Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Landräte gehen beim Bahnausbau auf Bürger zu
Debatte Initiative Schwabentrasse sucht Gespräch mit regionalen Entscheidungsträgern und bekommt Unterstützung.
Landkreis Augsburg Die Landräte der von den Bahnausbauplänen zwischen Ulm und Augsburg betroffenen Kreise wollen weiterhin mit der Bürgerinitiative Schwabentrasse (Bischt) zusammenarbeiten. Das betonten nun die Politiker nach einem Treffen mit Vertretern der Initiative. In einer jetzt verbreiteten Presseerklärung heißt es, zwischen Politik und Bischt habe es großes Einvernehmen gegeben.
Unter dem Dach der Initiative Schwabentrasse haben sich mittlerweile 13 Gruppierungen aus betroffenen Ortschaften zusammengefunden, die nun das Gespräch mit der Politik suchten. Bei dem Treffen erklärte Jürgen Zimmermann, Sprecher von Bischt, das Ziel des Vereins sei keine Verhinderungstaktik, sondern „im Gegenteil eine funktionsfähige und zukunftsfeste ,Bürgerbahn`“, weshalb ein besonderes Augenmerk auf Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und den integrierten Ausbau
des Nahverkehrs im Verbund mit dem Fernverkehr liege. Man möchte deshalb beim aktuellen Bahnprojekt ein Umdenken in Gang setzen, so Zimmermann: „Wir wollen weg von der Kostenoptimierung der Bahn, hin zum Mehrwert für die ganze Region“, heißt es in der Presseerklärung.
Hier habe sich Bischt einig mit den kommunalen Mandatsträgern gezeigt. Denn der Günzburger Landrat Hans Reichhart habe im Gespräch ausdrücklich betont, dass das Projekt nur mit Planungsoffenheit beim Bund und Transparenz bezüglich der jeweiligen Annahmen und Grundlagen wieder auf die Erfolgsspur kommen könne.
Der Augsburger Landrat Martin Sailer habe hier angeknüpft und seine bereits gegenüber der Bahn vorgetragenen Nachfragen nochmals vorgetragen. Es geht dabei um die Kapazitätsgrenzen des Augsburger Hauptbahnhofes und die damit verbundenen Gefahren für die Nahverkehrstaktung in der Region. Kritisch
habe er auch die Unklarheiten angesprochen, die durch die Rückfrage des Bundestagsabgeordneten Hansjörg Durz mit Blick auf die Forderung nach drei- oder viergleisigem Ausbau der Strecke beim Bundesverkehrsministerium offengelegt worden seien. Diverse Gutachten
seien zudem den demokratisch legitimierten Vertretern nicht zugänglich.
Der Verkehrsexperte Herbert König habe dazu seine fachkundige Einschätzung abgegeben. Er forderte mehr Flexibilität bei den Fahrzeiten und die Anpassung der Planungen
sowie Geschwindigkeiten an realistische Kapazitätseinschätzungen. Durch eine Verringerung der Maximalgeschwindigkeit von 300 km/h auf 250 km/h ließe sich durch Reduktion der baulichen Notwendigkeiten wie aufgrund des überproportional niedrigeren Energiebedarfs die Ökobilanz des Projektes verbessern, so Herbert König. Ebenso würde ein abschnittsweiser dreigleisiger Ausbau, etwa zwischen Dinkelscherben und Westheim, auftretende Probleme durch die örtlichen Gegebenheiten erheblich reduzieren.
Der Neu-Ulmer Landrat Thorsten Freundberger betonte nach Darstellung von Bischt in Einvernehmen mit den Vertreterinnen und Vertretern der Bürgerinitiativen, dass die Zusammenarbeit fortgeführt und intensiviert werden müsse. Nur gemeinsam und geschlossen könnten die Kommunalpolitik und die Bürgerinnen und Bürger das Maximum für Region, Menschen und Natur erreichen.