Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Das bewegt LaufstegGründer Cüneyt Yilmaz
Porträt Er ist mit seinem Modegeschäft in die Annastraße gezogen und eröffnet in den nächsten Tagen. Was er von Augsburg dachte, als er hierherkam.
Noch lehnt das Bild mit dem König von Augsburg und einem Model nur an der Wand. Cüneyt Yilmaz’ neues Büro ist bislang nicht ganz fertig. Es sind nur noch Kleinigkeiten, die gemacht werden müssen, wie auch in den großen Verkaufsräumen, die sich über zwei Etagen erstrecken. Mit seiner Augsburger Boutique Laufsteg zieht Yilmaz von der Grottenau in die Annastraße in das Gebäude, das viele noch als das Schuhhaus Leiser kennen. Am Mittwoch, 15. Juni, ist Eröffnung. Für den Modeliebhaber und Geschäftsmann ist das ein bedeutender Schritt. Rund 16 Jahre ist es her, dass Yilmaz nach Augsburg kam. Er sagt, er sah damals viel Potenzial in der Stadt. Wie er die Situation heute bewertet und welche Rolle Mode in seinem Leben spielt.
Das Bild mit dem König von Augsburg wird wohl an der Wand hinter seinem Schreibtisch hängen. Auf der auf Leinwand ausgedruckten Fotografie ist die Augsburger Kultfigur mit dem Rauschebart zu sehen – zusammen mit einem blonden Model. Mit dieser Aufnahme warb Yilmaz 2015 für seine Laufsteg Fashionshow im Gögginger Kurhaus, die er dort seit vielen Jahren veranstaltet. Der König von Augsburg, sagt Yilmaz, sei eine Persönlichkeit, die auffällt. „Solche Menschen machen eine Stadt doch mit aus.“Cüneyt Yilmaz ist selbst ein Mensch, der aus der breiten Masse hervorsticht.
Lange, schwarz-grau-melierte Haare – oft zu einem Knoten zusammengebunden, dichter Vollbart, markante Designerbrille, schwere Silberringe an den Händen und Ketten am Handgelenk, Tätowierungen an den Armen – Yilmaz ist kein Mann, der übersehen wird. Sein Kleidungsstil war schon immer etwas anders, meint er. In den Mittelpunkt stellen wolle er sich dabei nicht. „Ich ziehe an, was ich gut finde. Ich mache auch nicht jeden Trend mit.“Er lächelt. Seinen Bart trage er schon seit 15 Jahren – lange bevor sich irgendwelche Hipster ihre Kinnpartien zuwachsen ließen. Yilmaz legt viel Wert auf Stil und Geschmack. Seine Eltern hätten ihm das als Kind vorgelebt. „Meine Mutter war immer sehr modeaffin und ist bedacht auf ein gepflegtes Äußeres.“
Geboren und aufgewachsen ist er in Blaubeuren, einem kleinen Ort bei Ulm. Die Eltern sind Türken. Er
sagt, er habe von beiden Nationalitäten das Beste mitgenommen, Respekt, Toleranz, Fleiß. Immer wieder werde er nach seinen Wurzeln gefragt. „Ich sage dann, ich bin Ulmer.“Yilmaz lacht. Er findet die Frage legitim. „Nur wenn ich mich jemandem vorstelle und schon als Nächstes mit dieser Frage konfrontiert werde, finde ich das komisch.“Gewohnt ist er allerdings, dass sich manche mit der richtigen Aussprache seines Vornamens Cüneyt schwertun. Gerne baut er dann eine Eselsbrücke. „Der sechste Monat im Jahr und die Zahl acht auf Englisch und zusammenfügen.“Viele würden ihn aber auch einfach nur Jimmy nennen, das sei ihm seit sei
ner Jugend geblieben. Wie auch die Liebe zur Mode.
Yilmaz lernt Textilkaufmann, besucht eine Textilfachschule. In seinem Geschäft Laufsteg verkaufen er und sein Team Outfits namhafter Designer. Yilmaz besucht selbst Modeschauen in Mailand, Paris und London, um zu ordern. Aber auch Kleidung in einem breiten, gesunden Preissegment anzubieten, wie er es formuliert, sei ihm wichtig. „Gute Kleidung muss nicht teuer sein.“Auf das Gesamtbild komme es an. Eine Frau könne auch mit einem Kleid einer günstigen Modekette gut gestylt sein, wenn sie es etwa mit einer hochwertigen Handtasche oder Schuhen kombiniere.
„Es ist vieles erlaubt, nur auf die Qualität sollte man achten.“Als Yilmaz 2006 das Laufsteg von einem Bekannten übernahm, habe er ein großes Potenzial im Augsburger Einzelhandel gesehen.
„Klar, damals gab es Klassiker wie Eckerle für Herren und zwei, drei andere gute Geschäfte. Aber für eine Stadt mit einer Größe wie Augsburg war viel mehr machbar.“Seitdem habe sich in Sachen Mode auch einiges getan. Ebenso bewertet er den jüngsten Wandel in der Fußgängerzone positiv. „Als ich nach Augsburg kam, war das erste Drittel der Annastraße nicht schön. Inzwischen gibt es den Kaffeeladen, die Bäckerei Cumpanum, den
Drogeriemarkt Müller als Zugpferde, die VR-Bank mit neuem Konzept, das schön sanierte Wirtshaus Unter dem Bogen, den Modeladen Benesch und jetzt dann auch Laufsteg“, zählt er auf. Er freue sich, nun selbst Teil dieser 1A-Lage zu sein, will sich künftig für eine weitere Belebung der Innenstadt engagieren. „Wir Einzelhändler brauchen unsere Kunden. Die Tür allein zu öffnen reicht nicht mehr.“Wie Yilmaz erzählt, möchten weitere Geschäftsleute und er künftig gemeinsame Projekte angehen, denkbar auch zusammen mit der Stadt. „Es gibt schon Ideen und Gespräche, um Synergien zu schaffen.“