte es eine Lösung mit dem Pavillon geben, meint Klaiber.
Astrid Gabler, Sprecherin der Fuggerschen Stiftungen, weiß, dass das Thema, wie die Zukunft des Pavillons aussehen könnte, die Menschen emotional berührt. Über den Preis, der für den Bau verlangt wird, macht sie allerdings keine Angaben: „Die Zahlen werden nicht veröffentlicht.“Eine Absage an die Anfrage des SV Grün Weiß Baiershofen bedeute diese Aussage keineswegs. Verhandlungsführer sei Wolf-Dietrich Graf von Hundt als Administrator der Fuggerschen Stiftungen. Gabler sagt: „Graf Hundt nimmt gerne Kontakt mit dem Herrn vom SV Grün Weiß auf. Er führt alle Gespräche mit jedem, der uns Interesse signalisiert – ent
direkt oder im Pavillon auf dem Rathausplatz auf uns zukommt.“
Schon vor dem Aufbau des Pavillons, der an ein lang gestrecktes Fuggereihäuschen erinnert, war bei den Stiftungen über die spätere Wiederverwendung gesprochen worden. Es gab auch einige Interessenten, dem Vernehmen nach scheiterten die bisherigen Verhandlungen aber am Preis für den Pavillon, zu dem die Kosten für den Abbau am Rathausplatz und den Wiederaufbau an anderer Stelle noch hinzukommen. Über diese Kosten wird unter Stadträten ebenfalls diskutiert, zumal FuggereiSprecherin Astrid Gabler Mitglied
der CSU-Stadtratsfraktion im Rathaus ist. „Wir wissen es jedenfalls nicht“, sagt ein CSU-Stadtrat. Man habe sich zwar danach erkundigt, habe aber keine Informationen erhalten. Es kann spekuliert werden, mit welchen Summen womöglich zu rechnen ist. Dass es sich um einige Hunderttausend Euro handeln könnte, ist nicht von der Hand zu weisen. Das Bauwerk ist einzigartig.
Dass es seinen Preis hat, liegt an der besonderen Architektur. Zwölf Meter misst der Pavillon an seiner höchsten Stelle. Das von außen wie eine Raupe aufragende Gebäude entspreche in seinen Maßen genau einer der Fuggerei-Häuserzeilen,
sagt Architekt Jacob von Rijs. Die Fuggerei hatte das renommierte niederländische Architekturbüro MVRDV beauftragt. Das Büro blickt auf eine lange Geschichte mit Wohnungsbauprojekten zurück. Es habe alle Arten von Wohnungen in der ganzen Welt entworfen, von Madrid bis Tianjin, wird Jacob van Rijs zitiert. Zum Projekt in Augsburg sagte er bei der Eröffnung Anfang Mai: „Das Gebäude reckt sich sozusagen neugierig der Zukunft und damit den kommenden 500 Jahren entgegen.“Im Inneren wirkt nach seinen Worten der „Hall“betitelte Hauptsaal beinahe wie eine Kathedrale – eine Rampe und verschieden hohe Stufen fühweder ren ins Obergeschoss, können aber auch als Sitzgelegenheiten für Diskussionen oder Kunstveranstaltungen dienen.
Auch der Aufbau des Gebäudes war eine Herausforderung. Zuständig für Statik, Konstruktion und Umsetzung des Holzbauwerks war die Firma Züblin Timber aus Aichach. Für die Außenhülle wurden im Werk in Aichach 36 bis zu 50 Quadratmeter große und bis zu sechs Tonnen schwere Einzelbauteile gefertigt. Zwei Wochen dauerte der Aufbau. „Eine der Herausforderungen des Projekts war der weit auskragende Teil, der mehr als drei Meter über dem Boden frei schwebt. Aufgrund der abhebenden Zugkräfte musste er mit eigens dafür angefertigten 1,8 Tonnen schweren, verdeckt eingebauten Stahlteilen sowie mit 2700 Vollgewindeschrauben verankert werden“, erklärt Rupert Beier, Projektleiter bei Züblin Timber. Überdies musste der Pavillon so konzipiert werden, dass eine Nutzung auch nach dem Jubiläum und an anderer Stelle möglich sei.
Inhaltlich war der Pavillon übrigens nicht als Museum gedacht, weshalb es zur Fuggerei selbst nur einige wenige Informationen gibt. Der Bau sollte von vornherein ein Ort des Austausches sein, an dem sich Menschen treffen und diskutieren können. Vor allem geht es den Fuggerschen Stiftungen darum, die Idee der Sozialsiedlung in die Welt zu tragen und als Inspiration für ähnliches Engagement in anderen Ländern zu dienen. Entsprechend gibt es am Samstag zum Abschluss des Projekts eine prominent besetzte Diskussion mit Darren Walker, Präsident der US-amerikanischen Ford-Stiftung, und der langjährigen Geschäftsführerin der Robert Bosch Stiftung Sandra Breka. Ab 17.30 Uhr geht es um das Thema „Bedürftigkeit meistern“.
Die Fugger hatten zuletzt mehrfach betont, dass der Holzpavillon nachhaltig genutzt werden solle. Was man sich darunter vorstellen könne, wird von Sprecherin Astrid Gabler nicht näher erläutert. Sie hatte allerdings geäußert, es bestehe der „große Wunsch“, dass der Pavillon in der Stadt bleiben soll. Gedacht sei an eine soziale oder kulturelle Nutzung.