Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Zahl der Priesterweihen sinkt deutlich
Kirche In Bayern werden in diesem Jahr nur noch neun Männer katholische Priester, drei davon im Bistum Augsburg. Wer sie sind und welche Gründe für den Rückgang genannt werden.
Augsburg Die Zahl der Priesterweihen in der römisch-katholischen Kirche geht weiter zurück, ganz massiv in Bayern. Einer Umfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur unter den sieben bayerischen (Erz-)Bistümern zufolge gibt es dieses Jahr nur neun diözesane Neupriester – unter anderem, weil im Erzbistum München-Freising und im Bistum Eichstätt keine Weihen stattfinden. Im vergangenen Jahr waren in den bayerischen Diözesen noch 21 Priester geweiht worden, darunter drei Ordensleute.
Angesichts der aktuellen Zahlen sticht das Bistum Augsburg mit drei Priesterweihen heraus. Allerdings schwanken sie hier wie andernorts teils stark. So gab es 2020 drei Priesterweihen,
2021 vier – „im nächsten Jahr wird es vielleicht eine sein“, sagt Michael Kreuzer, Regens – also Leiter – des Priesterseminars St. Hieronymus Augsburg. Bischof Bertram Meier wird die drei diesjährigen Kandidaten – die Diakone
Roland Kiechle, 36, aus Wildpoldsried, Markus Kraus, 34, aus Friesenried und Manuel Reichart, 26, aus Neuburg an der Donau – am 26. Juni im Augsburger Dom zu Priestern weihen. Kiechle hatte als Softwareentwickler gearbeitet, Kraus als Lagerlogistiker. Priesterweihen finden traditionell um das Hochfest Peter und Paul, die beiden „Apostelfürsten“, am 29. Juni statt.
Die Ursachen für die in den vergangenen Jahren überaus niedrigen Zahlen von Priesterweihen sind vielfältig. 2019 wurde bundesweit mit insgesamt 55 ein historischer Negativwert in der Geschichte der Bundesrepublik verzeichnet. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 wurden 154 sogenannte Weltpriester außerhalb von Orden geweiht. Immer wieder wird der Rückgang mit dem Ansehensverlust
der katholischen Kirche und des Priesterberufs begründet.
Marc Frings, Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken – das ist das oberste Laiengremium der katholischen Kirche in Deutschland –, sagt auf Anfrage: „Wenn der Beruf eine Zukunft haben soll, muss nach der Berufung neu gefragt werden. Geht Priestersein auch ohne Pflichtzölibat? Geht es vielleicht besser in kleinen Teams als allein an der Spitze von XXLGemeinden?“Und natürlich brauche es, so Frings, ein Vorankommen bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der Kirche. „Solange das Image des Priesterberufs so darniederliegt wie aktuell, muss man sich nicht wundern, dass Priestersein nur noch für wenige junge Männer ein Berufsideal ist.“