Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Geteiltes Gartenglüc­k

Natur

- VON SOPHIE SONNTAG UND JOHANNES KAPFER

Viele Menschen gewähren am Sonntag beim Tag der offenen Gartentür wieder Einblicke in ihr privates Paradies. In Augsburg locken der Orient und ein „Durcheinan­der“aus durchsetzu­ngsfähigen Pflanzen.

„Ein Durcheinan­der“nennt Georg Socher aus Augsburg seinen Garten. Seit 28 Jahren hegt und pflegt er die rund 600 Quadratmet­er und kommt dabei auf etwa fünf Stunden pro Woche. Bevor er mit knapp 60 in Rente ging, arbeitete er in der Industrie. Danach sei es „noch zu früh gewesen zum Altwerden“, sagt er. Also fing er von vorne an – mit einem dreieinhal­bjährigen Gartenbaus­tudium, Schwerpunk­t Privatgart­en. Die Früchte seiner Ernte präsentier­t er am Sonntag, 26. Juni, beim Tag der offenen Gartentür. Dann können Besucherin­nen und Besucher Georg Socher im Siedlerweg 45a in der Firnhabera­u besuchen. Auch einige andere Gärten in der Region stehen an diesem Tag Gästen offen.

Am liebsten sind Georg Socher seine Gehölze und Stauden: „Je heißer es ist, desto kürzer blühen die Pflanzen.“In seinem Garten geht es ihm vor allem um „das Steuern von Konkurrenz­gefügen“. Was jetzt sehr fachmännis­ch klingt, ist leicht erklärt: Herbstanem­one, Glockenblu­men und Frauenmant­el verbreiten sich schnell. Ohne das Eingreifen des Gärtners habe man in zehn Jahren ein Meer von Glockenblu­men und nichts anderes mehr. Obwohl das Entfernen am meisten Aufwand macht im Garten, bereut Socher den Kauf dieser konkurrenz­starken Pflanzen nicht.

Neben vielen Stauden gibt es japanische­n Ahorn, einen Teich, in dem sich Molche, Libellen und Wasserläuf­er tummeln, ein Kräuterbee­t und einen Judasbaum. Inspiriert von einem England-Aufenthalt richtete Socher die Blickachse entspreche­nd aus, sodass man vom Standort vor der Terrasse einen Großteil des Gartens sehen kann.

Außer Gemüse und Obst gibt es auch Vogelhäuse­r und ein Insektenho­tel. Die Natur hat in Sochers kleinem Paradies nahezu alle Freiheiten. „Warum soll sich der Mensch immer durchsetze­n?“Dennoch rät er Beginnern im Gartenanle­gen, sich gleich anfangs zu überlegen, wie groß das Gehölz in 30 Jahren einmal sein wird. Urlaubsfee­ling pur und die Möglichkei­t, den Alltag hinter sich zu lassen – so beschreibt Claudia Specht aus Hochzoll ihren Garten. Seit mehr als 20 Jahren tritt sie unter ihrem Künstlerna­men Scheheraza­de als Bauchtänze­rin auf, ihre Passion für den Orient hat sie auch in ihrem Garten zum Ausdruck gebracht. Gemeinsam mit ihrem Ehemann hat die Augsburger­in Mitbringse­l aus verschiede­nen Ländern zu einem Gesamtkuns­twerk neu arrangiert und sagt selbst, dass der kreative Prozess rund um die Gartengest­altung noch lange nicht abgeschlos­sen ist. In stundenlan­ger Handarbeit kombiniert sie Treibholz aus Marokko mit besonders gefärbten Steinen, die sie von einer Israelreis­e mitgebrach­t hat, zu einer Art Windspiel. Auch der kleine Teich, den die Spechts angelegt haben, ist mit dekorative­n Elementen aus aller Welt gesäumt.

Besonders stolz ist Claudia Specht darauf, dass oft Spaziergän­ger an ihrem Zaun stehen bleiben und den kunstvoll geschmückt­en Garten betrachten. Das gebe einem die Bestätigun­g, auch in Zukunft weiter zu dekorieren und die Menschen auch mal hineinzula­ssen – so wie jetzt, beim Tag der offenen Gartentür. Specht freut sich auf das Wochenende und die Gespräche mit den Besucherin­nen und Besuchern.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Georg Socher zeigt am „Tag der offenen Gartentür“seinen Garten in der Hammerschm­iede.
Foto: Michael Hochgemuth Georg Socher zeigt am „Tag der offenen Gartentür“seinen Garten in der Hammerschm­iede.

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