Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie der Erfolgsweg begann
Fußball Vor 20 Jahren kehrte der FC Augsburg in die Regionalliga Süd zurück. Zwei Spielzeiten zuvor stand der Verein vor dem Aus, ehe im November 2000 eine neue Zeitrechnung anfing.
Es war der Beginn der Augsburger Erfolgsgeschichte. Vor 20 Jahren, im Mai 2002, feierte der FC Augsburg die Meisterschaft in der damals viertklassigen Bayernliga und stieg in die Regionalliga Süd auf. Nach dem Zwangsabstieg zwei Jahre zuvor kehrte der FCA zwar noch nicht auf die ganz große Fußballbühne zurück, doch die Regionalliga war auch in den Jahren zuvor so etwas wie die sportliche Heimat der Fuggerstädter. Es waren turbulente Zeiten, die der Verein damals erlebte, ehe es 2002 ein Happy End gab.
Zwei Jahre zuvor stand der FCA vor dem Aus. Hauptsponsor Infomatec konnte oder wollte seine Zusagen nicht mehr einhalten, der finanzielle Zusammenbruch und der Zwangsabstieg waren die Folge. Die großen Pläne, die der Verein damals hatte, waren zunichtegemacht. Der damalige Kapitän Oliver Remmert war der einzige Spieler, der aus dem Regionalligateam beim FCA blieb, „zusammen mit unserem Torwarttrainer Franz Vida habe ich das erste Saisontraining geleitet“, erinnert sich Remmert. Aufsichtsrat Peter Bircks und Manager Fritz Bäuml bastelten bis zum Saisonbeginn eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammen, Gino Lettieri wurde als Trainer verpflichtet. Armin Veh hatte den Übungsleiter von Bayern Hof damals dem Verein empfohlen.
In der Führungsetage löste Jürgen Treffler den damaligen Vereinspräsidenten Heiner Schuhmann ab. Der Schuldenstand lag angeblich bei 2,5 Millionen Mark. Dass der Verein finanziell einigermaßen über die Runden kam, war ein Verdienst von Karl-Heinz Jakel. Der Marketing
experte, ein FCAler vom Scheitel bis zur Sohle, schaffte mit großem Einsatz das nötige Kleingeld heran und damit auch dafür, dass der Spielbetrieb aufrechterhalten werden konnte. Und dann kam der 2. November 2000. Im Augsburger Fußball der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Eine Investorengruppe um Walther Seinsch übernahm die Verantwortung, Seinsch wurde zum Vorstandsvorsitzenden gewählt. „Ohne Seinsch würde der FCA wohl heute nicht in der Bundesliga, sondern viel weiter unten spielen“, ist sich Remmert sicher.
Das Engagement des Finanziers aus dem Rheinland, der auch in Lindau am Bodensee einen Wohnsitz hatte, machte sich zu Beginn der Spielzeit 2001/2002 bemerkbar. Die
Mannschaft wurde enorm verstärkt. Vom ehemaligen Erstligisten SSV Ulm kamen mit Janusz Gora und Joachim Stadler zwei BundesligaAsse nach Augsburg, mit Abi Obafemi wurde ein nigerianischer Olympiasieger verpflichtet. Vor allen Dingen vom damals schon 38-jährigen Gora schwärmt Remmert heute noch: „Er hatte eine absolut professionelle Einstellung und hat die Mannschaft geführt.“Herausragend waren aber vor allem auch die beiden Torjäger Mikheil Sajaia und Vladimir Manilslavic (je 23 Treffer),sowie der brasilianische Ballzauberer Marcello Martins. Zum Kader gehörten damals aber auch einige junge Akteure aus der eigenen Talentschmiede wie Ingo Feistle, Markus Thorandt oder
Thomas Wörle, der heute den SSV Ulm 46 trainiert.
Dabei misslang der Start in die Spielzeit. Am ersten Spieltag gab es beim TSV Aindling vor 3800 Zuschauern eine 1:2-Pleite. Doch am Saisonende standen zwölf Punkte Vorsprung vor den Amateuren des TSV 1860 München zu Buche. „Obwohl wir ein zusammengewürfeltes Team waren, hatten wir einen super Teamgeist“, erinnert sich Remmert. Für den vom TSV Aindling gekommenen Außenbahnspieler endete die Spielzeit unerfreulich. Der Verein bot ihm nur einen Vertrag für ein Jahr an. „Das habe ich nicht akzeptiert“, sagt Remmert, „schließlich habe ich in den vier Jahren beim FCA fast alle Spiele absolviert“. Er wechselte als Spielertrainer zum Landesligisten SC Bubesheim. Am Abend der Aufstiegsfeier dachte Walther Seinsch zwar nochmals um und bot dem Kicker einen Zwei-Jahres-Vertrag an. Doch da hatte Remmert in Bubesheim schon zugesagt. Den Stuhl vor die Tür gesetzt bekam aber auch Trainer Lettieri. Der Italiener wurde von Ernst Middendorp abgelöst.
Für den ehemaligen Textilunternehmer Seinsch war die Saison 2001/2002 der Beweis, dass man in Augsburg etwas bewegen kann.
Das Meisterteam Martin Shejbal, Markus Lach, Michael Lutz, Zdenko Miletic; Ales Jindra, Ingo Feistle, Adrian Gongolea, Mar kus Rosenwirth, Joachim Stadler, Ivan Kon jevic, Tobias Maier, Ajet Abazi, Miloslav Ja novsky, Oliver Remmert, Janusz Gora, Abi Obafemi, Andreas Steinweg, Thomas Wör le, Alex Contala, Markus Thorandt, Alexan der Späth, Mikheil Sajaia, Thomas Richter,, Thomas Holz, Robert Ilic, Vladimir Manisla vic, Marcello Martins, Yacoubou Achirou, Markus Schmidbauer, Alex Dürr.