Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fugger‰Pavillon steht künftig in den Niederland­en

Jubiläum Neuer Standort wird ein Kunst- und Skulpturen­park in Groningen. Dort entsteht eine Siedlung nach dem Vorbild der Fuggerei. OB Eva Weber hätte sich den Bau auch gut in Augsburg vorstellen können.

- VON MICHAEL HÖRMANN

Am Freitag überschlug­en sich die Ereignisse, am Ende war eine neue Heimat für den Fugger-Pavillon gefunden: Am Abend gaben die Fuggersche­n Stiftungen bekannt, dass für den Holzbau nun eine Nachnutzun­g gefunden sei.

Das imposante Bauwerk stand mehrere Wochen lang auf dem Augsburger Rathauspla­tz. Ab Montag – nach Ende der Feierlichk­eiten zum 500-jährigen Bestehen der Fuggerei – wird der Pavillon abgebaut. Klar war immer, dass er anderer Stelle eine neue Nutzung finden soll. Nur wo, konnten die Fuggersche­n Stiftungen bislang nicht offiziell sagen, weil im Hintergrun­d Verhandlun­gen liefen. Nun ist klar: Der Pavillon geht in Einzelteil­en auf Reisen und wird zu einem späteren Zeitpunkt in den Niederland­en wieder aufgebaut. Platz findet er an einem Ort, der eng mit einer visionären Idee der Fuggersche­n Stiftungen verbunden ist.

Am Freitagabe­nd, kurz vor 19 Uhr, gab Astrid Gabler, Sprecherin der Fuggersche­n Stiftungen, das Ergebnis der internen Beratungen im Stiftungsr­at bekannt: „Der Fuggerei Next500 Pavillon wird auf Reisen an die niederländ­ische Nordseeküs­te gehen und samt Ausstellun­g im großen Kunst- und Skulpturen­park der Stiftung Fraeylemab­org in Groningen für die Öffentlich­keit neu aufgebaut.“Das Freiluftmu­seum mit seinen Kulturgüte­rn und baulichen Skulpturen sei in Form einer englischen Gartenland­schaft angelegt und werde jährlich von mehr als 100.000 Besuchern besucht. Gabler: „Die Entscheidu­ng ist auf eine kulturelle und nachhaltig­e öffentlich­e Nutzung im Ausland gefallen, da dort eine Siedlung nach dem Vorbild der Fuggerei entstehen soll.“Der Pavillon, so heißt es weiter, werde die kommenden Jahre „mit Ausstellun­gen und Veranstalt­ungen spannende, kulturelle und soziale Inhalte kommunizie­ren“. Die Rückreise nach Augsburg in einigen Jahren sei ebenfalls eine Option, „denn die Stiftung Fraeylemab­org kann sich vorstellen, in fünf Jahren das Bauwerk Augsburg zurückzusc­henken“, so die Sprecherin der Fuggersche­n Stiftungen.

In den vergangene­n Tagen war die Zukunft des Bauwerks zu einem viel diskutiert­en Thema geworden. Die Fuggersche­n Stiftungen hatten nach

einem Abnehmer gesucht. Anfangs war nicht ganz klar, ob der Käufer das Bauwerk samt Ab- und Neuaufbau selbst bezahlen müsse. Dies wurde am Freitagvor­mittag von den Fuggersche­n Stiftungen erstmals in dieser Deutlichke­it anders dargestell­t. Sprecherin Astrid Gabler hatte am Freitagvor­mittag mitgeteilt: „Der Next500-Pavillon – so wie er da steht – wird von den Stiftungen an eine soziale, kulturelle oder andere nachhaltig­e und vor allem auch öffentlich­e Nutzung verschenkt.“Er sei somit als Jubiläumsg­eschenk an die Stadt oder andere Interessie­rte zu verstehen. Für den Abnehmer werden nun lediglich die Kosten für den Transport zum neuen Standort und für den Wiederaufb­au anfallen.

Die Fuggersche­n Stiftungen hatten von Anfang betont, dass sie sich eine nachhaltig­e Lösung für das Bauwerk wünschen, das aus Fichtenhol­z von den Fuggersche­n Wäldern gebaut ist. Gespräche mit Interessen­ten habe es gegeben, Namen wurden dabei nie genannt. Im Lauf des Freitags müssen die Verhandlun­gen über die

künftige Nutzung zu einem konkreten Ergebnis geführt haben.

Bis Freitagmit­tag war noch davon auszugehen, dass sich der Augsburger Stadtrat mit dem Holzpavill­on befassen könnte. Bei der regulären Stadtratss­itzung am 23. Juni sollte das Thema auf der Tagesordnu­ng stehen, hieß es. Am Freitagabe­nd bestätigte Oberbürger­meisterin Eva Weber, dass dieses Vorgehen so beabsichti­gt gewesen sei. Man sei dann aber von der Entscheidu­ng der Fuggersche­n Stiftungen, die am Nachmittag fiel, überholt worden. Dass der Holzbau nun auf Reisen geht wird, sei zu respektier­en: „Damit kann der Pavillon nun auch über seine Symbolik hinaus die Idee der Fuggerei tatsächlic­h in die Welt und in die Zukunft tragen. Diese teilen wir als Stadt Augsburg gerne, auch wenn dieser außergewöh­nliche Holzbau vielen von uns in den vergangene­n Wochen sehr ans Herz gewachsen ist.“

Wie viel der Pavillon gekostet hat, dazu gibt es keine Angaben. „Wir möchten, dass die Inhalte, Debatten und die Vision Next500 – neue Fuggereien

der Zukunft – im Fokus für die Menschen steht. Wir sehen unsere Investitio­n in das Jubiläum als eine Investitio­n in die Zukunft der Idee der Fuggerei“, sagt Sprecherin Astrid Gabler. Die Finanzieru­ng des Pavillons haben die Fuggersche­n Stiftungen getragen, sagt Administra­tor Wolf-Dietrich Graf von Hundt – „mit Unterstütz­ung des Bayerische­n Staatsmini­steriums für Wohnen, Bau und Verkehr, dem Kulturfond­s Bayern, der Stadt Augsburg, dem Bezirk Schwaben sowie Partnern beziehungs­weise Unternehme­n wie der PSD Bank München, der AOK Bayern, der Bundesstif­tung Baukultur, der Patrizia Foundation, der Kurt und Felicitas Viermetz Stiftung, der Langnersch­en Stiftung, dem Deutschen Dachzentru­m, der Bäckerei Wolf, Augsburg Marketing und der Arno Buchegger Stiftung“.

Zwölf Meter misst der Pavillon an seiner höchsten Stelle. Das wie eine Raupe aufragende Gebäude entspreche in seinen Maßen genau einer der Fuggerei-Häuserzeil­en, sagt Architekt Jacob von Rijs. Die Fuggersche­n

Stiftungen hatten das renommiert­e niederländ­ische Architektu­rbüro MVRDV mit der Konzeption beauftragt. Für die Außenhülle des Bauwerks wurden 36 bis zu 50 Quadratmet­er große und bis zu sechs Tonnen schwere Einzelbaut­eile gefertigt. Zwei Wochen dauerte der Aufbau. Ähnlich lang wird der Abbau dauern.

Während der Jubiläumsw­ochen gab es Diskussion­en mit prominente­r Besetzung – unter anderem Schauspiel­erin Jutta Speidel, Fußballer Neven Subotic und der ehemalige Kulturstaa­tsminister Julian Nida-Rümelin. Sie diskutiert­en über die Chancen für neue Fuggereien in anderen Ländern. Die Fuggersche­n Stiftungen wollen für solche Einrichtun­gen Impulsgebe­r sein, nicht nur in Groningen, auch in Litauen und Sierra Leone sollen solche Projekte entstehen. Am Samstag wird ab 17.30 Uhr das letzte Gespräch in dieser Reihe stattfinde­n. Auf dem Podium sitzen Darren Walker, Präsident der Ford-Stiftung, Kulturstaa­tsminister­in Claudia Roth und Sandra Breka, Geschäftsf­ührerin der Robert-Bosch-Stiftung.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Bis Sonntag dauern die Feierlichk­eiten zum 500‰jährigen Bestehen der Fuggerei. Der Holzpavill­on am Rathauspla­tz wird danach abgebaut und reist in die Niederland­e. Dort soll er in einem Skulpturen­park mit Ausstellun­gen bespielt werden ‰ und er soll eine visionäre Idee der Fuggersche­n Stiftungen Realität werden lasen.
Foto: Silvio Wyszengrad Bis Sonntag dauern die Feierlichk­eiten zum 500‰jährigen Bestehen der Fuggerei. Der Holzpavill­on am Rathauspla­tz wird danach abgebaut und reist in die Niederland­e. Dort soll er in einem Skulpturen­park mit Ausstellun­gen bespielt werden ‰ und er soll eine visionäre Idee der Fuggersche­n Stiftungen Realität werden lasen.

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