Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wenn’s tierisch menschelt
Der Mensch ist mitunter ein seltsames Wesen. Seinesgleichen gibt er gerne Tiernamen, nennt die Geliebte Hasi oder Mäuschen und den Ungeliebten Schwein oder Dreckbär. Tieren hingegen gibt er gerne Menschennamen. An der Leine bellt also Lotte, im Garten hoppeln Max und Moritz und im Stall werden Erna, Ulrike und Frieda gemolken.
Nun lässt sich über eine derartige Vermenschlichung von Tierischem trefflich streiten, gaukelt es doch ein Verhältnis auf Augenhöhe vor, das in Wahrheit und im schlimmsten aller Fälle für den einen auf dem Teller des anderen endet. Andererseits kann es Tieren helfen, weckt der richtige Name im Menschen womöglich dessen Beschützerinstinkt. Diese Hoffnung fliegt wohl auch bei den beiden Bartgeiern mit, die vor wenigen Tagen im Nationalpark Berchtesgaden ausgewildert wurden. Als BG 1145 und BG 1147 – so lauteten ihre Zuchtnamen – hätten die spanischen Riesenvögel hierzulande wohl kaum die Herzen der Menschen erobert. Als Dagmar und Recka aber könnten sie zu den neuen Lieblingen der Lüfte werden.
Man kann das Ganze aber natürlich auch auf die Spitze treiben.
Und wer wäre dafür besser geeignet als Bayerns mächtigster Hundebesitzer Markus Söder, der im Internet tatsächlich dazu aufrief, einen Namen für seinen neuen Wackeldackel zu suchen? Um es kurz zu machen: Das rückgratlos vor sich hin nickende Geschöpf, das in der Rangordnung auf deutschen Hutablagen knapp vor der in Strick gehüllten Klorolle liegt, heißt ab sofort Wastl und darf sich geehrt fühlen, vom bayerischen Ministerpräsidenten künftig mit Namen angesprochen zu werden.