Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Nicht mehr will
Worauf kommt es dabei eigentlich an?
Termin, stand ziemlich bald nach der Szene auf und verabschiedete sich, erzählt Röller. Der Präsident verfolgte dann offenbar in der Air Force One die Abschluss-Pressekonferenz von Kanadas Premierminister Justin Trudeau – und entschied sich um. „Auf dem Rückflug bekam ich auf einmal eine Nachricht, dass Herr Trump aus dem Flugzeug heraus seine Zustimmung zum Kommuniqué zurückgezogen habe. Und ich habe damals nur gedacht: Oje, oje.“Gedanken über ein mögliches Ende des G7-Formats seien da durch den Raum geflogen. Die stresserprobten Sherpas telefonierten sich zusammen und fanden eine verblüffend pragmatische Lösung: „Wir hatten ja ein Kommuniqué und beschlossen dann, einfach mal so zu tun, als ob das gültig ist.“
Die Frage, ob sich dieser ganze Aufwand lohnt, kennt Röller und bejaht sie. „Der entscheidende Punkt beim G7-Gipfel ist, dass er klein ist“, sagt er. Es treffe sich eine Wertegemeinschaft aus offenen Demokratien. „Darin besteht meines
Erachtens auch in diesem Jahr für Deutschland die Chance. Der Gipfel wird im Zeichen des Ukraine-Krieges stehen und hier kann das Format entscheidende Signale senden.“Es müsse da, sagt Röller, gar nicht immer nur um Beschlüsse gehen. „Wichtig ist, dass die Staaten vieles offen miteinander besprechen können. In aller Ruhe, und dann auch ohne vorbereitete Skripte.“
Seit dem Ausschluss Russlands aus der Runde 2014 wurde immer mal wieder darüber diskutiert, ob es wieder in den Staatenklub aufgenommen werden sollte. „Nach meiner Wahrnehmung ist das vom Tisch“, sagt Röller. Zuletzt sei das ein Thema gewesen, als Trump öffentlich bekundete, er wolle Wladimir Putin zum Gipfel einladen. Die Aufnahme eines Mitglieds sei jedoch ein informeller Prozess, die Zustimmung aller sei grundsätzlich erforderlich. „Das steht zwar nirgendwo so geschrieben, aber das ist so. Und im Moment, denke ich, ist wohl eine Wiederaufnahme Russlands ausgeschlossen.“