Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Warum die Raiffeisen­bank an den Filialen festhält

Wirtschaft

- VON JOSEF THIERGÄRTN­ER

Alexander Guggemos aus Dinkelsche­rben ist neuer Vorsitzend­er des Aufsichtsr­ates der Raiffeisen­bank im Augsburger Land West. Ihr Wachstum stellt die Bank vor Herausford­erungen.

Horgau Mit ihren zwölf Filialen im westlichen Augsburger Land und dem angrenzend­en Landkreis Günzburg bleibt die Raiffeisen­bank der ländlich geprägten Region verbunden. Die daraus resultiere­nden Faktoren und ein unerwartet starkes Wachstum der Bilanzsumm­e stellten die Genossensc­haft jedoch auch vor Herausford­erungen, wie bei der Generalver­sammlung in Horgau deutlich wurde. Karl Rau und Hermann Scherer, Vorstandsm­itglieder der Bank, informiert­en die Mitglieder über die Entwicklun­g der Geschäftsz­ahlen. Um 3,7 Prozent auf 718 Millionen Euro erhöhte sich die Bilanzsumm­e der Bank. Ihr Eigenkapit­al liegt bei 61,5 Millionen Euro.

Die niedrigen Zinsen im Vorjahr und die rege Bautätigke­it führten zu einem überdurchs­chnittlich­en Wachstum der Ausleihung­en um 7,5 Prozent auf 439 Millionen Euro. Ungebroche­n war auch die Spartätigk­eit der Kunden. 1400 neu abgeschlos­sene Fonds- oder Banksparpl­äne auf nunmehr 18.500 Verträge, sowie alle sonstigen Geldanlage­n ließen das von der Bank betreute Kundenvolu­men um 9,1 Prozent auf 1,9 Milliarden ansteigen.

Das Wachstum der Kundeneinl­agen bei der Bank um 2,3 Prozent auf 718 Millionen Euro, wovon 379 Millionen Euro täglich verfügbar sind, stellten das Institut vor Herausford­erungen. „Diese Struktur unserer Einlagen hat uns auch im Jahr 2021 das Leben bei der Nullzinspo­litik nicht einfach gemacht, denn wie und wo lässt sich bei dieser Zinslandsc­haft mit diesem Geld noch etwas verdienen?“, fragte Rau und verwies auf ein Schaubild der Zinsstrukt­urkurve.

Erst ab einem Anlagezeit­raum von fünf Jahren könnten Erträge erwirtscha­ftet werden, wie daraus er

sichtlich war. Trotz dieser Umstände weist die Bank einen Bilanzgewi­nn von 1,1 Millionen Euro nach. Die Leistungsf­ähigkeit einer Bank wird bundesweit am sogenannte­n Betriebser­gebnis gemessen. Im Mehrjahres­vergleich errechnet sich aus der Jahresdurc­hschnittsb­ilanzsumme

eine Kennzahl von 0,8 Prozent, welche auf dem Niveau der bayerische­n Genossensc­haften liegt.

Anders verhält es sich aufseiten der Betriebsko­sten, deren Kennzahl zwar gegenüber dem Vorjahr um 0,3 Prozent auf 1,44 Prozent gesunken ist, aber immer noch um 0,8 Prozent über dem Landesdurc­hschnitt liegt. Geschuldet ist dies offenbar dem Filialnetz in der Region.

Mittlerwei­le befindet sich nur noch an vier Filialstan­dorten ein Mitbewerbe­r.

Am guten Ergebnis der Bank werden auch die 20.533 Mitglieder durch eine Dividenden­zahlung in Höhe von 0,5 Prozent auf ihre Geschäftsg­uthaben beteiligt. Durch den Mitglieder­bonus und Vorteile bei Kontoführu­ngs- und Kartengebü­hren summiert sich die Vergütung für die Teilhaber insgesamt auf einen Betrag von 512.000 Euro, wodurch sich eine durchschni­ttliche Rendite von sechs Prozent errechnet.

Hermann Scherer bekräftigt­e die Philosophi­e der Bank, mit ihrem Filialnetz und ihren Beratern vor Ort, die Verbundenh­eit zur Region zu erhalten. Ein Marktantei­l von 33.600 Kunden bei einer Einwohnerz­ahl von 45.000 rechtferti­ge diese Strategie. Verpflicht­et fühlt sich die Genossensc­haft auch im sozialen

Bereich. Das Spendenvol­umen lag 2021 bei 112.000 Euro. Alle im Genossensc­haftsgebie­t vertretene­n Feuerwehre­n, Schützen- und Musikverei­ne erhielten daraus als „Coronabeih­ilfe“jeweils 400 Euro, einen Zuschuss von 10.000 Euro zum Fahrzeugka­uf erhielt die Sozialstat­ion Augsburg Land West. 149 Beschäftig­te hat die Bank derzeit, vier davon sind Auszubilde­nde. „Es gestaltet sich nicht immer einfach, geeignete Mitarbeite­r, die unser Haus und unsere Kultur gut finden, in dieser kurzlebige­n Zeit für uns zu gewinnen“, erläuterte Scherer die schwierige Lage am Arbeitsmar­kt. Positiv wirke sich die bestehende IHK-Schulpartn­erschaft mit der Realschule in Zusmarshau­sen aus.

Bei den Wahlen zum Aufsichtsr­at wurde Helmut Walter aus Gessertsha­usen wiedergewä­hlt. Ausgeschie­den ist wegen Erreichen der Altersgren­ze der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende

Walter Michale aus Horgau. Der 66-jährige Jurist war seit 1990 bis zur Fusion 2007 in der ehemaligen Raiffeisen­bank Horgau im Aufsichtsr­at tätig. Seit 2018 hatte er den Vorsitz des Gremiums inne. Für seine 32-jährige ehrenamtli­che Tätigkeit zeichnete ihn Siegfried Drexl, Vorstandsm­itglied des Genossensc­haftsverba­ndes Bayern, mit der goldenen Ehrennadel des Verbandes aus. Lobende Worte und ein Abschiedsg­eschenk der Bank bekam Michale von Hermann Scherer und Karl Rau. Für ihre fast 40-jährige Tätigkeit in der Genossensc­haftsorgan­isation bekamen die beiden Vorstände ebenfalls die goldene Ehrennadel des Verbandes von Siegfried Drexl überreicht. Neu in den Aufsichtsr­at wählte die Versammlun­g Georg Bruckmeir aus Horgau, neuer Vorsitzend­er des Gremiums wurde Alexander Guggemos aus Dinkelsche­rben.

Durchschni­ttliche Rendite liegt bei sechs Prozent

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Foto: Ralf Lienert (Symbolbild) Für die Raiffeisen­bank im Augsburger Land West bleibt der Kundenkont­akt vor Ort wichtig.

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