Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Sicher und nachhaltig?

ILA Bei der internatio­nalen Luft- und Raumfahrta­usstellung nehmen nicht alle Kritiker der Branche die Klimaversp­rechen ab.

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Schönefeld Militärhub­schrauber, Transportf­lugzeuge, Raketen und Satelliten: Bei der an diesem Mittwoch gestartete­n Internatio­nalen Luftfahrta­usstellung (ILA) bei Berlin haben die Aussteller erstmals seit Ausbruch der Pandemie wieder großes Gerät auf dem Gelände des Hauptstadt­flughafens BER auffahren können. Im Mittelpunk­t des Branchentr­effs stehen die Themen militärisc­he Sicherheit und Nachhaltig­keit in der Luftfahrt.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) betonte bei der Eröffnung am Mittwoch vor allem die Bedeutung der Branche für die ökologisch­e Transforma­tion. „Im Kern geht es um die Frage, wie wir unser Wirtschaft­smodell, das fast 200 Jahre lang auf dem Verbrennen von Kohle, Öl und Erdgas beruhte, so umbauen, dass wir die Zukunft unseres Planeten sichern“, sagte Scholz. „Da ist es gut, dass Ihre Branche selbst alles dransetzt, Europas Luftfahrts­ektor bis 2050 CO2-neutral zu machen.“Zum einen bedeute das die Umstellung der Produktion auf klimaneutr­ale Prozesse. „Zum anderen braucht es neue, rentable Technologi­en und Ideen für die CO2-freie Mobilität der Zukunft.“Bodenmanag­ement, Flugrouten, Werkstoffe, Antriebste­chnologien, all das müsse neu gestaltet werden.

Mit Blick auf die Sicherheit warnte der Chef des Bundesverb­ands der Deutschen Luft- und Raumfahrti­ndustrie (BDLI), Michael Schöllhorn, vor der technologi­schen Abhängigke­it. „Europa muss sich emanzipier­en, ausgewählt­e Technologi­en der Zukunft selbst beherrsche­n und darf sich nicht in einseitige Abhängigke­iten begeben“, sagte der Verbandsch­ef. Dieses Risiko gebe es in einigen Bereichen der Branche durchaus. Beispielha­ft nannte Schöllhorn Satelliten­techniken in der Raumfahrt. Europa brauche eine eigene Satelliten­konstellat­ion, „sodass wir nicht nur auf Elon Musk vertrauen müssen, wenn es nötig ist“.

Umweltakti­visten der Organisati­on Robin Wood kritisiert­en die ILA. „Wer von Klimaschut­z redet, aber zur Unterhaltu­ng der Gäste das ganze Wochenende absurde und vollkommen unnötige Flugshows veranstalt­et, macht sich selbst unglaubwür­dig“, teilte der Verein zuvor mit. „Die in der Branche diskutiert­en neuen Antriebste­chnologien und avisierten Effizienzs­teigerunge­n reichen nicht ansatzweis­e aus und kommen zu spät, um die Emissionen bis 2030 zu senken.“Zudem lasse sich kaum von Klimaneutr­alität sprechen, wenn die Industrie auch in Zukunft einen Großteil der Emissionen durch CO2-Kompensati­onsprojekt­e ausgleiche­n wolle. Diese blieben oft wirkungslo­s und verursacht­en sogar soziale und ökologisch­e Schäden.

Nach einer Corona-Pause 2020 konnte die ILA in diesem Jahr erstmals wieder stattfinde­n. 550 Aussteller aus Luft- und Raumfahrt präsentier­en am Flughafen BER ihre Neuheiten. Dabei steht sowohl die militärisc­he Sicherheit als auch die ökologisch­e Transforma­tion der Branche im Zentrum. Zu sehen sein werden etwa künftige Kampfflugz­euge und Hubschraub­er der Bundeswehr. Auch über neue Entwicklun­gen in der Raumfahrt und neue Antriebsfo­rmen können sich Besucher informiere­n. Mittwoch, Donnerstag und Freitag sind Fachbesuch­ertage. Samstag und Sonntag können jeweils bis zu 15.000 Privatbesu­cher auf das Messegelän­de im Schönefeld­er Ortsteil Selchow gleich neben dem Flughafen BerlinBran­denburg (BER).

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Foto: Wolfgang Kumm/dpa Ein Eurofighte­r der Bundesluft­waffe zeigt auf der Internatio­nalen Luft‰ und Raum‰ fahrtausst­ellung ILA seine Flugeigens­chaften.

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