Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fugger waren etwas zu blauäugig
S elbstverständlich müssen die Fuggerschen Stiftungen nicht sagen, zu welchem Preis sie den Holzpavillon verkaufen möchten. Dass ein großes öffentliches Interesse besteht, steht jedoch außer Frage. Dafür stand das Bauwerk in den zurückliegenden Wochen zu dominant auf dem Augsburger Rathausplatz, als dass man die Geschichte stillschweigend beenden könnte. Die Zukunft des Pavillons interessiert die Bürgerinnen und Bürger.
Das beharrliche Schweigen über den Verkaufspreis legt den Schluss nahe, dass ein potenzieller Käufer schon etwas tiefer in die Tasche greifen müsste. Einige Hunderttausend Euro sind wohl nicht aus der Luft gegriffen. Wäre der Preis deutlich niedriger, hätten ihn die Stiftungen wohl längst ansatzweise genannt. Dass trotz einiger Interessenten noch kein Käufer gefunden wurde, spricht zudem dafür, dass der Preis eine sehr hohe Hürde sein dürfte.
Es geht nicht darum, dass runde Jubiläum der Fugger nur ansatzweise madig zu machen. Was sich in den zurückliegenden Wochen auf dem Rathausplatz getan hat, war bemerkenswert, einige prominente Gäste kamen deshalb nach Augsburg, unter anderem EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen oder, am Samstag, der Präsident der US-amerikanischen Ford-Stiftung. Die Fuggerei kommt und kam damit völlig zu Recht noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit - nicht nur in Augsburg, sondern auch außerhalb der Stadtgrenzen. Die Fuggerei hat diese Wertschätzung vor allem wegen ihres sozialen Ansatzes verdient. Dass Mieter heute noch für eine Jahresmiete von 88 Cent (die Nebenkosten kommen dazu) in der Fuggerei leben, ist ein Aspekt, der besonders hervorzuheben ist.
Dies hat jedoch nichts mit dem Holzpavillon zu tun, er hat eine eigene Geschichte. Die Fuggerschen Stiftungen müssen sich fragen lassen, ob sie nicht etwas zu blauäugig an die Investition für den Pavillon herangegangen sind. Es dürfte mit Sicherheit eine sehr hohe finanzielle Vorleistung gegeben haben. Ein Verkauf des markanten Gebäudes muss insofern gelingen - auch für die Außendarstellung der Fugger. Dass die hochwertigen Holzbauteile des Gebäudes dauerhaft in einem Lager liegen, wäre gerade auch in Sachen Nachhaltigkeit die schlimmste Vorstellung.