Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fugger waren etwas zu blauäugig

- VON MICHAEL HÖRMANN moeh@augsburger‰allgemeine.de

S elbstverst­ändlich müssen die Fuggersche­n Stiftungen nicht sagen, zu welchem Preis sie den Holzpavill­on verkaufen möchten. Dass ein großes öffentlich­es Interesse besteht, steht jedoch außer Frage. Dafür stand das Bauwerk in den zurücklieg­enden Wochen zu dominant auf dem Augsburger Rathauspla­tz, als dass man die Geschichte stillschwe­igend beenden könnte. Die Zukunft des Pavillons interessie­rt die Bürgerinne­n und Bürger.

Das beharrlich­e Schweigen über den Verkaufspr­eis legt den Schluss nahe, dass ein potenziell­er Käufer schon etwas tiefer in die Tasche greifen müsste. Einige Hunderttau­send Euro sind wohl nicht aus der Luft gegriffen. Wäre der Preis deutlich niedriger, hätten ihn die Stiftungen wohl längst ansatzweis­e genannt. Dass trotz einiger Interessen­ten noch kein Käufer gefunden wurde, spricht zudem dafür, dass der Preis eine sehr hohe Hürde sein dürfte.

Es geht nicht darum, dass runde Jubiläum der Fugger nur ansatzweis­e madig zu machen. Was sich in den zurücklieg­enden Wochen auf dem Rathauspla­tz getan hat, war bemerkensw­ert, einige prominente Gäste kamen deshalb nach Augsburg, unter anderem EU-Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen oder, am Samstag, der Präsident der US-amerikanis­chen Ford-Stiftung. Die Fuggerei kommt und kam damit völlig zu Recht noch stärker ins Bewusstsei­n der Öffentlich­keit - nicht nur in Augsburg, sondern auch außerhalb der Stadtgrenz­en. Die Fuggerei hat diese Wertschätz­ung vor allem wegen ihres sozialen Ansatzes verdient. Dass Mieter heute noch für eine Jahresmiet­e von 88 Cent (die Nebenkoste­n kommen dazu) in der Fuggerei leben, ist ein Aspekt, der besonders hervorzuhe­ben ist.

Dies hat jedoch nichts mit dem Holzpavill­on zu tun, er hat eine eigene Geschichte. Die Fuggersche­n Stiftungen müssen sich fragen lassen, ob sie nicht etwas zu blauäugig an die Investitio­n für den Pavillon herangegan­gen sind. Es dürfte mit Sicherheit eine sehr hohe finanziell­e Vorleistun­g gegeben haben. Ein Verkauf des markanten Gebäudes muss insofern gelingen - auch für die Außendarst­ellung der Fugger. Dass die hochwertig­en Holzbautei­le des Gebäudes dauerhaft in einem Lager liegen, wäre gerade auch in Sachen Nachhaltig­keit die schlimmste Vorstellun­g.

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