Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Krieg verhindert Fahrt nach Kirgisistan
Spende Eigentlich sollte das alte Dinkelscherber Feuerwehrauto längst die erste Freiwillige Feuerwehr in Kirgisistan ermöglichen. Doch der Krieg durchkreuzt die Pläne.
Dinkelscherben Der Plan steht bereits seit Jahren: Das aussortierte Dinkelscherber Feuerwehrauto sollte dabei helfen, die erste freiwillige Feuerwehr in Kirgisistan zu gründen. Doch daraus wird – schon wieder – nichts. Erst machte Corona den Plänen einen Strich durch die Rechnung, nun Putins Angriffskrieg auf die Ukraine. Denn der Weg nach Kirgisistan führt über Russland. Doch wie steht es um Alternativrouten?
„Wenn die Welt wieder etwas normaler wird, klappt es hoffentlich endlich“, sagt Michael Kalb. Er ist enttäuscht, dass die Überfahrt des alten Volkswagens LT31 noch immer nicht klappt. „Denn eigentlich hätten alle Beteiligten große Lust auf das Projekt“, sagt der Organisator der Aktion. Das 44 Jahre alte Auto wurde 2015 von der Dinkelscherber Feuerwehr aussortiert, doch es ist noch gut in Schuss. Schon im vergangenen Jahr sollte es die über 6000 Kilometer lange Route in die kirgisischen Region Tong starten. Dort sollte es der befreundeten Feuerwehr gespendet werden. Doch erst kam Corona, jetzt der Krieg. „Wir hatten zwei Jahre Lockdown, Russland hat keine Menschen ins Land gelassen“, erklärt Kalb. Nach den Lockerungen der Maßnahmen in immer mehr Ländern schöpften die Dinkelscherber dann wieder Hoffnung. „Wir wollten die Überfahrt dann diesen Mai machen, die Planungen haben schon begonnen – bis der Überfall kam“, sagt Kalb.
Der russische Angriffskrieg macht eine Fahrt über die geplante Route unmöglich. Denn diese führt mitten durch Russland. „Aber mit einem potenziell kriegswichtigen Fahrzeug können wir da nicht
durch.“Kalb geht es besonders um den Grenzübertritt nach Russland, den er momentan als zu gefährlich einschätzt. Dort wisse man nicht, was mit einem passiere. „In Russland selbst gibt es sicherlich noch immer freundliche Menschen – nicht alle dort sind Putin-Fans“, sagt der Organisator.
Und dennoch: Stand jetzt ist die Fahrt durch das Land ausgeschlossen. Doch wie steht es um andere Wege, die nicht durch Russland führen? „Das ist leider die einzig sinnvolle Route“, erklärt Kalb. „Sonst müssten wir mittendurch Syrien und Afghanistan, das ist auch alles andere als einfach.“Auch ein Weg über das Schwarze Meer und die dann folgenden Länder würde über mehrere harte Grenzen führen
– Durchlass jedes Mal ungewiss. Somit steht das Projekt vorerst auf Halt. Die Idee dazu entstand, als eine kirgisische Delegation in Dinkelscherben zu Besuch war. Der Dinkelscherber Max Meier, der als Projektleiter für Zentralasien bei der Hanns-Seidel-Stiftung arbeitet, zeigte den Gästen seine Heimat.
Seit Jahren setzt er sich als „bayerischer Botschafter“für die Zukunft des noch jungen Landes ein. Meier möchte dazu beitragen, die öffentliche Verwaltung in Zentralasien zu verbessern. Die Idee: „Wir wollen das Fahrzeug als Geschenk nach Kirgisistan bringen“, sagte Meier im vergangenen Jahr.
Dauern soll die Reise etwa drei Wochen. Kalb, einige Dinkelscherber Feuerwehrleute und auch Gäste
aus Kirgisistan wollen sie gemeinsam unternehmen. Im kirgisischen Landkreis Tong selbst gibt es zwar Berufsfeuerwehren, deren Ressourcen reichen jedoch nicht aus, weswegen eine zusätzliche freiwillige Wehr angedacht ist.
Wann es nun endlich losgeht, bleibt also ungewiss. „Das ist sehr unschön, aber wir müssen jetzt einfach abwarten“, sagt Kalb. Im Oktober werde die kirgisische Delegation erneut nach Dinkelscherben kommen. Ob die abenteuerliche Reise dann losgehen kann, bleibt jedoch fraglich. Denn solange der Krieg andauert und auch andere Routen nicht sicher sind, muss das Feuerwehrauto aus dem Jahr 1978