Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Der NHL-Star aus Augsburg
Der Name Nico Sturm sagte manchen Eishockey-Fans hierzulande lange nichts. Das hat sich geändert: Der 27-Jährige steht mit Colorado im Finale des Stanley Cups.
Die Zeiten, in denen deutsche Spieler in der NHL, der besten Eishockey-Liga der Welt, Exotenstatus hatten, sind lange vorbei. In der nun zu Ende gehenden Saison standen neun Deutsche bei NHL-Klubs unter Vertrag . Es gibt den hochveranlagten Moritz Seider, der in Detroit zum besten Neuling des Jahres gewählt wurde, den souveränen Goalie Philipp Grubauer von den Seattle Kraken und natürlich Leon Draisaitl, der einer der besten Spieler der Liga ist. Die Chance, in den Finalspielen den Titel und damit den begehrten Stanley Cup zu holen, hat aber nun einer, den lange nur wenige EishockeyFans auf dem Schirm hatten: Nico Sturm aus dem Augsburger Stadtteil Bergheim.
Der 27-Jährige war kein Überflieger, sondern beschritt für seinen Traum von der NHL den steinigen
Weg: Bis 2009 lief er für den Augsburger EV auf, wechselte 2016 über den ESV Kaufbeuren in die USA – allerdings nicht in eines der Farmteams der großen Klubs, sondern in ein College-Team. Sturm hat sich durch die Niederungen des amerikanischen Eishockeys nach oben gearbeitet: Erst im Juli 2019, mit 24 Jahren, unterschrieb er seinen ersten Vertrag beim NHL-Klub Minnesota Wild.
Von da an ging es steil bergauf mit der Karriere des Centers: Bei den Wild mausert er sich zu einem wichtigen Spieler und wechselt im März dieses Jahres zu den Colorado Avalanche, einem der absoluten Topteams der nordamerikanischen EishockeyLiga. Mit dem Team aus
Denver tritt Sturm nun gegen Tampa Bay Lightning, den Meister der vergangenen beiden Jahre, an. Glückwünsche zum Finaleinzug habe es vor allem aus Nordamerika gegeben, sagte Sturm: „Ich habe hier fast mehr Verbindungen im Eishockey als in Deutschland.“Im Halbfinale schaltete Colorado die Edmonton Oilers mit Superstar Leon Draisaitl aus. Der zollte seinem Landsmann bei der Gelegenheit Respekt: „Als er jünger war, sah es nicht so aus, als würde ihn sein Weg in die NHL führen.“Umso erstaunlicher sei der Weg, den Sturm nun eingeschlagen habe: „Ich freue mich wirklich sehr für ihn.“
Dass Sturm in den Spielen gegen die Oilers nur in einer Partie zum Einsatz gekommen war, sei für ihn zu verschmerzen gewesen: „Wenn wir am Ende das Ding gewinnen, ist mir das relativ egal.“Das erste Spiel gewann Colorado in der Nacht auf Donnerstag mit 4:3 nach Verlängerung, Sturm kam immerhin sieben Minuten zum Einsatz. Insgesamt sind vier Siege notwendig. Bei den Augsburger Panthern verfolgt man den Weg des einstigen Spielers mit großem Interesse – nicht nur, weil Sturm oft einen Teil seiner Sommervorbereitung beim DEL-Klub absolviert. Denn die Regeln der NHL besagen: Jeder Stanley-Cup-Sieger darf den Pokal einen Tag in seiner Heimatstadt ausstellen. Die Verbundenheit mit seiner Heimat zeigt Sturm auch mit seiner Rückennummer: Die 78 ist eine Anlehnung an 1878, das Gründungsjahr des Augsburger Eislaufvereins.