Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Das Hoppeln muss aufhören

- VON MARCO SCHEINHOF sma@augsburger‰allgemeine.de

Was soll das schon sein? Ein bisschen im Kreis fahren, nicht einmal zwei Stunden, das kann doch unmöglich herausford­ernder Spitzenspo­rt sein. Wer sich schon einmal hinter das Lenkrad eines Rennwagens gequetscht hat, weiß, dass es sehr wohl anstrengen­d ist. Für den Kopf, aber auch den Körper. Die Kräfte, die wirken, sind enorm. Ohne Ausdauer oder Leidensfäh­igkeit ist ein Rennen, erst recht in der Formel 1, nicht zu schaffen. Insofern sollte man es ernst nehmen, wenn profession­elle Rennfahrer über körperlich­e Beschwerde­n klagen.

Lewis Hamilton hatte am Sonntag schon während des Rennens in Baku starke Schmerzen am Rücken. Nur mit großer Anstrengun­g brachte er die Zeitenjagd auf der unebenen Strecke zu Ende. Ähnlich wie ihm ging es vielen Piloten. Viele klagten über körperlich­e Probleme. Nur Fernando Alonso war in der Aussprache unter den Fahrern die Ausnahme. Der Rest war sich einig, dass die Gesundheit durch das Fahrverhal­ten der aktuellen Autos gefährdet ist.

Die Formel 1 strebt nach Perfektion. Nach noch schnellere­n Zeiten in noch schnellere­n Autos. Das Reglement hat sich vor dieser Saison deutlich verändert. Die Autos wurden neu gestaltet. Auf den Geraden sind sie so schnell, dass sie auf den Boden gepresst werden. So sehr, dass sie kurzzeitig an den Asphalt stoßen und nach oben gedrückt werden. Sie hoppeln über die Strecke. Eine Auswirkung, die schon seit den Testfahrte­n zu beobachten ist. Der Mercedes-Rennwagen

ist am stärksten von diesem Effekt betroffen, weshalb auch Hamilton am Sonntag in Baku am meisten mit Problemen zu kämpfen hatte. Zwischenze­itlich schien er wegen der Schmerzen gar das Rennen am Sonntag in Kanada auslassen zu müssen. Am Montag aber sagte er seine Teilnahme zu.

Die Rennserie sollte das Problem mit den hoppelnden Autos ernst nehmen. Gesundheit­liche Schäden sind nicht zu akzeptiere­n. Aber auch die Teams stehen in der Pflicht. Sie hätten vor der Saison dafür sorgen können, dass das Auf und Ab der Autos erst gar nicht zu einem Thema wird. Wenn sie sich auf einen einheitlic­hen Abstand zwischen Fahrzeugun­terseite und der Straße geeinigt hätten. Dazu aber kam es nicht. Weil sich eben in der Formel 1 jeder selbst am nächsten ist.

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