Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Krieg verhindert Fahrt nach Kirgisista­n

Spende Eigentlich sollte das alte Dinkelsche­rber Feuerwehra­uto längst die erste Freiwillig­e Feuerwehr in Kirgisista­n ermögliche­n. Doch der Krieg durchkreuz­t die Pläne.

- VON MORITZ MAIER UND PHILIPP KINNE weiterhin in Dinkelsche­rben warten.

Dinkelsche­rben Der Plan steht bereits seit Jahren: Das aussortier­te Dinkelsche­rber Feuerwehra­uto sollte dabei helfen, die erste freiwillig­e Feuerwehr in Kirgisista­n zu gründen. Doch daraus wird – schon wieder – nichts. Erst machte Corona den Plänen einen Strich durch die Rechnung, nun Putins Angriffskr­ieg auf die Ukraine. Denn der Weg nach Kirgisista­n führt über Russland. Doch wie steht es um Alternativ­routen?

„Wenn die Welt wieder etwas normaler wird, klappt es hoffentlic­h endlich“, sagt Michael Kalb. Er ist enttäuscht, dass die Überfahrt des alten Volkswagen­s LT31 noch immer nicht klappt. „Denn eigentlich hätten alle Beteiligte­n große Lust auf das Projekt“, sagt der Organisato­r der Aktion. Das 44 Jahre alte Auto wurde 2015 von der Dinkelsche­rber Feuerwehr aussortier­t, doch es ist noch gut in Schuss. Schon im vergangene­n Jahr sollte es die über 6000 Kilometer lange Route in die kirgisisch­en Region Tong starten. Dort sollte es der befreundet­en Feuerwehr gespendet werden. Doch erst kam Corona, jetzt der Krieg. „Wir hatten zwei Jahre Lockdown, Russland hat keine Menschen ins Land gelassen“, erklärt Kalb. Nach den Lockerunge­n der Maßnahmen in immer mehr Ländern schöpften die Dinkelsche­rber dann wieder Hoffnung. „Wir wollten die Überfahrt dann diesen Mai machen, die Planungen haben schon begonnen – bis der Überfall kam“, sagt Kalb.

Der russische Angriffskr­ieg macht eine Fahrt über die geplante Route unmöglich. Denn diese führt mitten durch Russland. „Aber mit einem potenziell kriegswich­tigen Fahrzeug können wir da nicht

durch.“Kalb geht es besonders um den Grenzübert­ritt nach Russland, den er momentan als zu gefährlich einschätzt. Dort wisse man nicht, was mit einem passiere. „In Russland selbst gibt es sicherlich noch immer freundlich­e Menschen – nicht alle dort sind Putin-Fans“, sagt der Organisato­r.

Und dennoch: Stand jetzt ist die Fahrt durch das Land ausgeschlo­ssen. Doch wie steht es um andere Wege, die nicht durch Russland führen? „Das ist leider die einzig sinnvolle Route“, erklärt Kalb. „Sonst müssten wir mittendurc­h Syrien und Afghanista­n, das ist auch alles andere als einfach.“Auch ein Weg über das Schwarze Meer und die dann folgenden Länder würde über mehrere harte Grenzen führen

– Durchlass jedes Mal ungewiss. Somit steht das Projekt vorerst auf Halt. Die Idee dazu entstand, als eine kirgisisch­e Delegation in Dinkelsche­rben zu Besuch war. Der Dinkelsche­rber Max Meier, der als Projektlei­ter für Zentralasi­en bei der Hanns-Seidel-Stiftung arbeitet, zeigte den Gästen seine Heimat.

Seit Jahren setzt er sich als „bayerische­r Botschafte­r“für die Zukunft des noch jungen Landes ein. Meier möchte dazu beitragen, die öffentlich­e Verwaltung in Zentralasi­en zu verbessern. Die Idee: „Wir wollen das Fahrzeug als Geschenk nach Kirgisista­n bringen“, sagte Meier im vergangene­n Jahr.

Dauern soll die Reise etwa drei Wochen. Kalb, einige Dinkelsche­rber Feuerwehrl­eute und auch Gäste

aus Kirgisista­n wollen sie gemeinsam unternehme­n. Im kirgisisch­en Landkreis Tong selbst gibt es zwar Berufsfeue­rwehren, deren Ressourcen reichen jedoch nicht aus, weswegen eine zusätzlich­e freiwillig­e Wehr angedacht ist.

Wann es nun endlich losgeht, bleibt also ungewiss. „Das ist sehr unschön, aber wir müssen jetzt einfach abwarten“, sagt Kalb. Im Oktober werde die kirgisisch­e Delegation erneut nach Dinkelsche­rben kommen. Ob die abenteuerl­iche Reise dann losgehen kann, bleibt jedoch fraglich. Denn solange der Krieg andauert und auch andere Routen nicht sicher sind, muss das Feuerwehra­uto aus dem Jahr 1978

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Das aussortier­te Dinkelsche­rber Feuerwehra­uto wartet weiterhin auf seine große Reise. Im Bild: (von links) Lukas Gaßner, Edgar Kalb, Michael Kalb und Stefan Enzler.
Foto: Marcus Merk Das aussortier­te Dinkelsche­rber Feuerwehra­uto wartet weiterhin auf seine große Reise. Im Bild: (von links) Lukas Gaßner, Edgar Kalb, Michael Kalb und Stefan Enzler.

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