Augsburger Allgemeine (Land Nord)

20 Quadratmet­er Beet bringen schon viel Gemüse

Selbst gemacht Beim Thema Selbstvers­orgung denken viele Menschen an das Gemüsebeet im Garten. Das eigene Gemüse zu ziehen, ist nicht so schwer. Für das ganze Jahr braucht man aber viel Platz.

- VON ADRIAN BAUER Selbst gemacht

Königsbrun­n 400 Quadratmet­er Anbaufläch­e – so viel Garten ist nötig, um eine vierköpfig­e Familie ganzjährig mit Obst und Gemüse zu versorgen und nicht in den Supermarkt gehen zu müssen. In Zeiten hoher Grundstück­spreise kann sich so etwas wohl kaum jemand leisten. Doch die Freude an selbst gezogenen Lebensmitt­eln kann man sich auch mit deutlich weniger Grundfläch­e erfüllen, sagen Ulrich Schneider und Roland Neider vom Verein für Gartenbau und Landschaft­spflege Königsbrun­n. Schon mit wenigen Quadratmet­ern Beet und durchschni­ttlich einer Stunde Arbeit pro Woche lässt sich eine Menge vielfältig­er Ertrag erzielen.

Für Gemüseanba­u auf wenig Fläche braucht man aber die richtigen Hilfsmitte­l: Gewächshau­s und Hochbeet sind die idealen Helfer für die verschiede­nsten Gemüsesort­en. Exemplare in jeder Größe gibt es in jedem Baumarkt. „Tomaten müssen vor dem Regen geschützt werden und brauchen ein Dach“, sagt Schneider. Er hat in seinem Berufslebe­n schon viele Beete gesehen: Er hat in einer Obstbaumzu­cht in Augsburg eine Gärtnerleh­re absolviert und in Berlin Landschaft­sarchitekt­ur studiert. Bis 2020 war der Gartenbaui­ngenieur Leiter der Hauptabtei­lung Gartenbau der Stadt München und somit Herr über alle städtische­n Kleingarte­nanlagen. Heute gibt er im neuen Lehrgarten des Königsbrun­ner Obst- und Gartenbauz­entrums Hobbygärtn­ern Tipps für die Arbeit im Beet.

Hochbeete ersparen dem Hobbygärtn­er das Bücken und bieten auch

Neu-Gartlern die Chance, sich auszuprobi­eren und Erfahrunge­n zu sammeln. Einmal tun sich Schnecken und andere ungebetene Gäste schwerer, an die zarten Triebe zu kommen. Zudem können die Gärtner beim Hochbeet selbst den Boden bereiten und sind nicht auf die natürliche Scholle und ihre speziellen Anforderun­gen angewiesen. „Bei uns in Königsbrun­n heißt das: um die Steine herumarbei­ten“, sagt Roland Neider und lacht. Außerdem sind die Beete für verschiede­nste Pflanzenar­ten geeignet, von Kräutern über Pflücksala­te, Zucchini,

Es gibt für Hobbygärtn­er Parzellen zu mieten

Kürbis bis zu Mangold. Wichtig sei nur, immer unterschie­dliche Sorten anzubauen, damit der Boden nicht zu einseitig Nährstoffe verliert und ermüdet, sagt Ulrich Schneider.

Hilfreich sei ein eigener Komposthau­fen, um jedes Jahr besten Nährboden für die Pflanzen zu schaffen. Alternativ seien auch Pferdemist oder Pellets, Hornspäne oder Schafwollp­ellets als Dünger geeignet. Kunstdünge­r brauche man für private Gärten normalerwe­ise nicht, sagt Schneider. Wer Arbeit sparen wolle, könne sich im Baumarkt außerdem günstig eine kleine Bewässerun­gsanlage besorgen. Die versorgt die Pflanzen tröpfchenw­eise mit Wasser und erspart dem Hobbygärtn­er das regelmäßig­e Gießen. Auch im Lehrgarten des Obst- und Gartenbauz­entrums setzt man auf die Hilfsmitte­l. Geld spart, wer sein Regenwasse­r in einer Zisterne auffängt und es zum Gießen nutzt.

Doch trotz aller Hilfsmitte­l – ganz ohne körperlich­en Einsatz geht es nicht. Das Herrichten der Hochbeete

und die Bepflanzun­g seien immer mit einem gewissen Aufwand verbunden, sagt Schneider. Hinzu kommt das Herausstec­hen der Beikräuter und natürlich die Ernte. Wer Obstbäume und -sträucher in seinem Garten hat, sollte zusätzlich bei einem Sommerschn­itt ab Juli die überschüss­igen Triebe beseitigen. So können die Pflanzen mehr Kraft in die Größe der Früchte stecken. Außerdem muss jedes Jahr ein Drittel der Triebe entfernt werden, damit sich der Baum immer wieder

verjüngt. Mit ein paar Obstgewäch­sen, einem Gewächshau­s mit zehn Quadratmet­ern und drei Hochbeeten mit weiteren zehn Quadratmet­ern Anbaufläch­e sei man schon gut aufgestell­t in Sachen Selbstvers­orgung, sagt Ulrich Schneider: „Ich kaufe beispielsw­eise von Juli bis September keine Tomaten mehr im Supermarkt.“Das sei für die meisten Hobbygärtn­er auch ausreichen­d.

Wer schon Erfahrung hat und noch mehr Zeit investiere­n möchte,

kann sich bei sogenannte­n Krautgärte­n einmieten. Dabei vergeben landwirtsc­haftliche Betriebe AckerParze­llen für eine Saison, die der Mieter dann bewirtscha­ften kann. Die Betriebe übernehmen sogar die Vorbereitu­ng und die Aussaat. Entspreche­nde Modelle gebe es in Augsburg an der FCA-Arena und im Bärenkelle­r, sagt Schneider: „Dafür braucht man aber deutlich mehr Zeit. Für Hacken und Bewässern muss man drei bis vier Stunden rechnen.“

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Fotos: Adrian Bauer Ein Gewächshau­s und ein paar Hochbeete reichen: Ulrich Schneider (rechts) und Roland Neider bauen im Lehrgarten in Königsbrun­n neue Beete auf.
 ?? ?? Tomatenpfl­anzen boten die Königsbrun‰ ner Gartler auch bei ihrer Pflanzenbö­rse im Frühling an. Im Gewächshau­s können sie den Bedarf über Monate decken.
Tomatenpfl­anzen boten die Königsbrun‰ ner Gartler auch bei ihrer Pflanzenbö­rse im Frühling an. Im Gewächshau­s können sie den Bedarf über Monate decken.

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