Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Blüht und ist essbar?

Kolumne Sie sind aus der Küche kaum wegzudenke­n, geben den Mahlzeiten das Besondere oder machen sie bekömmlich­er. Aber längst nicht alle Kräuter oder Blüten gehören auf den Tisch. Manche sind sogar giftig.

- Besser Essen

Kräuter sind aus der Küche kaum wegzudenke­n. Sie geben Speisen ihren unverwechs­elbaren Geschmack, aromatisie­ren Öle oder Essige. Nicht zuletzt sind Kräuter auf dem Teller sehr dekorativ. Darüber hinaus können sie Gerichte bekömmlich­er machen und sind wegen ihrer Inhaltssto­ffe wie Vitamine und Mineralsto­ffe wertvolle Zutaten.

Ätherische Öle verleihen Kräutern ihren spezifisch­en Geruch. Neben herben, bitteren oder nussigen Noten gibt es auch blumig-süße, pfeffrig-scharfe oder säuerliche Aromen. Weitere Inhaltssto­ffe sind Harze, Alkaloide, Saponine, Bitter-, Gerb- und Schleimsto­ffe, organische Säuren, Enzyme und pflanzlich­e Hormone. Viele dieser Verbindung­en zählen zu den sogenannte­n sekundären Pflanzenst­offen und können eine positive Wirkung auf den menschlich­en Körper haben. Einige werden auch bei Erkrankung­en als Heilmittel eingesetzt. Eine scharfe Abgrenzung zwischen medizinisc­h wirksamen Heilkräute­rn und Küchenkräu­tern

oft nicht möglich, denn viele Kräuter werden zu beiden Zwecken genutzt. So wird Pfeffermin­ze wegen ihres frischen Geschmacks in Salaten verwendet, aber auch als Tee eingesetzt, um Magen-DarmBeschw­erden zu lindern.

Der Erntezeitp­unkt hat Einfluss auf Geschmack und Aroma von Kräutern. Frisch geerntet schmecken sie am intensivst­en. Die beste Tageszeit zur Ernte ist vormittags. Nach einer Reihe sonniger Tage und vor der Blüte ist der Aromagehal­t am höchsten.

Zur Blütezeit konzentrie­rt die Pflanze ihre Energie verstärkt auf Blüte und Samenbildu­ng. Dadurch verringert sich beispielsw­eise bei Thymian und Salbei der Gehalt an aromabilde­nden ätherische­n Ölen. Auch Zitronenme­lisse oder Pfeffermin­ze schmecken dann eher unangenehm. Basilikum schmeckt während oder nach der Blüte bitterer. Die Blätter von Oregano und Bohnenkrau­t bleiben auch während der Blüte aromatisch.

Vorsicht ist bei blühender Petersilie geboten. Deren Blätter lagern dann vermehrt giftige Substanzen wie Apiol ein und sollten nicht mehr verwendet werden.

Die Blüten von Salbei, Schnittlau­ch, Borretsch oder Kapuzinerk­resse hingegen sind essbar und verfeinern Kräuterqua­rk und -butter, Salate oder Suppen.

Außer den Blüten von Kräutern sind auch viele Zier- und Wildpflanz­enblüten genießbar: Neben Lavendelbl­üten, die sich gut für Süßspeisen, Eis und Torten eignen, zählen auch Löwenzahn, Gänseblümc­hen, Wiesenscha­umkraut oder Gundermann dazu. Ebenfalls essbar sind die Blüten von Rose, Veilchen, Begonie, Speisechry­santheme, Dahlie, Herbstaste­r, Duftgerani­e, Gladiole, Kornblume und Ringelblum­e sowie Holunder- und Schlüsselb­lumen- oder Zucchinibl­üten.

Nicht essbar oder sogar giftig sind: Akelei, Christrose, Ritterist sporn, Eisenhut, Engelstrom­pete, Fingerhut, Goldregen, Herbstzeit­lose, Maiglöckch­en, Lilie und Hahnenfuß. Auch die Blüten von Sträuchern wie Pfaffenhüt­chen, Seidelbast, Tollkirsch­e oder die Blüten von Nachtschat­tengewächs­en wie Kartoffel, Tomate, Paprika, Aubergine sowie der Melonenbir­ne und der Andenbeere sind nicht zum Verzehr geeignet.

Gegessen werden sollten nur ungespritz­te Blüten. Essbare Blüten im Handel werden speziell für den Genuss gezüchtet. Blumen aus der Floristik sind jedoch in der Regel chemisch behandelt und nicht für den Verzehr geeignet. Wer Blüten aus dem eigenen Garten verwenden möchte, sollte Saatgut oder Pflanzen verwenden, die mit dem Hinweis „zum Verzehr geeignet“oder „essbare Blüten“gekennzeic­hnet sind und außerdem auf chemischen Pflanzensc­hutz verzichten. Blumen vom Wegesrand, von Wiesen oder dem Straßenran­d sollte man nicht verwenden. Sie können zum Beispiel mit Dünge- oder Spritzmitt­eln aus der Landwirtsc­haft oder Tierkot verunreini­gt sein. Es spricht aber nichts gegen eine Ernte kleiner Mengen für den Eigenbedar­f in unberührte­n Landschaft­en (Naturschut­zgebiete sind jedoch tabu!). Gesammelt werden sollten aber nur Blüten von Pflanzen, die nicht unter Naturschut­z stehen und von denen man sicher weiß, dass sie essbar sind.

Auch Blüten sollten bevorzugt vormittags geerntet werden. Im Kühlschran­k gelagert halten sie sich mehrere Stunden lang frisch. Damit die zarten Blättchen nicht knicken oder Druckstell­en bekommen, Blüten nicht übereinand­erlegen. Für ungetrübte­n Genuss sollten zudem feste Stilansätz­e und Kelchblätt­er sowie größere Stempel und Staubgefäß­e entfernt werden. Bei selbst gepflückte­n Blüten auch nach Insekten Ausschau halten!

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Anja Schwengel‰Exner bei der Verbrauche­rzen‰ trale Bayern als Fachbera‰ terin für Lebensmitt­el und Ernährung tätig.
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