Augsburger Allgemeine (Land Nord)
In Gefangenschaft
Fortsetzungsgeschichte (6) Die Rätselknackerbande ist den Verbrechern auf die Spur gekommen und ist nun in Gefahr.
„Jetzt nur nicht die Nerven verlieren“, flüsterte Tim zu sich selbst. Anschließend nahm er allen Mut zusammen und fragte mit zittriger Stimme: „Wer sind Sie und was wollen Sie von uns?“Die Unbekannte erwiderte schroff: „Das erfahrt ihr noch …“
In diesem Moment riss sich Börni von dem Ast los, an dem er angebunden war. Leider war er relativ weit entfernt. Der Hund rannte und sprang auf die Frau zu. Plötzlich hörten sie einen Schuss. Alle drei wirbelten herum. Die Pistole in Tims Rücken war ihm egal. Sie sahen gerade noch, wie Börni in sich zusammensackte. Ein Mann stand vor dem Wohnmobil und hielt eine Pistole in der Hand. „Was haben Sie mit ihm gemacht?“, schluchzten alle drei gleichzeitig auf. Da rief der Mann mit der Waffe: „Keine Sorge, er ist nur betäubt.“Die Rätselknackerbande, mit Ausnahme von Börni, stöhnte erleichtert auf. Aber das Glück hielt nicht lange an, denn die fremde Frau sprach: „Ihr beide“, sie deutete auf die Zwillinge, „nehmt den Köter. Aber macht keine Dummheiten, sonst geht es eurem Freund hier schlecht.“Die Angesprochenen schauten verzweifelt zu Tim und gingen mit gesenkten Köpfen zu Börni. Sie nahmen diesen auf ihre Arme. „So“, kommandierte der Fremde, „und jetzt bringt ihr den Hund in das Wohnmobil!“
Den Freunden blieb keine andere Wahl, denn die Frau, die Tim bedrohte, blieb dicht hinter ihm. Dort angekommen wurden alle drei Jungen mitsamt ihrem Hund von dem Mann in das Wohnmobil geschoben. Es kam ihnen ein stickiger Geruch entgegen. Auf der rechten Seite sahen sie eine Leiter, die zu einem Doppelbett über der Fahrerkabine führte. Als die Rätselknackerbande weiter nach hinten geschoben wurde, sahen sie links eine kleine Küche und rechts einen Esstisch.
Der Fremde öffnete eine Tür und murrte: „Rein da!“und stieß sie hinein. Bevor er die Tür wieder schloss, grinste er: „Vielen Dank fürs Schatz finden. Wir sind aus diesem Stuhl nicht schlau geworden, außer dass sich der Schatz auf dieser Lichtung befinden muss.“„Dann waren Sie es also, der bei Herrn Wollnitzer eingebrochen ist!“, schlussfolgerte Jim. „Ganz richtig Freundchen. Meine Freundin Annett und ich.“
Gerade wollte der Mann die Tür ganz schließen, da wollte Tim noch schnell wissen: „Was haben Sie mit uns vor?“„Tja“, der Verbrecher seufzte künstlich, „ihr seid lästige Zeugen. Jetzt, da wir das Erbe von meinem Onkel haben, verstecken wir uns erst einmal ein paar Tage auf einer Insel im Bodensee. Danach sehen wir weiter.“„Aber das ist doch ganz weit weg von zu Hause“, stotterte Joe. „Selber schuld!“, schimpfte der Fremde „Hättet ihr eure Nasen nicht in fremde Angelegenheiten hineingesteckt, müssten wir euch auch nicht mitnehmen. Wir werden jetzt erst noch eine Übernachtungsmöglichkeit suchen und morgen an den Bodensee fahren.“
Jetzt schlug er die Türe endgültig zu. Sie hörten, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte und sich Schritte entfernten. Anschließend wurde die Tür des Wohnmobils zugeknallt. Es herrschte eine bedrückende Stille. Erst jetzt fiel ihnen auf, wo sie sich befanden. Links und rechts waren Regale, in denen viele Bücher standen. Das schien die Bibliothek der beiden zu sein. Auf der gegenüberliegenden Seite der Tür war ein großes Fenster. Aus diesem konnten sie nach hinten auf die Anhängerkupplung
sehen. Der Raum war so groß, dass sich alle drei problemlos nebeneinander hinlegen konnten. Der Boden bestand aus Holzlatten, und an der Decke befand sich ein kleiner Lüftungsschacht.
Plötzlich hörten sie die Stimme von der Verbrecherin: „Was sollen wir mit diesen Kindern machen? Wenn wir sie laufen lassen, verpfeifen sie uns an die Polizei. Dann bekommen wir nicht mal einen Finderlohn, da ja eigentlich die Kinder den Schatz gefunden haben. Und da wir die Kinder festhalten, machen wir uns auch noch strafbar.“Da meldete sich der Mann zu Wort: „Wir nehmen sie einfach mit zum Bodensee. Auf der Insel, auf der wir uns verstecken wollen, wird schon noch eine brauchbare Zelle sein.“Mehr konnten die Freunde nicht hören, da sich die Verbrecher schon zu weit vom Wohnmobil entfernt hatten.
Fortsetzung folgt nächsten Montag.