Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Endspurt der Abschlussprüfungen an den Schulen
Bildung Die Abiturienten bekommen schon ihre Zeugnisse, an den Realschulen und Mittelschulen starten die Prüfungen jedoch erst. Was den Jahrgang besonders macht.
Gersthofen Die 135 Jugendlichen an der Mittelschule in Gersthofen, der größten im Landkreis Augsburg, sind ein besonderer Jahrgang. Ab der kommenden Woche starten sie in die Prüfungen zum Qualifizierenden Abschluss. Und dann sind sie die ersten überhaupt, die nach dem neuen Lehrplan plus, nachdem inzwischen seit fünf Jahren unterrichtet wird, auch geprüft werden. Ein wenig mulmig ist Schulleiterin Sigrid Puschner deshalb schon, wenn sie an die Prüfungen denkt. Denn auch die Folgen der CoronaPandemie hätten die Schülerinnen und Schüler noch nicht vollständig weggesteckt, sagt sie.
Dabei ist nicht unbedingt die Kenntnis des Stoffes, der nun abgeprüft wird, das Problem. Schließlich konnte in diesem Schuljahr durchgehend in der Schule unterrichtet werden. Aber Sigrid Puschner sagt, dass die Arbeitshaltung sich bei den Schülerinnen und Schülern verändert habe. Sie bräuchten weiterhin viel Anleitung. Gerade nach dem neuen Prüfungsformat werden die Schwerpunkte aber vor allem auf das Ausspielen der eigenen Kompetenzen gesetzt und damit auch auf das selbstständige Arbeiten. So dauert auch an der Mittelschule die Abschlussprüfung in Deutsch nun fast fünf Stunden lang.
Insgesamt treten in diesen beiden Wochen rund 800 Mittelschüler und -schülerinnen zu ihren Abschlussprüfungen an, davon rund 330 zum mittleren Schulabschluss und gut 410 zum QA, berichtet der fachliche Leiter des Schulamts im Landkreis Augsburg, Thomas Adleff. In dieser Woche starten die Jugendlichen der
zehnten Klassen mit dem Mittleren Schulabschluss, in Gersthofen sind das allein 75, in der kommenden Woche dann die neunten Klassen mit dem Qualifizierenden Abschluss. Auch an den Realschulen starten am Mittwoch, 22. Juni, mit dem Fach Deutsch die Abschlussprüfungen. In Zusmarshausen werden dafür 130 Jugendliche in der Sporthalle Platz nehmen. Schulleiter Jürgen Seipt-Wunderwald sieht die Schülerinnen und Schüler gut vorbereitet. „Wir haben in der letzten Zeit nur noch die Prüfungsfächer unterrichtet“, beschreibt er die Strategie.
Doch auch an den Realschulen gibt es noch eine letzte Folge der Corona-Pandemie. In jedem Fach wurde die offizielle Prüfungszeit verlängert, in Deutsch beispielsweise von vier auf viereinhalb Stunden. Die jetzigen Zehntklässler an den Realschulen sind, entsprechend zur Mittelschule, der letzte Jahrgang, der nach dem alten Lehrplan unterrichtet wurde und geprüft wird. Die neuen Formate sind an der Realschule jedoch schon bekannt und werden seit Jahren eingeübt, blickt Schulleiter Seipt-Wunderwald gelassen auf das kommende Jahr.
An der Realschule in Meitingen,
eine der größten in Schwaben, werden ab heute 157 Mädchen und Buben geprüft. Auch dort sind sie in den Sporthallen untergebracht. Die Prüfungen an den Realschulen werden, je nach Fächerkombination, bis zu zwei Wochen dauern. Der Zweig mit Profilfach Französisch hat bereits nächsten Montag die letzte Prüfung, der Werken-Zweig ist erst am 1. Juli fertig.
An den Mittelschulen sind Mitte der kommenden Woche mit der Abschlussaufgabe in Mathematik die Prüfungen auch zu Ende. Wie es nach der Schule weitergeht? Von besonders guten Chancen auf dem
Ausbildungsmarkt auch jetzt noch hat vor Kurzem die Industrie- und Handelskammer für Schwaben für den Landkreis Augsburg berichtet. Allein im Wirtschaftsraum Augsburg seien demnach noch rund 700 Ausbildungsplätze in der Zuständigkeit der Kammer unbesetzt, so Pressesprecher Thomas Schörg. Doch nicht jeder Abschlussschüler sucht überhaupt nach einem Ausbildungsplatz: An einigen Realschulen in Schwaben haben sich nach der Mittleren Reife bis zur Hälfte der Absolventen für den weiteren Schulweg bis zum Abitur entschieden.