Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Jetzt gibt’s die leckeren Sommerhimbeeren
Essen aus der Heimat Ulrich Zott vom Obsthof in Ustersbach baut Himbeeren mit Waldbeerenaroma an. Er weiß, worauf es beim Pflücken der gesunden Früchte ankommt.
Ustersbach Seit Mittwoch sind die Tore zu den Selbstpflückfeldern des Obsthofs Zott in Ustersbach geöffnet. Etwa bis Mitte August können hier Himbeeren geerntet werden. Mit den süßen, roten Früchten beginnt die Selbstpflücksaison in Ustersbach. Süßkirschen, Heidelbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren und Brombeeren folgen später, verrät Ulrich Zott. Die ersten Himbeeren hat Zotts Vater vor 43 Jahren angebaut. Damals standen auf dem Feld etwa hundert Meter an Himbeersträuchern. Heute wächst die „Sommerfrucht, die Spaß macht“, wie Zott die Himbeere schwärmerisch beschreibt, auf rund fünf Hektar Fläche.
Während der Selbstpflücksaison gibt es in Ustersbach Sommerhimbeeren mit speziellem Waldbeerenaroma. Erst vor drei Jahren war Zott auf die Sorte aufmerksam geworden. Heuer gibt es sie zum ersten Mal in größeren Mengen. Da es sich um eine Sommersorte handelt, die ein sattes Rot und ein besonders intensives Aroma hat, sind diese Himbeeren zum Naschen ebenso gut geeignet wie für Marmelade. Zum Vergleich: Die Herbstsorten, die etwa ab September von den Erntehelfern gepflückt und in Schälchen verkauft werden, haben eine hellere Farbe. Durch die verbesserten Ernte- und Produktionsbedingungen – auf dem Obsthof Zott werden die empfindlichen Früchte unter Folie vor Nässe geschützt, um Fäulnis vorzubeugen – gibt es regionale Himbeeren aus Ustersbach bis zum ersten Frost. Einige Früchte werden zu Sirup und Saft verarbeitet.
Der Legende nach wurden die ersten Himbeeren am Berg Ida auf der griechischen Insel Kreta angebaut. Deswegen würden sie den lateinischen Namen Rubus idaeus tragen, erzählt der Obstbauer. Keine Legende, sondern wissenschaftlich nachgewiesen seien hingegen die gesunden Eigenschaften der Früchte. 100 Gramm Himbeeren würden 30 Prozent des täglichen Nährstoffbedarfs decken, berichtet Zott, der regelmäßig Fortbildungen und Seminare besucht, um im Obstanbau auf dem neuesten Stand zu bleiben.
So hat er viel über die gesunden Beeren erfahren. Sie gelten wegen der Salicylsäure als entzündungshemmend. Je dunkler die Farbe der
Essen aus der Heimat
Beeren ist, desto mehr Antioxidantien enthalten die Früchte, die freie Radikale neutralisieren können. Zudem verbergen sich in den roten Beeren Mineralstoffe, Magnesium, Kalium, Biotin und die Vitamine C, E und B. Der Obstbauer schreibt ihnen lächelnd auch nervenberuhigende Eigenschaften während der Ernte zu: Das Pflücken der Himbeeren auf dem Feld sei eine wahre Entspannung vom Alltagsstress, was die gesunde Wirkung der Beeren noch unterstützen könne.
Wer Himbeeren selbst pflückt, sollte dafür ein wenig Fingerspitzengefühl mitbringen. Vor allem ältere Kundinnen und Kunden, die bereits mit ihren Großeltern beim Himbeerpflücken waren, ließen sich am Pflücken erkennen, sagt Zott. Sie wissen, wie sie die Früchte am
besten packen können. Bei der jüngeren Generation sei das oft nicht der Fall. Ausnahmen sind da natürlich Zotts Töchter Julia und Hannah, die das Himbeerfieber vom Vater mitbekommen haben. Die Mädchen achten nicht nur darauf, die schönsten Früchte zu pflücken, sondern kennen auch die Pflückregeln, die für die Erntehelfer gelten und die für eine gewisse „Feldhygiene“sorgen sollen: Gepflückt wird Reihe für Reihe. Hellrote Früchte bleiben hängen. Reife Früchte werden gepflückt.
Um zu verhindern, dass reife Früchte übersehen werden, ist ein geschulter Blick zwischen die Blätter nötig. Bleiben überreife Früchte hängen, locken sie die Kirschessigfliege an und die Himbeeren werden sauer. Zott selbst liebt Himbeeren in
jeglicher Form: Frisch vom Strauch, als heiße Himbeeren über Vanilleeis, als Himbeersaft oder als Himbeersirup in Wasser. Julia und Hannah mögen Himbeerroulade oder Himbeeren als Nachspeise am Abend – in Naturjoghurt und mit ein paar Schokoflocken darüber. Ernährungsberaterin Angelika Wenninger weiß, dass sich Himbeeren auch für sogenannte Nice-Creams eignen. Dahinter verbirgt sich gefrostetes Obst, das mit tiefgefrorenen Bananenscheiben gesüßt und zusammen püriert wird. Anders als bei anderen Obst- und Gemüsesorten, die in ungewöhnlichen Farben angebaut werden und so häufig einen neuen Trend setzen, schmecken weiße und schwarze Himbeeren eher „ungewohnt“, berichtet die Ernährungsberaterin. Auch Zott, der in der Vergangenheit gelbe Himbeeren gepflanzt hatte, konnte keine große Nachfrage nach den Früchten beobachten, die zwar weniger Säure hatten, aber aufwendiger zu ernten waren.
In Ustersbach setzt er lieber auf Sommerhimbeeren, die einen Großteil der Himbeersträucher auf dem Obsthof ausmachen. Schon jetzt beginnen die Vorarbeiten für die nächste Himbeersaison. Dafür werden acht bis zehn Ruten auf einen Meter gesetzt. Dieser Abstand habe sich im Anbau bewährt, verrät Zott. Mit mehr Ruten würden die Früchte kleiner. Privatpersonen würde Zott im Übrigen eher die Herbsthimbeere für den Anbau zu Hause empfehlen. Herbstsorten seien weniger anfällig für Himbeerkäfer und leichter in Anbau und Pflege.