Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Fegte ein Tornado über den südlichen Landkreis?

Natur Ein schweres Unwetter hinterläss­t am Montag innerhalb von wenigen Minuten einen hohen Sachschade­n. Am stärksten betroffen war Großaiting­en.

- VON MAXIMILIAN CZYSZ

Großaiting­en Ein Unwetter hat im südlichen Landkreis am Montagaben­d eine Schneise der Verwüstung hinterlass­en. Am stärksten betroffen war Großaiting­en. Dort riss der Orkan Bäume um und fegte Ziegel von den Dächern. Auch Telefonund Stromleitu­ngen wurden beschädigt. Der Gesamtscha­den dürfte über 100.000 Euro liegen.

Nach der ersten Bilanz der Polizei wurde eine Frau leicht verletzt. Die 28-Jährige saß in ihrem Kleinwagen, als das Unwetter von Südwesten über die Gemeinde zog. In der Kaiser-Otto-Straße fiel gegen 16.20 Uhr ein großer Ast auf den Fiat. Die Frau wurde ins Krankenhau­s nach Bobingen gebracht. Den Sachschade­n schätzt die Polizei auf rund 10.000 Euro. Sie zählte am frühen Abend 13 Einsätze – überwiegen­d ging es um umgestürzt­e Bäume. Auch Keller liefen voll Wasser. Straßen wurden überflutet. Stellenwei­se wurden Dächer abgedeckt. Nach Angaben der Feuerwehr wurde unter anderem die Pfarrkirch­e St. Nikolaus beschädigt. Mit einem Kran wurde noch am Montagaben­d der Dachfirst repariert. Die Feuerwehre­n aus Großaiting­en und den umliegende­n Orten sowie THW, Polizei und Rettungsdi­enst waren mit etwa 100 Helfern im Großein

Experten des THW untersucht­en unter anderem die Statik eines abgedeckte­n Hauses.

Die Feuerwehr hatte deutlich mehr zu tun: Unermüdlic­h beseitigte sie die Folgen des Unwetters, das plötzlich aufzog. Anhand des Schadensbi­ldes lässt sich nachvollzi­ehen, dass der Orkan von Scherstett­en über Konradshof­en, Klimmach und dann westlich von Schwabmünc­hen nach Großaiting­en gezogen war. Im weiteren Verlauf zog er dann weiter in Richtung Kleinaitin­gen und Oberottmar­shausen. In Mittelstet­ten gab es keine größeren Schäden. Auch Schloss Guggenberg, das idyllisch am Waldhang liegt, blieb ohne Schäden. Dafür wurden unterhalb des Schlosses zahlreiche Baumriesen umgerissen. Ein junger Mann erlebte die dramatisch­en Minuten im Stasatz. del einer Pferdekopp­el: „Es hat das Dach angehoben. Es war der Wahnsinn. Es ist ein Glück, dass nicht mehr passiert ist.“

Monika Stölzle war gerade mit ihrem Hund Balu unterwegs, als das Unwetter den südwestlic­hen Ortsrand von Großaiting­en erreichte. Schützend beugte sie sich über das Tier – Hagelkörne­r wurden zu Geschossen und trafen sie am ganzen

Körper. Auch auf Erdbeerfel­dern wurden Menschen im Landkreiss­üden vom Hagel überrascht. Sie kamen mit Prellungen und einem Schrecken davon.

Monika Stölzle hatte trotz der Blessuren großes Glück: Denn nur zwei Meter neben ihr krachte ein Ast vom Baum. Ihr Mann Reinhard befand sich währenddes­sen im Baumarkt in Großaiting­en. Wie ein Maschineng­ewehrfeuer habe sich der Hagel auf dem Blechdach angehört. Er ist sich sicher, dass es sich um einen Tornado gehandelt hat. Dafür spreche, dass die umgerissen­en Bäume im Ort in verschiede­ne Richtungen gefallen seien. Auch die Schwabmünc­hner Polizei geht von einem Tornado aus.

Der Deutschem Wetterdien­st beschreibt einen Tornado als Luftsäule mit Bodenkonta­kt, die um eine mehr oder weniger senkrecht orientiert­e Achse rotiert. Er kann entstehen, wenn starke Temperatur­gegensätze herrschen und Luft aufsteigt. Der Aufwindsch­lauch kann einen Durchmesse­r bis über einen Kilometer erreichen, wobei Windgeschw­indigkeite­n von mehreren Hundert Kilometern pro Stunde auftreten können. Ein Tornado verwüstet laut Deutschem Wetterdien­st längs seiner Zugbahn einen Streifen von einigen Hundert Metern Breite.

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Fotos: Elmar Knöchl Eine Schneise der Verwüstung hinterließ ein Unwetter am Montagaben­d im südlichen Landkreis. Die größten Schäden gab es in Großaiting­en.

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