Augsburger Allgemeine (Land Nord)
„Müssen nicht anfangen zu zaubern“
Bundesliga Nach einem schwierigen Jahr versucht Felix Uduokhai unter Trainer Enrico Maaßen zu alter Stärke zurückzufinden. Der 24-Jährige spricht über „Training für den Kopf“.
In diesen Tagen ist beim FC Augsburg wiederholt von „Identität“die Rede. Also davon, wofür der Fußball-Bundesligist auf und abseits des Platzes stehen möchte. Hintergrund ist der, dass in jüngerer Vergangenheit nicht mehr klar erkennbar war, welche Werte der FCA eigentlich vermitteln wollte. Die graue Maus ergraute immer mehr, die Mannschaft sammelte gerade so viele Punkte, die für den Klassenerhalt reichten. Sie spielte mal ansehnlich, oft aber bieder. Felix Uduokhai, gemeinhin ein sehr reflektierter Fußball-Profi, hat klare Vorstellungen davon, wie sich der FC Augsburg künftig präsentieren sollte.
„Augsburg ist bekannt dafür, dass wir aus wenig viel machen“, betont der Innenverteidiger. Der FCA stehe für Arbeit, für Demut, für das Ruhe-Bewahren in turbulenten Zeiten. Entsprechend überrascht zeigte er sich von den personellen Querelen am Ende der vergangenen Spielzeit. „Das war neu für mich, so habe ich das noch nicht erlebt. Ich würde lügen, wenn ich sage: Das macht mit mir nichts.“
Uduokhai leitet über aufs Sportliche. Auch auf dem Platz griff nicht das eine ins andere Rädchen. Zuletzt sei der Verein in der Entwicklung stehen geblieben, merkt der Spieler an, nun müsse der nächste Schritt kommen. Wunderdinge seien indes nicht zu erwarten. „Wir müssen nicht anfangen zu zaubern“, betont der 24-Jährige. „Aber wenn wir einen klaren Plan haben, dann kommen alle Dinge zusammen.“
Hinter Uduokhai liegt eine unbefriedigende Phase in seiner Karriere. Bislang ging es stetig aufwärts. In der Jugend spielte er für Erzgebirge Aue und den TSV 1860 München, danach folgte der Wechsel zum VfL Wolfsburg. Nach einer einjährigen Leihe verpflichtete der FCA Uduokhai im Sommer 2020 fest, sein Vertrag läuft bis Sommer 2024. Im Abwehr-Hünen sahen die Verantwortlichen eine tragende Säule des künftigen Mannschaftsgerüsts: Weil der gebürtige Sachse mit nigerianischen und deutschen Wurzeln nicht nur sportlich, sondern ebenso neben dem Platz überzeugte. Mit seiner unaufgeregten, zugleich aber hinterfragenden Art ist er für Mitspieler, Verantwortliche und Medien ein angenehmer Gesprächspartner.
übt Kritik, weiß diese aber passend zu formulieren.
Beim FCA wurde Uduokhai, der mit der U21-Nationalmannschaft Vizeeuropameister war, erstmals in die A-Nationalmannschaft berufen. Im November 2020 zählte er zum DFB-Kader, kam jedoch gegen Tschechien, die Ukraine und Spanien nicht zu seinem Debüt. Eine weitere Berufung ist inzwischen in weite Ferne gerückt, denn in der vergangenen Spielzeit hatte Uduokhai wiederholt mit längeren Ausfallzeiten zu kämpfen. Langwierige Muskelverletzungen und eine Corona-Infektion sorgten dafür, dass der Profi lediglich 16 Mal im Kader und acht Mal in der Startelf stand. Für einen Spieler mit seiner Qualität und seinen Ansprüchen eine enttäuschende Bilanz.
Von außen betrachtet könne man
sagen, er habe ein verlorenes Jahr hinter sich, meint Uduokhai. Doch er selbst bewertet die Situation nicht so negativ. „Für mich ist es kein verlorenes Jahr, sondern Training für den Kopf gewesen. Es hat mir geholfen, den Fußball in der richtigen Relation zu sehen. Natürlich ist Fußball mein Beruf und meine große Leidenschaft. Aber ich versuche, das große Ganze zu sehen. Wenn man Phasen hat, in denen es nicht läuft, muss man wissen, dass es um mehr geht im Leben.“
Etliches ist neu beim FCA. Mit Trainer Enrico Maaßen verknüpfen bisherige Ergänzungsspieler die Hoffnung, aus dem Schatten treten zu können. Stammkräfte müssen sich dem Konkurrenzkampf stellen. Uduokhai wünscht sich, dass in der Mannschaft eine Mentalität herrscht, die von außen wahrnehmEr
bar ist. Dass die Spieler auch im Training jedes Spiel gewinnen wollen. „Die jungen, aber auch die älteren, reiferen Spieler müssen sich zeigen in der Vorbereitung“, fordert er. Sich selbst schließt er mit ein. Eine Veränderung seiner Rolle hat der Spieler in den vergangenen Monaten nicht wahrgenommen. „Ich sehe mich weiter als wichtiges Glied.“
Der 24-Jährige könnte von einer Systemumstellung profitieren, Maaßen ist Befürworter einer Abwehrformation mit drei Innenverteidigern, flankiert von zwei Außenbahnspielern auf den Flügeln. Mit Jeffrey Gouweleeuw, Reece Oxford und Uduokhai verfügt der FCA über niveauvolles Personal. Udoukhai hätte schnell jenen Stammplatz zurück, den er in der vergangenen Spielzeit verloren hatte.