Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Meitingen will Klärschlamm selbst entwässern
Entsorgung
Wohin mit dem Klärschlamm? Mit dieser Frage befasste sich der Meitinger Gemeinderat erneut. Nun gibt’s wohl eine neue Lösung für die Abfälle aus dem Klärwerk.
Meitingen Das Thema beschäftigte die Meitinger Markträte seit mehreren Jahren, jetzt kam es in einer neuen Variante wieder zur Sprache: eine neue Lösung für die Klärschlammentwässerung in der Anlage im Ortsteil Ostendorf. Der jetzt vorgeschlagene Weg schlägt allerdings mit deutlich höheren Investitionen zu Buche.
Die Zeiten, da Klärschlamm von Landwirten abgeholt und einfach als Dünger auf den Feldern ausgebracht wurde, sind Geschichte. Klärschlamm muss heutzutage in der Regel fachgerecht entsorgt werden, nicht selten heißt das, deponiert oder verbrannt werden. Weil das Geld kostet, ist es sinnvoll, möglichst wenig Schlamm zu entsorgen. Reduziert werden kann die Schlamm-Menge dadurch, dass dem Rückstand aus der Kläranlage das Wasser ausgepresst wird.
Diese Klärschlammentwässerung wird in Meitingen bislang mobil gelöst, heißt, in gewissen Abständen kommt ein Entsorger mit seinen Geräten, presst das Wasser aus dem bis dahin deponierten Schlamm und befördert diesen zur Entsorgung. Zumindest die Klärschlammentwässerung soll nach dem Willen der Gemeindeoberen künftig in der örtlichen Anlage bewerkstelligt werden. Nicht zuletzt gewinnt der Markt damit die Hoheit über alle Prozesse bei der Klärschlammbehandlung und er gewinnt damit an Entsorgungssicherheit. Bislang stand für die erforderliche Technik eine Containerlösung mit der entsprechenden Presse, Pumpen und Förderanlagen zur
Debatte. Vor dem Gemeinderat präsentierte Bauingenieur Dominik Lindinger nun eine aufgebesserte Lösung: keinen „Mercedes“, um den Vergleich aus der die Autosprache zu bemühen, sondern einen „Audi“, wie es hieß. Die neue Lösung sei nicht zuletzt deswegen angezeigt, da die bisher Diskutierte nicht mehr in allen Teilen den gesetzlichen Vorgaben entspreche. Lindinger stellte auch dar, dass die zuletzt gehandelten 660.000 Euro Kosten für die „alte“Lösung auf die heutige Zeit umgerechnet annähernd so hoch kämen wie die von seinem Büro vorgeschlagene aktuelle Variante. Diese kostet laut Planer
1,1 Millionen Euro. Der Bauingenieur schlägt den Meitingern nunmehr ein zum Teil betoniertes Gebäude für die Schlammentwässerungstechnik vor. Dort könnten Leitungen besser installiert werden als in Containern, dort sei mehr Platz vorhanden, etwa für einen Fluchtweg und sogar für ein Handwaschbecken, dort könnte eine mittlerweile vorgeschriebene Auffangwanne eingebaut werden.
Die Anlage sei im Benehmen mit dem Klärwärter so konzipiert worden, dass die Schneckenpresse – mehrheitlich automatisch – an vier Tagen der Woche jeweils elf Stunden laufe. Das Pressgut werde in
zwei Container abgefüllt, die, wenn sie voll sind, per Lastwagen abgefahren werden können. Die Anlage sei so dimensioniert, dass sie auch – wie vom Auftraggeber vorgegeben – alle vier Jahre die rund 1000 Kubikmeter angelieferten Klärschlamms aus der Anlage in Langenreichen entwässern könne. Dann müsse die Presse rund 40 Tage lang rund um die Uhr „am Anschlag“laufen, um den gesamten Anfall abarbeiten zu können.
Lindinger versicherte den Markträten, dass seine Planung möglichst viel von dem, was bisher in der Kläranlage in Ostendorf vorhanden ist, weiterverwende. Das gelte beirund spielsweise für die Klärschlammbehälter, die lediglich baulich an die neue Pressentechnik angepasst würden. Größte Einzelposten bei der 1,1-Millionen-Kalkulation sind die Maschinentechnik mit 478.000 Euro und die Gebäudekosten für 268.000 Euro. Je nach Verlauf der weiteren Prozesse in der Verwaltung und bei der Ausschreibung könne, so Lindinger, im kommenden März/April mit dem Bau begonnen werden, Ende Oktober 2023 wäre mit der Fertigstellung der kompletten Anlage zu rechnen. Der Marktrat nahm die vorgestellte Planung an und beauftragte die Verwaltung, das Weitere in die Wege zu leiten.