Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stadt trennt sich von ihrem letzten Schullandheim
Immobilie Die Einrichtung in Zusamzell wird aufgegeben, weil die Sanierung zu teuer wäre. Im Stadtrat gibt es eine erregte Debatte, auch vor dem Hintergrund der Theatersanierung.
Die Stadt Augsburg wird ihr Schullandheim in Zusamzell (Kreis Augsburg) zum Verkauf anbieten, weil das Haus mit Millionenaufwand saniert werden müsste und kein Bedarf gesehen wird. Das hat der Stadtrat am Donnerstag nach einer erregten Debatte entschieden, die vor dem Hintergrund geführt wurde, dass in der gleichen Sitzung die Fortsetzung der Theatersanierung beschlossen wurde. Es sei bemerkenswert, dass man die Kostensteigerungen beim Theater in Millionenhöhe hinnehme, gleichzeitig aber kein Geld für ein Schullandheim ausgeben wollte, hieß es von Sozialfraktion und Bürgerlicher Mitte. „Es heißt, dass wegen der Theatersanierung keine Projekte miteinander in Konkurrenz treten müssen. Das stimmt: Wenn man sie vorher killt, dann gibt es keine Konkurrenz“, ärgerte sich Regina
Stuber-Schneider (Bürgerliche Mitte).
Wie berichtet, sieht die Stadt für das letzte Augsburger Schulheim keine Perspektive mehr. 3,5 Millionen Euro wären für eine Sanierung ins Gebäude zu stecken, doch um es dauerhaft sinnvoll betreiben zu können, sei eine Vergrößerung der Kapazitäten notwendig. „Wir haben es mit einem immens veralteten Gebäude zu tun“, so Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne). Es ist seit 2019 wegen Sicherheitsmängeln geschlossen. „Und aus einer Bedarfsabfrage in Schulen wissen wir, dass der Großteil gar nicht mehr ins Schullandheim fährt. Es findet eine Abstimmung mit den Füßen statt“, so Wild. Die Klassen, die noch ein Schullandheim besuchen wollten, fänden im Augsburger Umland genug Angebote anderer Träger. Wild verwies auch darauf, dass es im Schulbereich immense Herausforderungen gebe, auf die
man sich konzentrieren müsse. Es fehlten Kita-Plätze, die Kapazitäten der Schulen seien absehbar zu gering, der Sanierungsbedarf allgemein bekannt. Statt schöne Erinnerungen ans Schullandheim zu haben, sei es viel wichtiger, dass die Kinder später eine schöne Erinnerung an die Schulzeit hätten. Bildung sei ein klarer Schwerpunkt der Stadtregierung.
In der Opposition gab es kein Verständnis. Die Argumentation der Stadt zeige sehr wohl, dass, anders als beim Theater behauptet, Geld an der einen Stelle fehle, wenn man es an der anderen Stelle ausgebe. Im Übrigen seien Schullandheim-Aufenthalte nun einmal besondere Höhepunkte in der Schulzeit, so Stefan Kiefer (SPD). „Man lernt die Klassenkameraden von einer ganz anderen Seite kennen.“Es sei schlimm, wenn nach der 2018 beschlossenen Aufgabe des Thannhauser Heims nun auch Zusamzell zu den Akten gelegt werde. Beate Schabert-Zeidler (Bürgerliche Mitte) sagte, dass eine Sanierung auf einfachen Standard genüge. Pädagogische Erweiterungsangebote wie einen Niedrigseilgarten, den die Grünen beispielhaft ins Feld führen, brauche es nicht. „Im Gegenteil, es ist auch ein Signal, dass es einfache Angebote auch tun können“, so Schabert-Zeidler. Es sei absurd, wenn Klassenfahrten immer früher ins Ausland gingen, weil heimische Angebote nicht mehr reichen.
Die Sozialfraktion machte noch den Vorschlag, das Haus künftig über eine Stiftung zu betreiben. Stiftungsreferent Roland Barth sagte, die von ihrem Stiftungszweck infrage kommenden zwei städtisch verwalteten Stiftungen brächten mit fünfstelligen Ausschüttungen im Jahr bei Weitem nicht genug, um eine Sanierung zu finanzieren. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte, das vorliegende Konzept funktioniere nicht. „Und das nicht aus bösem Willen, sondern wegen der Fakten.“Am Ende wurde die Aufgabe des Schullandheims beschlossen. Von Schwarz-Grün und AfD kamen 35 Stimmen, die Opposition brachte 20 Stimmen zusammen.