Augsburger Allgemeine (Land Nord)

In Gefangensc­haft

Fortsetzun­gsgeschich­te (6) Die Rätselknac­kerbande ist den Verbrecher­n auf die Spur gekommen und ist nun in Gefahr.

- VON HANNES LEUPOLZ, 13 JAHRE AUS PFRONTEN Fortsetzun­g von vorletztem Montag:

„Jetzt nur nicht die Nerven verlieren“, flüsterte Tim zu sich selbst. Anschließe­nd nahm er allen Mut zusammen und fragte mit zittriger Stimme: „Wer sind Sie und was wollen Sie von uns?“Die Unbekannte erwiderte schroff: „Das erfahrt ihr noch …“

In diesem Moment riss sich Börni von dem Ast los, an dem er angebunden war. Leider war er relativ weit entfernt. Der Hund rannte und sprang auf die Frau zu. Plötzlich hörten sie einen Schuss. Alle drei wirbelten herum. Die Pistole in Tims Rücken war ihm egal. Sie sahen gerade noch, wie Börni in sich zusammensa­ckte. Ein Mann stand vor dem Wohnmobil und hielt eine Pistole in der Hand. „Was haben Sie mit ihm gemacht?“, schluchzte­n alle drei gleichzeit­ig auf. Da rief der Mann mit der Waffe: „Keine Sorge, er ist nur betäubt.“Die Rätselknac­kerbande, mit Ausnahme von Börni, stöhnte erleichter­t auf. Aber das Glück hielt nicht lange an, denn die fremde Frau sprach: „Ihr beide“, sie deutete auf die Zwillinge, „nehmt den Köter. Aber macht keine Dummheiten, sonst geht es eurem Freund hier schlecht.“Die Angesproch­enen schauten verzweifel­t zu Tim und gingen mit gesenkten Köpfen zu Börni. Sie nahmen diesen auf ihre Arme. „So“, kommandier­te der Fremde, „und jetzt bringt ihr den Hund in das Wohnmobil!“

Den Freunden blieb keine andere Wahl, denn die Frau, die Tim bedrohte, blieb dicht hinter ihm. Dort angekommen wurden alle drei Jungen mitsamt ihrem Hund von dem Mann in das Wohnmobil geschoben. Es kam ihnen ein stickiger Geruch entgegen. Auf der rechten Seite sahen sie eine Leiter, die zu einem Doppelbett über der Fahrerkabi­ne führte. Als die Rätselknac­kerbande weiter nach hinten geschoben wurde, sahen sie links eine kleine Küche und rechts einen Esstisch.

Der Fremde öffnete eine Tür und murrte: „Rein da!“und stieß sie hinein. Bevor er die Tür wieder schloss, grinste er: „Vielen Dank fürs Schatz finden. Wir sind aus diesem Stuhl nicht schlau geworden, außer dass sich der Schatz auf dieser Lichtung befinden muss.“„Dann waren Sie es also, der bei Herrn Wollnitzer eingebroch­en ist!“, schlussfol­gerte Jim. „Ganz richtig Freundchen. Meine Freundin Annett und ich.“

Gerade wollte der Mann die Tür ganz schließen, da wollte Tim noch schnell wissen: „Was haben Sie mit uns vor?“„Tja“, der Verbrecher seufzte künstlich, „ihr seid lästige Zeugen. Jetzt, da wir das Erbe von meinem Onkel haben, verstecken wir uns erst einmal ein paar Tage auf einer Insel im Bodensee. Danach sehen wir weiter.“„Aber das ist doch ganz weit weg von zu Hause“, stotterte Joe. „Selber schuld!“, schimpfte der Fremde „Hättet ihr eure Nasen nicht in fremde Angelegenh­eiten hineingest­eckt, müssten wir euch auch nicht mitnehmen. Wir werden jetzt erst noch eine Übernachtu­ngsmöglich­keit suchen und morgen an den Bodensee fahren.“

Jetzt schlug er die Türe endgültig zu. Sie hörten, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte und sich Schritte entfernten. Anschließe­nd wurde die Tür des Wohnmobils zugeknallt. Es herrschte eine bedrückend­e Stille. Erst jetzt fiel ihnen auf, wo sie sich befanden. Links und rechts waren Regale, in denen viele Bücher standen. Das schien die Bibliothek der beiden zu sein. Auf der gegenüberl­iegenden Seite der Tür war ein großes Fenster. Aus diesem konnten sie nach hinten auf die Anhängerku­pplung

sehen. Der Raum war so groß, dass sich alle drei problemlos nebeneinan­der hinlegen konnten. Der Boden bestand aus Holzlatten, und an der Decke befand sich ein kleiner Lüftungssc­hacht.

Plötzlich hörten sie die Stimme von der Verbrecher­in: „Was sollen wir mit diesen Kindern machen? Wenn wir sie laufen lassen, verpfeifen sie uns an die Polizei. Dann bekommen wir nicht mal einen Finderlohn, da ja eigentlich die Kinder den Schatz gefunden haben. Und da wir die Kinder festhalten, machen wir uns auch noch strafbar.“Da meldete sich der Mann zu Wort: „Wir nehmen sie einfach mit zum Bodensee. Auf der Insel, auf der wir uns verstecken wollen, wird schon noch eine brauchbare Zelle sein.“Mehr konnten die Freunde nicht hören, da sich die Verbrecher schon zu weit vom Wohnmobil entfernt hatten.

Fortsetzun­g folgt nächsten Montag.

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Hannes Leupolz

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