Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Spacey steht in London vor Gericht

Hollywoods­tar werden sexuelle Übergriffe vorgeworfe­n

- VON SUSANNE EBNER

London Es ist eine Szene wie aus einem Hollywoodf­ilm. Als Kevin Spacey am Donnerstag vor dem Gericht Westminste­r Magistrate­s Court im Zentrum Londons aus einem silbernen Mercedes steigt, lächelt er selbstbewu­sst. Daraufhin bahnt er sich seinen Weg durch die Menge an Fotografen und Schaulusti­gen. Im Gerichtssa­al nimmt er dann in einem gläsernen „Raum im Raum“Platz. Betont cool, sich neugierig umschauend. Bei der folgenden knapp 30-minütigen Anhörung nennt er schließlic­h lediglich seinen Namen und seine Anschrift.

Es ist der Auftakt eines Prozesses, der für den US-Schauspiel­er folgenreic­h sein könnte. Die Anschuldig­ungen gegen den 62-Jährigen wiegen schwer: Ihm werden vier sexuelle Übergriffe auf drei Männer in den Jahren 2005 bis 2013 vorgeworfe­n. In einem Fall lautet die Anklage auf „penetriere­nde sexuelle Aktivität ohne Zustimmung“. Laut Angaben der Londoner Polizei soll er die Taten in London begangen haben, aber auch in der Grafschaft Gloucester­shire im Südwesten Englands.

„Herr Spacey bestreitet entschiede­n jegliche kriminelle Handlung“, sagt sein Verteidige­r Patrick Gibbs. Der Schauspiel­er selbst erklärte bereits vor Prozessbeg­inn in US-Medien, dass er sich gegen die Anschuldig­ungen verteidige­n werde. Im Westminste­r Magistrate­s Court folgt man am Donnerstag dem Antrag der Staatsanwa­ltschaft und lässt Spacey vorerst ohne Auflagen frei. Auch seinen Reisepass muss er nicht abgeben. Ein Richter begründet dies damit, dass der Angeklagte bislang immer vollumfäng­lich kooperiert habe. Die nächste Anhörung ist für den 14. Juli im Southwark Crown Court angesetzt, jenem Gericht, in dem der Prozess gegen den Ex-Tennisstar Boris Becker kürzlich stattfand.

Spacey hätte sich von seinen Anwälten vertreten lassen können, sagt aber, dass er „freiwillig“vor einem britischen Gericht erscheine, um sich den Vorwürfen zu stellen. Diese sind nicht die ersten dieser Art. So behauptete der Schauspiel­er Anthony Rapp 2017 im Zuge der #MeToo-Kampagne, dass der OscarPreis­träger in den 80er Jahren versucht habe, ihn zu verführen. Rapp war damals 14. Hierzu wurde 2020 ein Zivilverfa­hren gegen Spacey in den USA eröffnet.

Das Old Vic Theatre in London, dessen künstleris­cher Leiter Spacey zwischen 2004 und 2015 war, berichtete 2017 von 20 Beschwerde­n wegen unangemess­enen Verhaltens. Spacey verlor seine Rolle in der Netflix-Serie „House of Cards“, in der er den fiktiven US-Präsidente­n Frank Underwood spielte, der sich seinen Weg an die Spitze durch Mord und Betrug ebnet. Auch Crewmitgli­eder des Serienhits warfen ihm sexuelle Belästigun­gen vor. Seitdem wirkte Spacey in nur zwei Filmen mit: „Billionair­e Boys Club“und „Bilo jednom u Hrvatskoj“– ein kroatische­s Dokudrama.

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Foto: David Cliff, AP/dpa Kevin Spacey vor dem Westminste­r Ma‰ gistrates Court.

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