Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Der Einkauf beim Bäcker ist teurer geworden

Händler und Gastronome­n müssen für Rohstoffe mehr ausgeben. Das hat Folgen für die Kunden.

- VON SOPHIE SONNTAG

„Alles ist furchtbar teuer geworden“, sagt der Obermeiste­r der Bäcker-Innung Augsburg, Peter Mück. Er spricht für mittelstän­dische Bäckerei- und Konditorei-Unternehme­n und für sich selbst. Das Mehl, das die meisten Bäckereien in Augsburg von regionalen Müllern bezögen, sei deutlich teurer geworden. Vergleiche man die Preise vom Oktober 2021 mit den jetzigen, so ergebe sich eine Verdoppelu­ng. Die Konsequenz: Viele Betriebe mussten bei Brezen, Brot und Kuchen die Preise anheben.

Ähnlich wie den Bäckerei-Fachgeschä­ften geht es den Betreibern der Imbissläde­n am Moritzplat­z in der Schranne. Agathe Schuba, die Betreiberi­n der Augsburger Suppenkist­e, zahlt ebenfalls mehr Geld für das Mehl ihrer Spätzle. Von 4,90 Euro hat sich der Preis für Spätzle auf 5,30 Euro erhöht. Am Anfang hätten viele Kunden wegen der Preissteig­erung das Gesicht verzogen. „Dann haben sie jedoch verstanden, dass ich das nicht für mich mache, sondern der Einkauf der Rohstoffe einfach teurer geworden ist.“Das sei dann auf Verständni­s gestoßen.

„Die Zwischenhä­ndler haben den Preis um 20 bis 30 Prozent angehoben“, sagt Enzo Dragone. Er und seine Frau Maria Teresa sind Inhaber des italienisc­hen Restaurant­s „Da Enzo“am Judenberg. Hiervon habe er als Gastronom lediglich fünf Prozent weitergege­ben. Das seien ungefähr 50 Cent mehr pro Pizza, sagt der Gaststätte­nbetreiber. Pauschal könne man das jedoch nicht sagen, da es stets auf den Belag und die Zusammenst­ellung ankomme. Ihm ist es wichtig, dass das Essen nach wie vor „bezahlbar“bleibt.

Man denke bei der Preissteig­erung auch an die Kunden und deren Geldbeutel, sagt auch Peter Mück. Man wolle nicht, dass es für die Kundinnen und Kunden zu teuer werde. Diese würden die Inflation entspreche­nd mittragen. „Viele nehmen bereits jetzt anstatt zehn Brötchen nur acht.“

Die Änderungen im Preisnivea­u für Rohstoffe seien Folge der Inflation, doch auch der Krieg in der Ukraine spiele eine Rolle, sagt Christian Bagatella, der Inhaber der Eisdiele „Tutti Frutti“. Auch er musste den Preis für eine Kugel Eis von 1,30 Euro auf 1,40 Euro erhöhen. Es gehe jedoch nicht nur um Lebensmitt­el, sondern auch um Strom, Treibstoff und Gas, ergänzt Enzo Dragone.

Doch Preiserhöh­ung, Folgen der Corona-Pandemie und Personalma­ngel sind nicht die einzigen Sorgen der Branche. Seit dem Beginn des Krieges zwischen der Ukraine und Russland habe man nun auch noch mit Zuliefersc­hwierigkei­ten zu kämpfen. Ein Kollege habe statt den üblichen sechs Wochen nun vier Monate auf das Rollenpapi­er für Torten warten müssen, sagt der Obermeiste­r der Bäcker-Innung. Ein anderer warte seit Monaten vergeblich auf neue Kaffeebech­er.

Aufgrund der hohen Inflations­rate – 7,9 Prozent im Mai – müssen bundesweit Konsumente­n und Konsumenti­nnen tiefer in die Tasche greifen. Nach einer Analyse des Verbrauche­rportals Vergleich.org bei einem Discounter in Berlin sind Produkte des täglichen Bedarfs in den vergangene­n zwei Monaten deutlich teurer geworden. Der Preis für Bio-Butter etwa ist zwischen 23. März und 19. Mai um mehr als 30 Prozent nach oben gegangen.

„Das beunruhigt einen schon, wenn man einen Blick in die Zukunft wirft“, sagt Eisdielen-Chef Christian Bagatella. Es sei auch noch kein Ende der Fahnenstan­ge in Sicht, ergänzt Bäcker-Obermeiste­r Peter Mück. Gastronom Enzo Dragone blickt schon wieder bang in Richtung Herbst. Man wisse ja nicht, welche Maßnahmen dann wieder wegen der Corona-Pandemie getroffen würden …

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Foto: Silvio Wyszengrad Auch Brot und Semmeln sind teurer ge‰ worden.

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