Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Die Frage der Woche Soll er doch gehen, der Lewandowsk­i?

- FLORIAN EISELE CONTRA MARCO SCHEINHOF

VPRO iele Menschen lieben tägliche Seifenoper­n. Und ebenfalls viele Menschen lieben Fußball. Insofern bietet das Wechselthe­ater um Robert Lewandowsk­i und den FC Bayern beste Unterhaltu­ng für ein großes Schnittmen­genpubliku­m. Sogar Lewandowsk­is (bisheriger) Mitspieler Thomas Müller sieht das mit Humor: Ihn „stört es nicht, wenn das Süppchen weiterkoch­t“, sagte der Nationalsp­ieler kürzlich dazu.

Und dennoch sollte dem FC Bayern daran gelegen sein, die Daily Soap um Lewa und den

FCB schnell ins ewige Serien-Aus zu befördern. Denn mit jeder neuen Eskalation­sstufe, die Lewandowsk­i und sein Berater zünden (zuletzt sei sogar etwas in ihm „erloschen“, gab der Stürmer zu Protokoll), wird nicht nur neues Porzellan zwischen Verein und Spieler zerschlage­n – auch die Vorstellun­g, dass der Pole nochmals im Bayern-Trikot zu sehen sein wird, gerät immer unrealisti­scher.

Und dann könnte der FC Bayern den Kicker auch gleich verkaufen und noch recht passables Geld für einen bald 34 Jahre alten Fußball-Profi einstreich­en. Woher der mit 1,3 Milliarden Euro verschulde­te FC Barcelona die kolportier­ten 35 Millionen Euro hat, ist wiederum eine Frage, mit der sich die Bayern nicht herumschla­gen müssten. Ebenso wenig wie mit dem gesamten Thema Lewandowsk­i. Klar hat der Stürmer einen Vertrag, der ihn noch ein Jahr an den Verein bindet, klar wäre ein wechselwil­liger Profi, der seinen Willen bekommt, eine Schmach für den stolzen FC Bayern. Aber unterm Strich könnte der deutsche Vorzeigekl­ub von einem schnellen Abgang seines einstigen Tor-Darlings profitiere­n: Nämlich dann, wenn mit dem Geld aus Barcelona ein neuer, jüngerer Angreifer verpflicht­et wird, der richtig Lust auf den Klub hat. Und keine tägliche Seifenoper aufführt.

Profifußba­ller sind es nicht gewohnt, dass ihnen Grenzen gesetzt werden. Alles scheint für sie erreichbar. Sie führen ein privilegie­rtes Leben. Vieles wird ihnen im Alltag abgenommen, um vieles müssen sie sich erst gar nicht kümmern. Umso erstaunter scheint der ein oder andere zu sein, wenn sich eben doch nicht alle Wünsche erfüllen. Robert Lewandowsk­i hat recht klar gesagt, dass er den FC Bayern München in diesem Sommer verlassen möchte. Dumm nur, dass sein Vertrag das ohne Einwilligu­ng des Vereins nicht zulässt. Eine weitere Saison ist der polnische Stürmer noch an die Münchner gebunden. Und die scheinen nicht bereit, ihn vorzeitig nach Barcelona ziehen zu lassen. Zumindest haben die sportlich Verantwort­lichen um Oliver Kahn das bislang so geäußert. Nun kann es ein Fehler sein, einen Spieler zwanghaft zu binden. Die Münchner würden keine Ablösesumm­e kassieren, sollte Lewandowsk­i erst in einem Jahr nach seinem Vertragsen­de den Verein verlassen. Zudem müssten sie weiterhin das üppige Gehalt für einen Spieler zahlen, der womöglich keine allzu große Lust mehr verspürt, seine bislang makellosen Leistungen bedingungs­los fortzuführ­en. Selbst einem tadellosen Profisport­ler wie Lewandowsk­i könnte es an Ehrgeiz mangeln, wenn er zwanghaft bleiben muss. Anderersei­ts wäre es ein starkes Zeichen, das die Münchner aussenden würden. Sie würden sich nicht einem Spieler und dessen Beratersta­b beugen. Robert Lewandowsk­i hatte den öffentlich­en Weg gewählt, um seinen Wechselwun­sch voranzutre­iben. Das ist legitim, zeugt aber nicht von gutem Stil. Zumal er den Münchner Bossen vorwarf, es an Loyalität und Respekt mangeln zu lassen. Vielleicht sollte er sich die Frage stellen, ob nicht genau das eher bei ihm der Fall ist.

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