Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Bradl darf sich beweisen
Motorrad Der Zahlinger startet am Wochenende beim Deutschland-Rennen auf dem Sachsenring. Ein Platz in den Punkten ist seine Wunschvorstellung.
Sachsenring Stefan Bradl kämpft noch. Mit der Umstellung. Seit einem Rennen darf der 32-Jährige nun wieder das Motorrad von Marc Márquez fahren. In der Königsklasse MotoGP, der schnellsten und schwierigsten im Motorrad-Rennsport. Bradl ist dort lange selbst als Stammpilot gefahren. Seit 2018 ist er Ersatzfahrer bei Honda und kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein anderer Fahrer ausfällt. So wie jetzt gerade. Am Sonntag startet er auf dem Sachsenring.
Márquez ist einer der besten Motorradpiloten der Welt. Der Spanier ist aber auch häufiger verletzt. Er wurde zum vierten Mal an seinem rechten Oberarm operiert. Die Ausfallzeit des 29-Jährigen ist noch ungewiss. Klar ist nur, dass ihn Stefan Bradl ersetzt. Zum ersten Mal tat er das vor zwei Wochen beim Großen Preis von Katalonien. Da stürzte Bradl bereits in Runde eins. Er landete auf dem Kopf und war kurzzeitig benommen. „Ich habe kurz Sterne gesehen und habe im Lkw ein paar Minuten gebraucht, um mich wieder zu sortieren“, sagte er. Nun soll vieles besser werden.
Stefan Bradl braucht Eingewöhnungszeit. Es sei ein bisschen wie ein Sprung ins kalte Wasser. Er kennt seine Honda-Maschine natürlich von den Testfahrten. Ein Rennwochenende aber ist etwas anderes. „Ich brauche ein paar Rennen, um mich wieder einzugewöhnen“, meinte der 32-Jährige. Vor allem für den Kopf ist es eine Umstellung. Ihm muss es gelingen, die Maschine
am Limit zu bewegen. Seine Grundgeschwindigkeit sei in Ordnung, die körperliche Verfassung auch. Aber auch der Kopf muss bereit sein, alles zu riskieren. „Man muss 100 Prozent aus sich und dem Motorrad rausholen“, sagte Bradl. Eine gewisse Überwindung brauche es, an seine Grenzen zu gehen. Bradl kann das. Nun muss er es wieder zeigen. Wie er es schon häufiger getan hat.
Marc Márquez hat jedes Rennen, das er am Sachsenring gefahren ist, gewonnen. Von einem Sieg kann Bradl am Sonntag (14 Uhr) nur träumen. Seine beste Platzierung auf dem Sachsenring war Rang zwei 2011 in der Moto2. „Wenn ich in die Punkte komme, wäre ich zufrieden“, sagte er. Er möchte den Fans eine gute Show liefern. Es könnte zum letzten Mal für längere Zeit sein, dass ein deutscher Fahrer in der Moto-GP beim DeutschlandRennen am Start ist. Bradl ist nur Ersatzfahrer, dahinter drängt sich keiner auf, der bald den Sprung in die Königsklasse schaffen könnte.
Bradl freut sich auf das Heimspiel. „Für mich wird es das Highlight des Jahres sein“, sagte Bradl. Er geht davon aus, auch in den folgenden Rennen Márquez zu vertreten. Dass der Spanier die gesamte Restsaison auslassen wird, glaubt der Zahlinger (Lkr. Aichach-Friedberg) nicht. Er möchte den Spanier so gut wie möglich vertreten. Noch setzt ihn das Honda-Team nicht unter Druck. „Das braucht einfach seine Zeit“, meinte Bradl, „unendlich ist die aber nicht.“Irgendwann muss er liefern. Vielleicht gelingt es ihm schon am Sachsenring.