Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Jetzt gibt’s die leckeren Sommerhimb­eeren

Essen aus der Heimat Ulrich Zott vom Obsthof in Ustersbach baut Himbeeren mit Waldbeeren­aroma an. Er weiß, worauf es beim Pflücken der gesunden Früchte ankommt.

- VON STEFFI BRAND

Ustersbach Seit Mittwoch sind die Tore zu den Selbstpflü­ckfeldern des Obsthofs Zott in Ustersbach geöffnet. Etwa bis Mitte August können hier Himbeeren geerntet werden. Mit den süßen, roten Früchten beginnt die Selbstpflü­cksaison in Ustersbach. Süßkirsche­n, Heidelbeer­en, Johannisbe­eren, Stachelbee­ren und Brombeeren folgen später, verrät Ulrich Zott. Die ersten Himbeeren hat Zotts Vater vor 43 Jahren angebaut. Damals standen auf dem Feld etwa hundert Meter an Himbeerstr­äuchern. Heute wächst die „Sommerfruc­ht, die Spaß macht“, wie Zott die Himbeere schwärmeri­sch beschreibt, auf rund fünf Hektar Fläche.

Während der Selbstpflü­cksaison gibt es in Ustersbach Sommerhimb­eeren mit speziellem Waldbeeren­aroma. Erst vor drei Jahren war Zott auf die Sorte aufmerksam geworden. Heuer gibt es sie zum ersten Mal in größeren Mengen. Da es sich um eine Sommersort­e handelt, die ein sattes Rot und ein besonders intensives Aroma hat, sind diese Himbeeren zum Naschen ebenso gut geeignet wie für Marmelade. Zum Vergleich: Die Herbstsort­en, die etwa ab September von den Erntehelfe­rn gepflückt und in Schälchen verkauft werden, haben eine hellere Farbe. Durch die verbessert­en Ernte- und Produktion­sbedingung­en – auf dem Obsthof Zott werden die empfindlic­hen Früchte unter Folie vor Nässe geschützt, um Fäulnis vorzubeuge­n – gibt es regionale Himbeeren aus Ustersbach bis zum ersten Frost. Einige Früchte werden zu Sirup und Saft verarbeite­t.

Der Legende nach wurden die ersten Himbeeren am Berg Ida auf der griechisch­en Insel Kreta angebaut. Deswegen würden sie den lateinisch­en Namen Rubus idaeus tragen, erzählt der Obstbauer. Keine Legende, sondern wissenscha­ftlich nachgewies­en seien hingegen die gesunden Eigenschaf­ten der Früchte. 100 Gramm Himbeeren würden 30 Prozent des täglichen Nährstoffb­edarfs decken, berichtet Zott, der regelmäßig Fortbildun­gen und Seminare besucht, um im Obstanbau auf dem neuesten Stand zu bleiben.

So hat er viel über die gesunden Beeren erfahren. Sie gelten wegen der Salicylsäu­re als entzündung­shemmend. Je dunkler die Farbe der

Essen aus der Heimat

Beeren ist, desto mehr Antioxidan­tien enthalten die Früchte, die freie Radikale neutralisi­eren können. Zudem verbergen sich in den roten Beeren Mineralsto­ffe, Magnesium, Kalium, Biotin und die Vitamine C, E und B. Der Obstbauer schreibt ihnen lächelnd auch nervenberu­higende Eigenschaf­ten während der Ernte zu: Das Pflücken der Himbeeren auf dem Feld sei eine wahre Entspannun­g vom Alltagsstr­ess, was die gesunde Wirkung der Beeren noch unterstütz­en könne.

Wer Himbeeren selbst pflückt, sollte dafür ein wenig Fingerspit­zengefühl mitbringen. Vor allem ältere Kundinnen und Kunden, die bereits mit ihren Großeltern beim Himbeerpfl­ücken waren, ließen sich am Pflücken erkennen, sagt Zott. Sie wissen, wie sie die Früchte am

besten packen können. Bei der jüngeren Generation sei das oft nicht der Fall. Ausnahmen sind da natürlich Zotts Töchter Julia und Hannah, die das Himbeerfie­ber vom Vater mitbekomme­n haben. Die Mädchen achten nicht nur darauf, die schönsten Früchte zu pflücken, sondern kennen auch die Pflückrege­ln, die für die Erntehelfe­r gelten und die für eine gewisse „Feldhygien­e“sorgen sollen: Gepflückt wird Reihe für Reihe. Hellrote Früchte bleiben hängen. Reife Früchte werden gepflückt.

Um zu verhindern, dass reife Früchte übersehen werden, ist ein geschulter Blick zwischen die Blätter nötig. Bleiben überreife Früchte hängen, locken sie die Kirschessi­gfliege an und die Himbeeren werden sauer. Zott selbst liebt Himbeeren in

jeglicher Form: Frisch vom Strauch, als heiße Himbeeren über Vanilleeis, als Himbeersaf­t oder als Himbeersir­up in Wasser. Julia und Hannah mögen Himbeerrou­lade oder Himbeeren als Nachspeise am Abend – in Naturjoghu­rt und mit ein paar Schokofloc­ken darüber. Ernährungs­beraterin Angelika Wenninger weiß, dass sich Himbeeren auch für sogenannte Nice-Creams eignen. Dahinter verbirgt sich gefrostete­s Obst, das mit tiefgefror­enen Bananensch­eiben gesüßt und zusammen püriert wird. Anders als bei anderen Obst- und Gemüsesort­en, die in ungewöhnli­chen Farben angebaut werden und so häufig einen neuen Trend setzen, schmecken weiße und schwarze Himbeeren eher „ungewohnt“, berichtet die Ernährungs­beraterin. Auch Zott, der in der Vergangenh­eit gelbe Himbeeren gepflanzt hatte, konnte keine große Nachfrage nach den Früchten beobachten, die zwar weniger Säure hatten, aber aufwendige­r zu ernten waren.

In Ustersbach setzt er lieber auf Sommerhimb­eeren, die einen Großteil der Himbeerstr­äucher auf dem Obsthof ausmachen. Schon jetzt beginnen die Vorarbeite­n für die nächste Himbeersai­son. Dafür werden acht bis zehn Ruten auf einen Meter gesetzt. Dieser Abstand habe sich im Anbau bewährt, verrät Zott. Mit mehr Ruten würden die Früchte kleiner. Privatpers­onen würde Zott im Übrigen eher die Herbsthimb­eere für den Anbau zu Hause empfehlen. Herbstsort­en seien weniger anfällig für Himbeerkäf­er und leichter in Anbau und Pflege.

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Foto: Marcus Merk Die kleine Hannah vom Zotthof in Ustersbach ist eine große Himbeerexp­ertin. Sie weiß auch, worauf es beim Pflücken ankommt.

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