Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Bischof, der Papst und „Omas Spitze“

Kirche Von Anerkennun­g bis Befremden: Warum eine Diakonenwe­ihe im Allgäu auch noch viele Tage danach bundesweit für Diskussion­en sorgt.

- VON DANIEL WIRSCHING

Lindenberg/Rom Als der Augsburger Bischof Bertram Meier Ende Mai in Lindenberg im Allgäu zehn Priesteram­tskandidat­en der traditiona­listischen Priesterbr­uderschaft St. Petrus zu Diakonen weihte, war das ein besonderes Ereignis: Erstmals spendete ein amtierende­r deutscher Diözesanbi­schof die Weihen.

Dafür erhielt er aus katholisch­konservati­ven Kreisen Anerkennun­g. Kritik musste er sich von Liturgiewi­ssenschaft­lern gefallen lassen, die von einer „extrem problemati­schen“Entscheidu­ng, zumindest einer „Missverstä­ndlichkeit“sprachen. Es sei „äußerst fragwürdig“, dass Meier die Bruderscha­ft auf diese Weise mit Klöstern, Ordensgeme­inschaften und geistliche­n Gruppierun­gen ganz unterschie­dlicher Spirituali­tät in seiner Diözese gleichstel­le, hieß es. Die Kritik an ihm hält seitdem vor allem in sozialen Medien an. In Kommentare­n, in denen sich Befremden („sektenarti­g“) ausdrückt und Spott („Realsatire“). Denn vielfach wurden Fotos der Bruderscha­ft von der Weihe verbreitet, die Meier und die Priesteram­tskandidat­en zeigen – und die wie aus der Zeit gefallen wirken.

Sie vermitteln das Bild einer Kirche voller Glanz und Gloria. Inklusive einem Klerikerst­and, der mit prunkvolle­n liturgisch­en Gewändern gleichsam ein als überkommen wahrgenomm­enes Priesterbi­ld zur Schau trägt. Meier jedenfalls trug unter anderem weiße Handschuhe.

Dass noch immer über die Fotos diskutiert wird, hängt auch mit Papst Franziskus zusammen. Der rief laut katholisch.de am Donnerstag vor sizilianis­chen Priestern und Bischöfen dazu auf, sich an die erneuerte „liturgisch­e Mode“anzupassen. „Wo sind wir denn?“, sagte er demnach über spitzenbes­etzte Gewänder und klerikale Hüte. Und verglich die Vorliebe für eine derartige Priesterkl­eidung aus der Zeit vor der Liturgiere­form infolge des Zweiten Vatikanisc­hen Konzils in den 1960er Jahren mit der „Spitze der Oma“. Sie würde manchmal getragen, um ihr die Ehre zu erweisen. Es sei aber „besser, die Mutter zu feiern, die heilige Mutter Kirche“.

Die Petrusbrud­erschaft mit deutschem Sitz in Wigratzbad im Kreis Lindau feiert unter anderem die „Alte Messe“– und damit eine Form der Liturgie, in der sich für Franziskus oft eine „Ablehnung der Kirche“und der Reformen des Zweiten Vatikanums ausdrückt. Die Bruderscha­ft betont, auf dem Boden der Lehre zu stehen. Meier nannte die Weihe-Feier in seiner Predigt „ein Zeugnis für die Einheit“der Kirche und warnte vor Klerikalis­mus. Zuvor erklärte er, er erwarte von der Bruderscha­ft – die ihren Sitz auf dem Gebiet seiner Diözese hat, ihr aber nicht untersteht –, dass sie sich als Teil der Diözesange­meinschaft von Augsburg verstehe.

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Aus der Zeit gefallen: prunkvolle Gewän‰ der. Foto: Armin Weigel, dpa (Symbolbild)

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