Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Leben retten, statt mit dem Fernglas gaffen
Hut ab! Dass zwei Mädchen so mutig und spontan reagieren, verdient größten Respekt. Miley und Vivienne haben alles richtig gemacht. Ohne zu zögern, sprang die Zwölfjährige mit dem Rettungsring ins Wasser, während die nur ein Jahr ältere Freundin vom Ufer aus die Sicherungsleine kontrollierte. Sie haben ein Menschenleben gerettet. Doch leider ist solch ein mutiger Einsatz viel zu oft die Ausnahme.
Gaffer starren bei Unfällen auf den Ort des Geschehens und zücken immer wieder ihr Handy, um die Szenen an Freunde und Bekannte zu posten. Traurig, dass auch einige Augenzeugen die dramatischen Szenen am Langweider Badeweiher mit dem Fernglas beobachteten. Möglich, dass sie aufgrund der Entfernung gar nicht in der Lage waren zu helfen. Doch der Respekt vor einem Menschenleben und eine verzweifelt ums Überleben kämpfende Frau sollten jegliche sensationslüsterne Gafferei von sich aus verbieten. Die Rettungsaktion der Mädchen zeigt aber auch etwas anderes. Wäre die Zwölfjährige nicht eine so versierte Schwimmerin gewesen, hätte sie sich bei ihrem Einsatz möglicherweise selbst in Gefahr bringen können. Hier hat sich der Schwimmunterricht in der Schule einmal mehr ausgezahlt. Doch viele Kinder haben nicht zuletzt auch durch Corona starke Defizite. Diese Rückstände gilt es aufzuholen. Denn laut einer Statistik der DLRG ereigneten sich im Vorjahr die meisten tödlichen Badeunfälle wieder in Bayern. Doch dank Miley und Vivienne wird die Statistik zumindest in diesem Jahr einen Fall weniger aufweisen.