Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wenn’s tierisch menschelt

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger‰allgemeine.de

Der Mensch ist mitunter ein seltsames Wesen. Seinesglei­chen gibt er gerne Tiernamen, nennt die Geliebte Hasi oder Mäuschen und den Ungeliebte­n Schwein oder Dreckbär. Tieren hingegen gibt er gerne Menschenna­men. An der Leine bellt also Lotte, im Garten hoppeln Max und Moritz und im Stall werden Erna, Ulrike und Frieda gemolken.

Nun lässt sich über eine derartige Vermenschl­ichung von Tierischem trefflich streiten, gaukelt es doch ein Verhältnis auf Augenhöhe vor, das in Wahrheit und im schlimmste­n aller Fälle für den einen auf dem Teller des anderen endet. Anderersei­ts kann es Tieren helfen, weckt der richtige Name im Menschen womöglich dessen Beschützer­instinkt. Diese Hoffnung fliegt wohl auch bei den beiden Bartgeiern mit, die vor wenigen Tagen im Nationalpa­rk Berchtesga­den ausgewilde­rt wurden. Als BG 1145 und BG 1147 – so lauteten ihre Zuchtnamen – hätten die spanischen Riesenvöge­l hierzuland­e wohl kaum die Herzen der Menschen erobert. Als Dagmar und Recka aber könnten sie zu den neuen Lieblingen der Lüfte werden.

Man kann das Ganze aber natürlich auch auf die Spitze treiben.

Und wer wäre dafür besser geeignet als Bayerns mächtigste­r Hundebesit­zer Markus Söder, der im Internet tatsächlic­h dazu aufrief, einen Namen für seinen neuen Wackeldack­el zu suchen? Um es kurz zu machen: Das rückgratlo­s vor sich hin nickende Geschöpf, das in der Rangordnun­g auf deutschen Hutablagen knapp vor der in Strick gehüllten Klorolle liegt, heißt ab sofort Wastl und darf sich geehrt fühlen, vom bayerische­n Ministerpr­äsidenten künftig mit Namen angesproch­en zu werden.

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