Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Ungleicher Wettbewerb

- VON PHILIPP KINNE kinp@augsburger‰allgemeine.de

Erdbeeren aus Gessertsha­usen, Spargel aus Bobingen, Salat aus Emersacker – Essen aus der Heimat liegt im Trend. In Zeiten von Pandemie und Lockdown entdeckten viele die Region neu. Und mit ihr auch die Produkte von Höfen in der Umgebung. Gerne wird betont, dass die ja deutlich besser schmecken als günstige Discounter­ware. Doch das hat seinen Preis. Und die Unterschie­de werden immer größer. Während Erdbeeren im Discounter im Schnitt günstiger sind als in den Jahren zuvor, müssen Landwirte aus der Region mehr verlangen. Vereinzelt führte dieses Ungleichge­wicht andernorts sogar schon dazu, dass Bauern ihre Ernte absichtlic­h vernichtet­en – aus Frust über die Preispolit­ik des Einzelhand­els.

Die Landwirte appelliere­n an die Verbrauche­r: Wer Qualität aus der Region haben möchte, muss bereit sein, dafür zu zahlen, sagen sie. Das ist verständli­ch, greift aber zu kurz. Wer es sich leisten kann und möchte, dass es auch in Zukunft noch eine Vielfalt an Produkten aus der Heimat gibt, der sollte nicht am falschen Ende sparen. Allerdings wird die Anzahl derjenigen, die wegen explodiere­nder Energiepre­ise oder Inflation kaum noch Geld übrig haben, immer größer. Ihnen vorzuwerfe­n, beim Einkaufen auf jeden Euro zu schauen, ist der falsche Weg. Stattdesse­n sollte das Ungleichge­wicht im Wettbewerb zwischen Einzelhand­el und Landwirtsc­haft angegangen werden.

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