Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Besonderes Auto, besonderes Aussehen
Der auffällig gestylte Kia EV6 überzeugt in fast allen Bereichen.
Es ist schon etwas ganz Besonderes, wenn ein Kia „European Car of the Year“wird. Zu verdanken hat dies der vollelektrische EV6 seinen Leistungen und wohl auch seiner außergewöhnlichen Optik.
Er zieht die Blicke unweigerlich auf sich, der Kia EV6, denn seine Form weicht von der Norm durch seine Linienführung deutlich ab, vor allem das Heck mit seiner Leuchtgrafik, das natürlich Geschmackssache ist. Ideenreich ist es auf jeden Fall.
Die Form trägt sicherlich dazu bei, dass der SUV einen recht ordentlichen Stromverbrauch vorweisen kann. Im Test ergaben sich bei Dauertempo 100 Stundenkilometer 16 Kilowattstunden, bei 30 km/h mehr 22,5. Wer allerdings stets möglichst Vollgas fährt und viel schnell beschleunigt (was super Spaß macht), der muss sich mit einem Verbrauch von rund 50 kWh abfinden und somit einer Maximalreichweite von rund 150 Kilometern. Doch wer Elektroauto fährt, wer macht das schon?
Man genießt lieber beim Dahingleiten den geräumigen, großzügigen und schicken Innenraum, der allerdings auch viel Materialmix und Hartplastik aufweist. Kleine Kritikpunkte: die Mittelablage unten ist schwierig erreichbar und die Touchleiste unterhalb von Media/ Klima (Lenkradheizung etc.) wird öfters unwillkürlich und ungewollt mitbedient.
Dafür gibt es an Fahrwerk und Fahrhandling nichts zu meckern. Der Allradantrieb im Testwagen war jeder Straßenbeschaffenheit bestens gewachsen und lieferte ein Wohlgefühl in jeder Situation ab, nicht zu hart, nicht zu weich, gerade richtig. Das ist natürlich auch der hohen Karosseriesteifigkeit und dem tiefen Schwerpunkt dank des Batteriepacks zu verdanken.
Für Langstreckenfahrten ist der EV6 also bestens geeignet, auch dank seiner Schnellladefunktion (800 V), die den Akku von 20 auf 80 Prozent in nur 18 Minuten nachladen kann: Kleine Kaffeepause und weiter geht‘s. In Sachen Ladeplanung gibt es allerdings bessere Systeme.
Das ist aber auch schon fast die einzige Kritik an den elektronischen Helferchen, die beim voll ausgestatten Testwagen alles boten, was man sich wünschen kann, einschließlich dem selbstständigen Einparken wie von Geisterhand und dem Vehicle to Load-System (V2L), mit dem beispielsweise ein 220-Volt-Kühlschrank vom Auto betrieben werden kann. Ach ja: Der Tempomat könnte manchmal schneller reagieren.
Der Kia-Elektro-Musterknabe mit kleinsten Mängeln macht also richtig Spaß und bietet, gemessen am Preis, erstaunlich viel. Und wem die erstaunlichen Fahrwerte noch nicht genügen, der kann ja auf den GT warten: 585 PS, 3,5 Sekunden von 0 auf 100.