Augsburger Allgemeine (Land Nord)

US‰Notenbank kämpft gegen Inflation

Geldpoliti­k In Amerika werden Zinsen kräftig erhöht. Die EZB gerät dadurch unter Druck. CSU-Mann Dobrindt warnt.

- (lan, dpa)

Washington Es ist der größte Zinsschrit­t seit fast 30 Jahren: Zur Bekämpfung der hohen Inflations­rate erhöht die US-Notenbank ihren Leitzins stark um 0,75 Prozentpun­kte. Damit liegt er nun in der Spanne von 1,5 bis 1,75 Prozent. Es ist die dritte Erhöhung des Leitzinses seit dem Beginn der Coronaviru­s-Pandemie – und der erste Anstieg um 0,75 Prozentpun­kte seit 1994. Für gewöhnlich zieht es die Fed vor, den Leitzins in Schritten von 0,25 Prozentpun­kten anzuheben. „Wir bei der Fed sind uns der Schwierigk­eiten bewusst, die eine hohe Inflation mit sich bringt“, sagte Fed-Chef Jerome Powell. Die Anhebung um 0,75 Prozentpun­kte sei natürlich ungewöhnli­ch. Es sei aber von entscheide­nder Bedeutung, gegen die Inflation anzukämpfe­n. Daher habe man die Entscheidu­ng für diesen großen Zinsschrit­t getroffen. Manche Analysten hatten aufgrund jüngster Daten zur anhaltend hohen Teuerungsr­ate in den vergangene­n Tagen bereits gemutmaßt, dass die Fed die Märkte mit einer Erhöhung um 0,75 Prozentpun­kte überrasche­n könnte. Im März rechneten die Entscheide­r der Fed zum Jahresende im Mittel noch mit einem Leitzins von 1,9 Prozent. Nun gehen sie von 3,4 Prozent in diesem Jahr und sogar 3,8 Prozent im kommenden Jahr aus.

stemmen sich Europas Währungshü­ter gegen die jüngste Unruhe an den Finanzmärk­ten. Die Notenbank beschleuni­ge die Arbeiten an einem neuen Anti-Kriseninst­rument, teilte die Europäisch­e Zentralban­k nach einer kurzfristi­g anberaumte­n Sondersitz­ung des EZB-Rates mit. Um sicherzust­ellen, dass die gerade erste beschlosse­ne der ultralocke­ren Geldpoliti­k hoch verschulde­te Eurostaate­n nicht über Gebühr belastet, will die EZB zudem Gelder aus auslaufend­en Anleihen des Corona-Notkaufpro­gramms PEPP flexibel wieder investiere­n. Das könnte zum Beispiel Ländern wie Italien helfen, die Investoren inzwischen wieder deutlich höhere Zinsen für Staatsanle­iDerweil hen bieten müssen. Nach bisheriger Planung will die EZB Tilgungsbe­träge der im Rahmen des PEPPProgra­mms erworbenen Wertpapier­e mindestens bis Ende 2024 bei Fälligkeit wieder anlegen.

„Die Pandemie hat dauerhafte Schwachste­llen in der Wirtschaft des Euro-Währungsge­biets hinterlass­en, die in der Tat zu einer unStraffun­g gleichmäßi­gen Übertragun­g der Normalisie­rung unserer Geldpoliti­k auf die einzelnen Länder beitragen“, erklärte die Notenbank.

In den vergangene­n Tagen waren die Zinsen an den Kapitalmär­kten stark gestiegen, während sich die Stimmung an den Aktienmärk­ten deutlich verschlech­terte. Analysten nannten als Hauptgrund die straffere Geldpoliti­k der US-Notenbank Fed, aber auch die Aussicht auf Zinserhöhu­ngen der EZB.

CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt warnte im Gespräch mit unserer Redaktion: „Das notwendige Ende der Nullzinspo­litik darf nicht mit einer neuen Schleuse der Umverteilu­ng zugunsten von Schuldenlä­ndern in der Euro-Zone erkauft werden.“Staaten wie Italien oder Frankreich könnten mit Finanzspri­tzen rechnen, um die steigenden Zinsen an den Kapitalmär­kten zu bedienen. Deutschlan­d hingegen nicht. Dobrindt hält das für ungerecht: „Die EZB muss bei ihren Anleihekäu­fen einhalten, dass der Verteilung­sschlüssel der Mitgliedst­aaten gewahrt bleibt.“Um die Geldwertst­abilität zu sichern, müssten die Zinsen erhöht und die Inflations­bekämpfung verschärft werden. Neue „Schuldensc­hlupflöche­r“seien der falsche Weg. „Es braucht jetzt einen Inflations­stopp, keinen Schuldensc­hock.“

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