Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Ungleicher Wettbewerb
Erdbeeren aus Gessertshausen, Spargel aus Bobingen, Salat aus Emersacker – Essen aus der Heimat liegt im Trend. In Zeiten von Pandemie und Lockdown entdeckten viele die Region neu. Und mit ihr auch die Produkte von Höfen in der Umgebung. Gerne wird betont, dass die ja deutlich besser schmecken als günstige Discounterware. Doch das hat seinen Preis. Und die Unterschiede werden immer größer. Während Erdbeeren im Discounter im Schnitt günstiger sind als in den Jahren zuvor, müssen Landwirte aus der Region mehr verlangen. Vereinzelt führte dieses Ungleichgewicht andernorts sogar schon dazu, dass Bauern ihre Ernte absichtlich vernichteten – aus Frust über die Preispolitik des Einzelhandels.
Die Landwirte appellieren an die Verbraucher: Wer Qualität aus der Region haben möchte, muss bereit sein, dafür zu zahlen, sagen sie. Das ist verständlich, greift aber zu kurz. Wer es sich leisten kann und möchte, dass es auch in Zukunft noch eine Vielfalt an Produkten aus der Heimat gibt, der sollte nicht am falschen Ende sparen. Allerdings wird die Anzahl derjenigen, die wegen explodierender Energiepreise oder Inflation kaum noch Geld übrig haben, immer größer. Ihnen vorzuwerfen, beim Einkaufen auf jeden Euro zu schauen, ist der falsche Weg. Stattdessen sollte das Ungleichgewicht im Wettbewerb zwischen Einzelhandel und Landwirtschaft angegangen werden.