Augsburger Allgemeine (Land Nord)
20 Quadratmeter Beet bringen schon viel Gemüse
Selbst gemacht Beim Thema Selbstversorgung denken viele Menschen an das Gemüsebeet im Garten. Das eigene Gemüse zu ziehen, ist nicht so schwer. Für das ganze Jahr braucht man aber viel Platz.
Königsbrunn 400 Quadratmeter Anbaufläche – so viel Garten ist nötig, um eine vierköpfige Familie ganzjährig mit Obst und Gemüse zu versorgen und nicht in den Supermarkt gehen zu müssen. In Zeiten hoher Grundstückspreise kann sich so etwas wohl kaum jemand leisten. Doch die Freude an selbst gezogenen Lebensmitteln kann man sich auch mit deutlich weniger Grundfläche erfüllen, sagen Ulrich Schneider und Roland Neider vom Verein für Gartenbau und Landschaftspflege Königsbrunn. Schon mit wenigen Quadratmetern Beet und durchschnittlich einer Stunde Arbeit pro Woche lässt sich eine Menge vielfältiger Ertrag erzielen.
Für Gemüseanbau auf wenig Fläche braucht man aber die richtigen Hilfsmittel: Gewächshaus und Hochbeet sind die idealen Helfer für die verschiedensten Gemüsesorten. Exemplare in jeder Größe gibt es in jedem Baumarkt. „Tomaten müssen vor dem Regen geschützt werden und brauchen ein Dach“, sagt Schneider. Er hat in seinem Berufsleben schon viele Beete gesehen: Er hat in einer Obstbaumzucht in Augsburg eine Gärtnerlehre absolviert und in Berlin Landschaftsarchitektur studiert. Bis 2020 war der Gartenbauingenieur Leiter der Hauptabteilung Gartenbau der Stadt München und somit Herr über alle städtischen Kleingartenanlagen. Heute gibt er im neuen Lehrgarten des Königsbrunner Obst- und Gartenbauzentrums Hobbygärtnern Tipps für die Arbeit im Beet.
Hochbeete ersparen dem Hobbygärtner das Bücken und bieten auch
Neu-Gartlern die Chance, sich auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln. Einmal tun sich Schnecken und andere ungebetene Gäste schwerer, an die zarten Triebe zu kommen. Zudem können die Gärtner beim Hochbeet selbst den Boden bereiten und sind nicht auf die natürliche Scholle und ihre speziellen Anforderungen angewiesen. „Bei uns in Königsbrunn heißt das: um die Steine herumarbeiten“, sagt Roland Neider und lacht. Außerdem sind die Beete für verschiedenste Pflanzenarten geeignet, von Kräutern über Pflücksalate, Zucchini,
Es gibt für Hobbygärtner Parzellen zu mieten
Kürbis bis zu Mangold. Wichtig sei nur, immer unterschiedliche Sorten anzubauen, damit der Boden nicht zu einseitig Nährstoffe verliert und ermüdet, sagt Ulrich Schneider.
Hilfreich sei ein eigener Komposthaufen, um jedes Jahr besten Nährboden für die Pflanzen zu schaffen. Alternativ seien auch Pferdemist oder Pellets, Hornspäne oder Schafwollpellets als Dünger geeignet. Kunstdünger brauche man für private Gärten normalerweise nicht, sagt Schneider. Wer Arbeit sparen wolle, könne sich im Baumarkt außerdem günstig eine kleine Bewässerungsanlage besorgen. Die versorgt die Pflanzen tröpfchenweise mit Wasser und erspart dem Hobbygärtner das regelmäßige Gießen. Auch im Lehrgarten des Obst- und Gartenbauzentrums setzt man auf die Hilfsmittel. Geld spart, wer sein Regenwasser in einer Zisterne auffängt und es zum Gießen nutzt.
Doch trotz aller Hilfsmittel – ganz ohne körperlichen Einsatz geht es nicht. Das Herrichten der Hochbeete
und die Bepflanzung seien immer mit einem gewissen Aufwand verbunden, sagt Schneider. Hinzu kommt das Herausstechen der Beikräuter und natürlich die Ernte. Wer Obstbäume und -sträucher in seinem Garten hat, sollte zusätzlich bei einem Sommerschnitt ab Juli die überschüssigen Triebe beseitigen. So können die Pflanzen mehr Kraft in die Größe der Früchte stecken. Außerdem muss jedes Jahr ein Drittel der Triebe entfernt werden, damit sich der Baum immer wieder
verjüngt. Mit ein paar Obstgewächsen, einem Gewächshaus mit zehn Quadratmetern und drei Hochbeeten mit weiteren zehn Quadratmetern Anbaufläche sei man schon gut aufgestellt in Sachen Selbstversorgung, sagt Ulrich Schneider: „Ich kaufe beispielsweise von Juli bis September keine Tomaten mehr im Supermarkt.“Das sei für die meisten Hobbygärtner auch ausreichend.
Wer schon Erfahrung hat und noch mehr Zeit investieren möchte,
kann sich bei sogenannten Krautgärten einmieten. Dabei vergeben landwirtschaftliche Betriebe AckerParzellen für eine Saison, die der Mieter dann bewirtschaften kann. Die Betriebe übernehmen sogar die Vorbereitung und die Aussaat. Entsprechende Modelle gebe es in Augsburg an der FCA-Arena und im Bärenkeller, sagt Schneider: „Dafür braucht man aber deutlich mehr Zeit. Für Hacken und Bewässern muss man drei bis vier Stunden rechnen.“