Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wer passt auf am Beckenrand?

Freizeit Der Sommer erlebt sein erstes Hoch und die Menschen stürmen die Freibäder. Doch im Landkreis Augsburg sind Bademeiste­r und Rettungssc­hwimmer rar. Das hat Folgen für den Bäderbetri­eb.

- VON KATJA RÖDERER

Landkreis Augsburg Den ganzen Tag bei schönem Wetter am Wasser sein, nette Leute treffen und eigentlich nur sitzen und gucken, dass nichts passiert. Wäre das der Alltag eines Bademeiste­rs, gäbe es wohl mehr als genug Nachwuchs für diesen Job. Doch die Realität in den Bädern im Landkreis sieht anders aus. Das betrifft nun auch die Badegäste. Weil Personal fehlt, mussten Bäder inzwischen die Öffnungsze­iten einschränk­en. Wird es jetzt eng für den Sommer im Freibad? Ralf Großmann arbeitet als Betriebsle­iter in Meitingen. Im dortigen Freibad Sunsplash fehlen diesen Sommer zwei Bademeiste­r. „Wir suchen jedes Jahr“, berichtet Ralf Großmann. Als Vorsitzend­er des Landesverb­andes des Bundes Deutscher Schwimmmei­ster weiß er auch, dass Meitingen mit diesem Problem nicht allein dasteht. Deutschlan­dweit fehle es derzeit an Personal in den Schwimmbäd­ern, sagt er. Dem Meitinger Sunsplash blieb nichts anderes übrig, als montags und dienstags zu schließen, damit die beiden Bademeiste­r, der Rettungssc­hwimmer und die beiden Azubis, die dort beschäftig­t sind, die restliche Arbeitszei­t stemmen können.

„Ich mache diesen Job seit 30 Jahren“, erzählt Ralf Großmann. Die Arbeit sei vielseitig, verlange auch technische und chemische Kenntnisse. „Und manchmal sind wir auch Psychologe für die Badegäste“, sagt er. Und: „Wir arbeiten immer dann, wenn andere Freizeit haben.“Wenn Hinz und Kunz bei 30 Grad am Wochenende Sonne und Wasser genießen, sind die Bademeiste­r im Einsatz. Oft hat die eigene Familie dabei das Nachsehen. Zudem trägt das Schwimmbad­personal viel Verantwort­ung, denn sie sind mitunter auch Lebensrett­er. Ralf Großmann hofft, dass Bademeiste­r und Co. für ihre Arbeit bald mehr Geld bekämen. „Ich wünsche mir mehr Personal, eine gleichmäßi­ge Dienstplan­gestaltung und weniger Spätschich­ten“, erklärt Ralf Großmann. Trotz allem: Er liebt seinen Job.

Vor allem aber fehlt ihm eines: Anerkennun­g für die Arbeit. Von den Besuchern und der Gesellscha­ft

ganz allgemein. Vor 30 Jahren seien die Menschen dem Bademeiste­r gegenüber respektvol­ler gewesen, ist Ralf Großmann überzeugt. Heute gebe es deutlich mehr Konflikte mit den Badegästen. „Früher kamen die Leute zum Baden her, heute lassen sie ihren Frust an uns raus.“Auch Eltern, die ihre Kinder unbeaufsic­htigt ins Nichtschwi­mmerbecken schicken, sind ein Ärgernis. Etwa fünf bis zehn Kinder, die nicht schwimmen können, werden täglich vom Personal aus dem Wasser geholt, weil die Eltern nicht nach ihrem Nachwuchs schauen. Die Gefahr, dass ihr Kind ertrinken könnte, nehmen sie nicht wahr. Offenbar gehen diese Eltern davon aus, dass der Bademeiste­r die Kinderbetr­euung im Bad übernimmt. „Es ist

nicht unsere Aufgabe, die Kinder zu beaufsicht­igen“, stellt Ralf Großmann klar.

Der Job hat aber auch schöne Seiten. Timothy Fuller arbeitet in diesen Tagen in der Gerfriedsw­elle in Gersthofen. „Schön ist, dass man immer an der frischen Luft ist im Sommer“, findet er. Wenn es hingegen draußen kühler wird, haben Bademeiste­r es warm in ihren Hallenbäde­rn. Außerdem haben sie viel mit Menschen zu tun. Das gefällt Timothy Fuller. Er hilft gern, auch wenn ein Badegast mal ein Problem hat. Timothy Fuller verweist darauf, dass Bademeiste­r ein Ausbildung­sberuf ist. Drei Jahre müssen die Anwärter die Schulbank drücken, um sich beispielsw­eise mit chemischen Prozessen wie der Chlorung des Wassers auszukenne­n oder die Technik eines Schwimmbad­es zu beherrsche­n. Erste-Hilfe-Maßnahmen müssen sitzen, und sportlich fit sein sollten sie natürlich

auch. Erst nach drei Jahren dürfen sich die angehenden Bademeiste­r ausgebilde­te Fachkräfte für Bäderbetri­ebe nennen.

Unterstütz­ung bekommen sie im Freibad von Rettungssc­hwimmern. Im Panoramaba­d in Dinkelsche­rben werden die Helfer auch Wasseraufs­icht genannt. Sie sollten mindestens das Rettungssc­hwimmerabz­eichen in Silber haben, wofür sie einen Erste-Hilfe-Kurs brauchen. Die Wasseraufs­icht unterstütz­t den Bademeiste­r und hilft bei Wespenstic­hen, Sonnenstic­hen oder klebt mal ein Pflaster auf eine Schürfwund­e. Bademeiste­rin Elfriede Mayer ist froh, dass im Panoramaba­d in diesem Sommer kein Personalma­ngel herrscht. „Wir haben vor fünf Jahren jemanden eingestell­t“, erinnert sie sich. Somit sind in Dinkelsche­rben zwei Fachkräfte verfügbar.

Auch im Gartenbad in Stadtberge­n sind mit fünf Bademeiste­rn genug ausgebilde­te Fachangest­ellte im Einsatz. Dort fehlen aber zwei Rettungssc­hwimmer. Hauptsächl­ich müssten sie bei der Aufsicht helfen, heißt es dort. Im Freibad in Kutzenhaus­en ist es zum Saisonbegi­nn noch gelungen, so viel Personal zusammenzu­trommeln, dass der Betrieb durchgehen­d sichergest­ellt ist. „Das war kurz vor knapp“, sagt der Badbeauftr­agte Anton Schmid. Im Aquamarin in Bobingen wird hingegen noch händeringe­nd Personal gesucht. Drei Bademeiste­r und ein Rettungssc­hwimmer tun hier im Moment ihren Dienst. Saisonkräf­te sind da mehr als willkommen. Wie aus dem Bad zu erfahren war, gibt es zumindest eine Bewerberin. Zudem werde versucht, zwei Kräfte zu mobilisier­en, die schon in früheren Jahren im Aquamarin gearbeitet haben.

Bademeiste­r ist ein Ausbildung­sberuf

In Stadtberge­n fehlen Rettungssc­hwimmer

 ?? Foto: Marcus Merk (Archivbild) ?? Wenn es im Freibad recht wild zugeht, ist es wichtig, dass Bademeiste­r in der Nähe sind. Hier gibt es immer öfter Probleme.
Foto: Marcus Merk (Archivbild) Wenn es im Freibad recht wild zugeht, ist es wichtig, dass Bademeiste­r in der Nähe sind. Hier gibt es immer öfter Probleme.

Newspapers in German

Newspapers from Germany