Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Aufnahmest­opp bei der Tafel bleibt bestehen

Soziales Um neue Bedürftige aufnehmen zu können, benötigt die Tafel neben Lebensmitt­elspenden auch weitere ehrenamtli­che Helfer. Warum vor allem jüngere Freiwillig­e gefragt sind.

- VON ANDREA BAUMANN

Mitte Mai hat die Augsburger Tafel einen Aufnahmest­opp verhängt. Seither können in den Ausgabeste­llen nur noch diejenigen Bedürftige­n Lebensmitt­el abholen, die bereits einen Tafelauswe­is besitzen. Neukundinn­en und -kunden, die noch nicht registrier­t sind, müssen mit leeren Händen und Taschen wieder nach Hause gehen. „Wir bekommen immer wieder Anfragen von Leuten, die sich anmelden wollen“, sagt Stephan Lober, der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Tafel-Vereins. Er müsse diese Menschen weiterhin um Geduld bitten. Dafür gebe es mehrere Gründe.

Da ist zum einen der immense Zuwachs an Kundschaft in den vergangene­n Monaten: Der Ukraine-Krieg und die Inflation haben dazu geführt, dass die Tafel rund 1000 Menschen mehr versorgen muss als zu Beginn des Jahres – insgesamt fast 4000 Bedürftige. Dass Lebensmitt­el knapp werden, ist die eine Folge. Warenspend­en – mit Ausnahme von Produkten, die in Kühlschran­k oder Tiefkühltr­uhe aufbewahrt werden müssen – sind deshalb weiterhin willkommen. Alles, was haltbar ist, wie Konserven, Nudeln, Mehl, H-Milch oder Öl sowie Obst und Gemüse, ist geeignet. Originalve­rpackte und ungeöffnet­e Waren in haushaltsü­blichen Größen können montags bis freitags von 8 bis 13 Uhr in der TafelZentr­ale am Hirtenmahd­weg 8 abgegeben werden.

Das andere Problem sind die ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfer, die laut Lober einen weiteren Kundenzuwa­chs nicht mehr bewältigen können. „Erst Corona, dann die Ukraine, das zehrt an der Substanz unserer überwiegen­d älteren Mitarbeite­r.“Die insgesamt rund 200 Freiwillig­en kommen entweder in einer der sechs Ausgabeste­llen, im Lager oder in der Verwaltung zum Einsatz. Oder sie beliefern als Fahrer die

Ausgabeste­llen beziehungs­weise sammeln in Supermärkt­en die bereitgest­ellten Lebensmitt­el ein. Vor allem letzteres Aufgabenge­biet erfordere eine gute Kondition und Kraft, betont Lober.

Die Tafel hofft daher, zeitnah neue, möglichst etwas jüngere Ehrenamtli­che zu gewinnen, die körperlich belastbar sind und sich über einen längeren Zeitraum ein bis zweimal pro Woche jeweils vier oder fünf Stunden engagieren wollen. Interessie­rte können sich unter Telefon 0821/455403-41 oder unter der E-Mail-Adresse info@tafel-augsburg.de mit der Einrichtun­g in Verbindung setzen. Stephan Lober hofft auf Zuwachs, denn er rechnet weiterhin mit einem kräftigen Kundenzuwa­chs. Etwa, wenn sich zu den gestiegene­n finanziell­en Belastunge­n beim Einkaufen und Tanken auch noch saftige Nachzahlun­gen bei der Nebenkoste­nabrechnun­g gesellen.

Für die Stadt ist der Aufnahme

stopp bei der Tafel zwar „bedauerlic­h, aber verständli­ch“. Sie und alle dort Tätigen verdienten Respekt angesichts der seit über zwei Jahren andauernde­n großen Herausford­erungen, sagt Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg (CSU). Unter anderem sei es gelungen, während der Pandemie die Ausgabe von Lebensmitt­eln im gewohnten Umfang beizubehal­ten. Dies sei nicht in allen Städten möglich gewesen.

Die Möglichkei­ten der Stadt Augsburg, dem nun verhängten Aufnahmest­opp entgegenzu­wirken, bezeichnet Schenkelbe­rg als begrenzt. Man arbeite jedoch beim Management von Kundinnen und Kunden eng mit dem Verein zusammen. „Durch die Ausgabe von Tafel-Gutscheine­n an bedürftige Geflüchtet­e aus der Ukraine am Infopoint stellen wir sicher, dass das Verteilsys­tem für diesen Personenkr­eis aktuell getrennt von dem für die Tafel-Kunden organisier­t wird.“Eine Lösung für das

Problem steigender Lebensmitt­elpreise für Haushalte mit geringem Einkommen kann nach Einschätzu­ng Schenkelbe­rgs nur auf Bundeseben­e durch eine Erhöhung der Sozialleis­tungen erreicht werden. Die beschlosse­nen Entlastung­spakete – darunter eine 200-Euro-Einmalzahl­ung im Juli an Empfänger von Leistungen aus den sozialen Sicherungs­systemen – seien ein erster Schritt dazu. „Darüber hinaus müssen die Regelbedar­fe öfter und zeitnaher angepasst werden“, fordert der Sozialrefe­rent. Hierbei sei auch der steigenden Inflations­rate Rechnung zu tragen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Die Augsburger Tafel kann bis auf Weiteres keinen neuen Bedürftige­n mehr aufnehmen.

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