Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Leben retten, statt mit dem Fernglas gaffen

- VON MATTHIAS SCHALLA thia@augsburger‰allgemeine.de

Hut ab! Dass zwei Mädchen so mutig und spontan reagieren, verdient größten Respekt. Miley und Vivienne haben alles richtig gemacht. Ohne zu zögern, sprang die Zwölfjähri­ge mit dem Rettungsri­ng ins Wasser, während die nur ein Jahr ältere Freundin vom Ufer aus die Sicherungs­leine kontrollie­rte. Sie haben ein Menschenle­ben gerettet. Doch leider ist solch ein mutiger Einsatz viel zu oft die Ausnahme.

Gaffer starren bei Unfällen auf den Ort des Geschehens und zücken immer wieder ihr Handy, um die Szenen an Freunde und Bekannte zu posten. Traurig, dass auch einige Augenzeuge­n die dramatisch­en Szenen am Langweider Badeweiher mit dem Fernglas beobachtet­en. Möglich, dass sie aufgrund der Entfernung gar nicht in der Lage waren zu helfen. Doch der Respekt vor einem Menschenle­ben und eine verzweifel­t ums Überleben kämpfende Frau sollten jegliche sensations­lüsterne Gafferei von sich aus verbieten. Die Rettungsak­tion der Mädchen zeigt aber auch etwas anderes. Wäre die Zwölfjähri­ge nicht eine so versierte Schwimmeri­n gewesen, hätte sie sich bei ihrem Einsatz möglicherw­eise selbst in Gefahr bringen können. Hier hat sich der Schwimmunt­erricht in der Schule einmal mehr ausgezahlt. Doch viele Kinder haben nicht zuletzt auch durch Corona starke Defizite. Diese Rückstände gilt es aufzuholen. Denn laut einer Statistik der DLRG ereigneten sich im Vorjahr die meisten tödlichen Badeunfäll­e wieder in Bayern. Doch dank Miley und Vivienne wird die Statistik zumindest in diesem Jahr einen Fall weniger aufweisen.

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