Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Pferdchen so groß wie Füchse

Ach so! Vor vielen Millionen Jahren sahen Pferde noch ganz anders aus als heute. Sie hatten kurze Beine und huschten durch eine Art Unterwald.

- VON STEFANIE PAUL (dpa)

Nanu, was ist denn das für ein putziges Tierchen? Das dachten sich wohl einige Arbeiter, als sie vor rund 100 Jahren ein versteiner­tes Skelett fanden. Die Männer schufteten gerade in der Grube Messel, einem Tagebau nahe der Stadt Darmstadt im heutigen Bundesland Hessen. Sie bauten damals ein spezielles Gestein ab, Ölschiefer genannt. Dabei fanden sie die uralten Knochen eines Tieres.

Dieses Tier war etwa so groß wie ein Fuchs, hatte einen kleinen Schwanz, kurze Beine und mehrere Zehen mit Hufen dran. Forschende fanden heraus: Die Knochen gehörten zu einem Urpferd. Es lebte vor etwa 48 Millionen Jahren. Die Dinosaurie­r waren schon ausgestorb­en, das Klima hatte sich verändert und so entwickelt­en sich immer mehr Säugetier-Arten, darunter die Urpferdche­n. „Die Tiere unterschei­den sich in vielen Dingen von unseren heutigen Pferden“, erklärt der Fachmann Ulrich Kotthoff. Zum Beispiel waren sie viel, viel kleiner als heutige Pferde.

Das hat unter anderem mit der Landschaft und dem Klima zu tun. Vor vielen Millionen sah es auf der Erde noch ganz anders aus: Die Kontinente waren anders angeordnet, einige Gebirge gab es noch nicht, der Meeresspie­gel war viel höher und dementspre­chend verliefen auch die Meeresströ­mungen anders. Das Klima war deutlich wärmer als heute und das Land war von einer Art Urwald bewachsen.

„Durch ihre geringe Größe waren die Urpferdche­n perfekt an ihren Lebensraum angepasst“, sagt Ulrich Kotthoff. Mit ihren kurzen Beinen konnten sie flink und wendig zwischen den Bäumen hindurchhu­schen. Dabei ernährten sich die Tiere wohl vor allem von Blättern. Was man an ihrem Gebiss – vor allem an den Backenzähn­en – erkennen könne, sagt der Experte. Die Zähne haben noch rundliche Höcker, typisch für einen Laubfresse­r. Bei unseren heutigen Pferden sind die Backenzähn­e dagegen abgeflacht. Kein Wunder, sie ernähren sich ja vor allem von Gras.

Die körperlich­e Veränderun­g hat sich im Laufe von vielen Millionen Jahren ergeben: Es wurde kälter auf der Erde, der dichte Wald ging immer mehr zurück und weite Graslandsc­haften entstanden. Die Tiere wurden größer und aus mehreren Zehen wurde ein einziger großer Zeh. „Allerdings war das keine zielgerich­tete Entwicklun­g. Es gab viele Seitenlini­en, die heute ausgestorb­en sind“, sagt Ulrich Kotthoff.

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Fotos: dpa Vor rund 48 Millionen Jahren lebten auf der Erde noch Urpferdche­n. Sie waren viel kleiner als heutige Pferde und ernährten sich hauptsächl­ich von Blättern.

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