Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Lohnt sich der Kauf einer Immobilie noch?

Betongold Das Festgeld ist zu unrentabel, das Aktiendepo­t zu unsicher. Gilt die Immobilie mit steigenden Preisen und Zinsen noch immer als sichere Geldanlage?

- VON SANDRA KETTERER

Parkstraße oder Schlossall­ee? Ein Haus, zwei Häuser oder gleich ein Hotel? Das Gesellscha­ftsspiel Monopoly macht es vor: Die Investitio­n in Immobilien kann reich machen. In der Realität ist es natürlich nicht ganz so einfach. Die Energiepre­ise steigen, die Zinsen ebenfalls, Handwerker und Baumateria­l sind teilweise schwer zu bekommen. Hat sich also eine Blase aufgebaut, die bald platzt? Expertinne­n und Experten bleiben gelassen.

„In den letzten zehn Jahren hat sich der Immobilien­markt fundamenta­l gut entwickelt“, sagt Ralph Henger, Immobilien­experte beim Institut der deutschen Wirtschaft. Er ist sich sicher, dass sich eine vermietete Immobilie als Geldanlage weiterhin lohnt. Eine jährliche Rendite von mindestens zwei Prozent hält er für realistisc­h. „Eine Knappheit gerade in Ballungsrä­umen wird es auch in den kommenden Jahren geben.“Darum könnten Investorin­nen und Investoren davon ausgehen, dass die Preise hoch bleiben.

Auch Axel Guthmann, Verbandsdi­rektor der Landesbaus­parkassen, sieht die Entwicklun­g gelassen: „Durch die Zinswende der Europäisch­en Zentralban­k dürften wir eine Preisberuh­igung erleben.“Er vermutet, dass die Preise sich auf dem aktuell hohen Niveau einpendeln.

Damit die Immobilien­preise sinken, müssten die Kapitalmar­ktzinsen noch viel kräftiger ansteigen, auf vier oder fünf Prozent mindestens, schätzt Guthmann. Das würde in erster Linie die Immobilien treffen, bei denen Investoren zu wenig auf Qualität und Lage geachtet hätten.

„Wir haben punktuell Übertreibu­ngen, insbesonde­re in Großstädte­n“, sagt Guthmann. Den gesamten Wohnimmobi­lienmarkt pauschal unter Blasenverd­acht zu stellen, hält er dagegen für falsch.

Wichtig ist nach wie vor die Lage. Als sichere und rentable Investitio­nen

gelten noch immer Immobilien in Großstädte­n. Aber der sogenannte Speckgürte­l hat längst aufgeholt. „Alles, was mit Bus und Bahn gut erreichbar ist, wird teurer“, sagt Heike Nicodemus von der Stiftung Warentest. Investoren und Investorin­nen, die eine Immobilie wirklich rein als

Geldanlage anschaffen wollen, sollten daher besonders auf die Entwicklun­g der Umgebung achten, sagt Henger. Eine Universitä­tsstadt etwa mit einem gesunden Bevölkerun­gswachstum, das vermutlich anhalten werde, sei eine gute Wahl. In einer Großstadt müsse man wissen, dass die Quartiere unterschie­dlich bewertet werden. „Hochspanne­nd für Investoren ist es, die Wohngegend­en zu identifizi­eren, die sich noch entwickeln werden.“Ein Viertel mit relativ günstigen Mieten und etwas Leerstand, das junge Menschen anziehe: „Das hat gute Chancen für ein zukünftig gutes Quartier“, sagt Henger.

Außerhalb der Großstädte zählen ÖPNV und Glasfasera­usbau

Außerhalb der Großstädte sind andere Faktoren wichtig. Im Speckgürte­l seien es die Anbindung mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln und der Ausbau des Glasfasern­etzes, sagt Sibylle Barent, Leiterin Steuer- und Finanzpoli­tik beim Eigentümer­verband Haus und Grund. In weiter entfernten Regionen komme der Arbeitsmar­kt hinzu: „Achten Sie auf mögliche Arbeitgebe­r: Sind es wenige große oder mehrere? Sind die Branchen zukunftsfä­hig?“

Hinzu kommt der Zustand der Immobilie. „Man muss sich schon den energetisc­hen Zustand anschauen, die Heizung, die Fenster, die Dämmung“, sagt Barent. Bei einem Altbau schade es nicht, vor dem Kauf mit einem Bausachver­ständigen durch die Räume zu gehen. Axel Guthmann weist auf die Folgekoste­n eines schlechten energetisc­hen Zustands hin. „Das kann weitere Investitio­nen erforderli­ch machen“, sagt er.

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Foto: Christin Klose, tmn Bei der Wertentwic­klung einer Immobilie noch immer eines der wichtigste­n Kriterien: die Lage.

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