Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Pavillon wird in Holland zum Ausstellungsraum
Transport Der Abbau des Holzbaus am Rathausplatz dauert bis zu zwei Wochen. Noch vor dem Winter soll er in den Niederlanden wieder stehen. Davor steht eine logistische Herausforderung.
Der Abbau wird noch einmal ein Kraftakt: Bis Ende kommender Woche muss der Fugger-Pavillon vom Augsburger Rathausplatz entfernt sein, denn mit der langen Kunstnacht findet am 25. Juni dort bereits das nächste Ereignis statt. So werden die sechs bis acht Meter langen und viereinhalb Meter hohen Holzbauteile nun demontiert und in einer Halle der Firma Dierig zwischengelagert. Darauf folgt die nächste logistische Herausforderung: der Transport in die Niederlande, wo der Pavillon die nächsten fünf Jahre auf einem öffentlich zugänglichen Landgut stehen wird. Bis zu einer möglichen Rückkehr nach Augsburg bliebe Zeit, sich hier Gedanken über eine Weiterverwendung zu machen.
Die Zukunft des Pavillons war in den vergangenen Tagen in Augsburg viel diskutiert worden. Manche Bürgerinnen und Bürger hätten sich gewünscht, der geschwungene Bau könnte noch länger auf dem Rathausplatz stehen. Andere konnten mit der Holzkonstruktion wenig anfangen – architektonisch wie inhaltlich. Denn der Pavillon war nicht als Museum mit Ausstellungsstücken und Begleittexten angelegt, wie viele das sich vorgestellt hatten. Er sollte der Stadtgesellschaft vielmehr als Ort der Begegnung und des Austausches dienen. Ein Austausch, in dem es vorwiegend darum gehen sollte, wie Stiftungen künftig den Herausforderungen der Gesellschaft begegnen können. Ein Bereich mit Zuschauertribüne und Bühne nahm deshalb den meisten Raum ein.
Darüber, wie er nach seinem „Gastspiel“auf dem Rathausplatz verwendet werden könnte, haben sich die Fuggerschen Stiftungen einige Gedanken gemacht. Schon vor dem Aufbau gab es Gespräche über eine mögliche Nachnutzung, die Fugger hatten sich einen Verbleib in der Stadt für eine kulturelle oder soziale Nutzung vorstellen können. Aufgrund der technisch komplexen Konstruktion aus gebogenen Holzbauteilen war der Aufbau jedoch eine größere Herausforderung als gedacht, was in den Verhandlungen über eine spätere Nutzung dann auch aus finanzieller Sicht eine Rolle spielte. Denn der Pavillon wird zwar kostenlos abgegeben, den Wiederaufbau muss jedoch der Nachnutzer bezahlen.
Ein weiterer Punkt: Wäre der Holzbau in der Stadt geblieben und dort eventuell auf städtischem
Grund, hätte der Stadtrat abstimmen müssen.
Mitten in diese Überlegungen kam ein Anruf aus dem niederländischen Freiluftmuseum Fraeylemaborg. Die gleichnamige Stiftung hatte erfahren, dass in Augsburg ein Pavillon zu vergeben ist und sich an die Fuggerei gewandt. Nach einem kurzfristigen Besuch der Verantwortlichen in Augsburg bekräftigten sie ihr Interesse, den Pavillon abzunehmen. „Wir haben uns letztlich für die Stiftung entschieden, weil sie sich unter anderem ebenfalls mit dem Thema Wohnungsnot beschäftigt“, sagt Wolf-Dietrich Graf von Hundt, Administrator der Fuggerschen Stiftungen.
Das rund 23 Hektar große Landgut westlich der niederländischen Stadt Groningen besteht aus einer Parkanlage im englischen Stil und einer Burg, die über 700 Jahre alt ist. Auf dem Gelände stehen verschiedene temporäre Bauten, sogenannte Follies, die als Ausstellungsräume genutzt werden. Der Fuggerei-Pavillon soll dort noch vor dem Winter aufgebaut und dann ab Frühjahr ge
nutzt werden. Vorher muss die Stiftung ihn jedoch winterfest machen. Statisch ist der Bau laut von Hundt so ausgelegt, dass ein Dach aus Holzschindeln oder einem anderen Material aufgesetzt werden kann. Doch zunächst müssen die Bauteile erst mal nach Holland gebracht werden.
„Hinter diesem Transport stehen noch einige Fragezeichen“, sagt Wolf-Dietrich Graf von Hundt. Die Einzelteile des Pavillons sind zwischen 36 und 50 Quadratmeter groß und bis zu sechs Tonnen schwer. Sie müssen mit einem Schwertransport in die Niederlande gebracht werden. Ob dafür ein Lkw ausreicht oder ob zwei benötigt werden, sei noch nicht klar.
Und: Solche Schwertransporter dürfen nur in der Zeit zwischen 22 und 5 Uhr fahren und müssen zudem von Polizeifahrzeugen begleitet werden. An jeder Bundeslandgrenze wechselt diese Begleitung, weil jeweils die Polizei des Bundeslandes zuständig ist. Die möglichen Strecken müssen je nach Höhe und Breite der verwendeten Laster vorher
geprüft werden. „Das muss nun alles organisiert werden“, so von Hundt.
Die Stiftung Fraeylemaborg hat der Fuggerei angeboten, den Pavillon nach fünf Jahre wieder an Augsburg zurückzugeben. Bis dahin sei nun genügend Zeit, sich über eine spätere Nutzung in der Heimat der
Fuggerei Gedanken zu machen. Denn an der ursprünglichen Idee, den Pavillon langfristig in Augsburg zu halten, hat sich laut von Hundt nichts geändert: „Der Holzbau ist auf eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren angelegt.“Es wäre schön, ihn einen Großteil dieser Zeit auch in der Stadt haben zu können.