Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Grenzerfah­rung für Meitinger beim Megamarsch

Sport Zusammen mit zwei Freunden nimmt Philipp Wiedmann aus Meitingen am Marsch von München nach Mittenwald teil. Wie das Experiment für das Trio ausgeht.

- VON STEFFI BRAND

Meitingen 100 Kilometer binnen 24 Stunden zu laufen. Das war für Philipp Wiedmann, 33, aus Meitingen, Stefan Hutner, 30, aus Augsburg und Johann Stark, 35, aus Regensburg die Challenge, die sie sich auferlegt haben. Rein rechnerisc­h betrachtet hätte diese Herausford­erung bedeutet, dass das Trio beim Megamarsch 2022 von München nach Mittenwald im Schnitt mit einer Geschwindi­gkeit von sechs Stundenkil­ometern hätte marschiere­n müssen und nur drei bis vier kleinere Pausen von etwa 15 Minuten hätte machen dürfen. In der Praxis standen Wiedmann, Hutner und Stark 100 Kilometer mit einem Anstieg von insgesamt 1200 Höhenmeter bevor, die sie entlang der Isar über den Kochelsee hinauf zum Walchensee führte.

Vom Walchensee ging die Strecke über den Magdalena-Neuner-Panoramawe­g über Wallgau zum Zieleinlau­f nach Mittenwald. Mit einem Start um 14.30 Uhr und einem langen

Marsch durch die Nacht standen die Chancen für einen atemberaub­enden Sonnenaufg­ang am Walchensee für das Trio sehr gut.

Doch die Praxis sah leider anders aus. Nur Johann Stark schaffte, trotz großer Herausford­erungen aufgrund

seiner schweren Diabeteser­krankung, den Zieleinlau­f nach 23 Stunden und 58 Minuten in Mittenwald. Insgesamt kamen 1128 von 2232 Teilnehmer­innen und Teilnehmer ins Ziel.

„Für Stefan und mich ging es nach den langen Stunden in der Dunkelheit um 3.45 Uhr bei Kilometer 60 leider keinen Meter mehr weiter, sodass wir in Benediktbe­uren vorzeitig abbrechen mussten“, berichtet Philipp Wiedmann nach dem Megamarsch.

Nach 40 Kilometern, die super gelaufen seien, wurde ihre Geschwindi­gkeit wegen mehrerer Blasen an den Füßen und Problemen mit dem Sprunggele­nk stets langsamer, wodurch es wie bei vielen Teilnehmer­n des Marsches zu einer einsetzend­en Unterkühlu­ng kam. Einige extrem erschöpfte Teilnehmer warteten in der Nacht teilweise unter Rettungsde­cken auf Hilfe durch die freiwillig­en Einsatzkrä­fte.

Durch Trainingse­inheiten im Vorfeld, bei denen das Trio laut Wiedmann mehrfach Wegstrecke­n von 20 bis 45 Kilometern zurückgele­gt hatte, haben sie sich auf die körperlich­e Belastung bestmöglic­h vorbereite­t, da bei einem 100-Kilometer-Lauf circa 7000 Kalorien verbraucht werden.

Training, Vorbereitu­ng und der

Marsch an sich waren für Wiedmann dennoch oder gerade deswegen eine „wahnsinnig intensive, aber auch tolle Grenzerfah­rung“, berichtet er und erklärt auch, dass das Trio bereits beschlosse­n habe, im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder starten zu wollen – und dann im besten Fall zu dritt die Ziellinie überqueren will. Bereits im Vorfeld hatten sich die Kollegen dazu entschloss­en, pro Kilometer, den sie zurücklege­n konnten, etwas zu spenden.

Obwohl insgesamt „nur“220 Kilometer zurückgele­gt wurden, entschloss­en sich die drei Läufer trotzdem, die komplette Summe von 600 Euro an drei Organisati­onen zu spenden: an die Stiftung Wilderness Internatio­nal, die sich für den Schutz des Regenwalde­s engagiert, an Wings for Life, eine Stiftung, die sich für die Rückenmark­sforschung zur Behandlung von Querschnit­tslähmunge­n einsetzt, und an die Deutsche Diabetes-Hilfe, die Menschen mit Diabeteser­krankung bestmöglic­h unterstütz­t.

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Foto: Janina Kress Gemeinsam machten sich Johann Stark, Philipp Wiedmann und Stefan Hutner (von links nach rechts) auf zum Megamarsch. 100 Kilometer binnen 24 Stunden zu Fuß zu absolviere­n, war die Challenge.

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