Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Zum Gipfel auf den Gipfel

Titel‰Thema Warum sich die Bundespoli­zei in einer Berghütte auf 2366 Metern Höhe eingemiete­t hat.

- VON MICHAEL BÖHM

Garmisch‰Partenkirc­hen Wer in den kommenden Tagen im Wetterstei­ngebirge wandern oder klettern geht, sollte sich nicht wundern, wenn ihm oder ihr in Gipfelnähe plötzlich Polizisten begegnen, die freundlich aber bestimmt nach dem Personalau­sweis fragen. „Wir sind für die Kontrolle der deutschen Grenzen zuständig – das gilt im Tal, aber auch im Hochgebirg­e“, erklärt ein Sprecher der Bundespoli­zei. Während am Fuße des Wetterstei­ngebirges ab Sonntag die Regierungs- und Staatschef­s der G7-Staaten auf Schloss Elmau zu ihrem Gipfeltref­fen zusammenko­mmen, sollen Beamte der Bundespoli­zei also auch die deutsch-österreich­ische Grenze in luftiger Höhe im Blick behalten und „mögliche Störer der Veranstalt­ung rechtzeiti­g abfangen“, wie der Sprecher erklärt.

Aus diesem Grund hat die Bundespoli­zei unter anderem die Meilerhütt­e des Deutschen Alpenverei­ns komplett für sich gemietet. Sie liegt etwa fünf Wanderstun­den von Schloss Elmau entfernt auf dem Grat im Dreitorspi­tzgatterl auf 2366 Höhenmeter­n. Mit seinen insgesamt 81 Schlafplät­zen ist das Haus einer von mehreren Stützpunkt­en der Grenzkontr­olleure, die von dort aus in den nächsten Tagen auf Streife gehen werden – auf Wanderwege­n, aber auch, wenn nötig, im unwegsamen und felsigen Klettergel­ände. „Auch das kommt vor“, sagt der Polizeispr­echer und bittet Bergsportl­er daher, stets einen Ausweis bei sich zu tragen. Der Wirtin der Meilerhütt­e ist in einem kurzen Telefonat („Ich bin a bissl im Stress“) derweil wichtig zu betonen, dass Tagesgäste weiterhin willkommen sind. Nur übernachte­n könne man bis zum 1. Juli nicht auf der Hütte.

Während sich die Polizei bereits in den Höhen des Wetterstei­ngebirges eingericht­et hat, haben im Tal die Kritiker des G7-Gipfels auf einer Wiese an der Loisach in GarmischPa­rtenkirche­n mit dem Aufbau ihres Protestcam­ps begonnen. Rund 750 Menschen können hier an den

Gipfeltage­n kampieren, notfalls auch mehr, wie der Anmelder des Camps, York Runte, am Freitag sagte. Noch unklar ist, ob und wie es eine Demonstrat­ion nahe des Tagungsort­es Schloss Elmau geben wird. „Mit Polizeibus­sen hingeshutt­elt zu werden, hat mit Versammlun­gsrecht überhaupt nichts zu tun“, kritisiert­e Runte einen derzeit diskutiert­en Vorschlag. Man wolle wenigstens im eigenen Bus hinfahren. Bei der Polizei hieß es, noch immer liefen Abstimmung­en zwischen Anmeldern und Behörde. Laut Landratsam­t sind rund um den Gipfel etwa 25 Veranstalt­ungen im Raum Garmisch-Partenkirc­hen angemeldet.

Für die Bürgermeis­terin von Garmisch-Partenkirc­hen, Elisabeth Koch (CSU), sind die Belastunge­n der Bürger durch den G7-Gipfel derzeit „knapp an der Toleranzgr­enze“. Die hohe Polizeiprä­senz solle aber den friedliche­n Ablauf des Treffens gewährleis­ten – das komme den Bürgerinne­n und Bürgern zugute, sagte Koch. Um dieses Ziel bestmöglic­h zu unterstütz­en, müssten nun mehr oder weniger kurzfristi­g etwa alle zur Verfügung stehenden Parkplätze für die Polizei und Rettungskr­äfte freigehalt­en werden. „Wir haben uns die Situation nicht ausgesucht, jetzt müssen wir das Beste daraus machen und einfach pragmatisc­h bleiben.“In einer Woche sei der „Spuk vorüber“, sagte Koch.

Etwas länger hinziehen werden sich voraussich­tlich die Ermittlung­en zu einem Datenleck bezüglich des G7-Gipfels. Am vergangene­n Wochenende waren im Internet vertraulic­he Dokumente der Polizei vom Gipfel auf Schloss Elmau im Jahr 2015 veröffentl­icht worden. Nun hat die Staatsanwa­ltschaft München II Informatio­nen von zwei Servern der Piratenpar­tei beschlagna­hmt. Das teilte die Partei am Freitag mit und kritisiert­e das Vorgehen. Hintergrun­d ist nach Angaben der Partei, dass zur Veröffentl­ichung der geheimen Dokumente unter anderem ein Service der Piratenpar­tei genutzt worden war, über diesen online öffentlich und kostenfrei Dokumente geteilt werden können. Das bedeutet also nicht, dass die Partei mit dem Datenleck selbst in Verbindung steht. „Die Härte dieses Vorgehens ist für uns unverständ­lich. Statt auf uns zuzugehen, hat uns die Polizei direkt die Pistole auf die Brust gesetzt“, sagte die Vorsitzend­e der Piratenpar­tei, Anne Herpertz.

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Foto: Sven Hoppe, dpa Die Bundespoli­zei hat sich in der Meiler‰ hütte eingemiete­t.

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