Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stadt erbt Haus: Lösung zeichnet sich ab
Es fehlt das Geld, um das denkmalgeschützte Eserhaus in der Maximilianstraße zu sanieren. Nun könnte aber der Bezirk dort einziehen – unter anderem mit einer Ausstellung.
Es ist ein teures Erbe: Die Stadt hat von einer verstorbenen Augsburgerin ein Haus in der Maximilianstraße vermacht bekommen. Es ist ein denkmalgeschütztes Baujuwel, aber es muss auch umfassend saniert werden. Der Stadt fehlt dafür das Geld. Doch nun zeichnet sich für das sogenannte Eserhaus in der Maximilianstraße 81 eine Lösung ab: Der Bezirk Schwaben hat Interesse an einer Nutzung der Immobilie angemeldet. Der Bezirk, der unter anderem für die Pflege der Kultur in Bayerisch-Schwaben zuständig ist, könnte sich vorstellen, in dem Gebäude eine interaktive Ausstellung zur Kultur in Schwaben – vergleichbar mit dem Welterbe-Info-Zentrum der Stadt am Rathausplatz – einzurichten. Auch weitere Nutzungen und sogar ein Café sind denkbar.
Der Bezirk wolle mit seinen Angeboten „sichtbarer“in der Stadt werden, heißt es. Auch ein Informationszentrum für die Trachten- und Volksmusikberatungsstelle ist deshalb in dem Haus denkbar. Der historische Saal mit rokokohaften Gemälden und Stuck im Obergeschoss könnte bei einer Nutzung durch den Bezirk als Veranstaltungsfläche öffentlich zugänglich bleiben, ebenso der Innenhof, in dem inklusives Café denkbar wäre.
Die Stadt hatte das Gebäude von einer Augsburgerin geerbt, die das Haus künftig in guten Händen wissen wollte. Allerdings hat die Stadt aktuell nicht das Geld, um die Immobilie selbst denkmalgerecht zu sanieren. Der Stadtrat beschloss daraufhin, das Grundstück samt Gebäude
im Erbbaurecht zu vergeben – ein Investor bekommt bei diesem Modell über einen vereinbarten Zeitraum (in der Regel mehrere Jahrzehnte) gegen die Zahlung einer Erbpacht das Nutzungsrecht am Gebäude, es bleibt aber im Eigentum der Stadt. Ein Sachverständiger geht davon aus, dass Boden und Gebäude zusammen rund 1,75 Millionen Euro wert seien.
Inzwischen haben sich mehrere Interessenten bei der Stadt Augsburg gemeldet, die das Gebäude gerne länger nutzen würden. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen, aber offensichtlich könnte sich die Stadt eine Nutzung durch den Bezirk gut vorstellen. Auch der Bezirk Schwaben hat noch keine Entscheidung getroffen, weil er noch auf Untersuchungsund Planungsergebnisse wartet und sich auch noch grünes Licht vom Bezirkstag holen müsste. Stadt und Bezirk haben sich darauf verständigt, dass bis zum Abschluss der Untersuchungen bis voraussichtlich Mitte 2023 keine anderweitige Vergabe erfolgen wird.
Unklar ist laut Stadt und Bezirk noch, wie mit den momentanen
Mietern umgegangen wird. Neben einem Geschäft im Erdgeschoss sind weiter oben noch Wohnungen vermietet. Dort möchte der Bezirk mit Büros einziehen. Man wolle keine „kalte Entmietung“, so der Bezirk. Aktuell wird untersucht, ob Mieter und Mieterinnen in Immobilien des Bezirks unterkommen könnten, auch mit der städtischen Wohnbaugruppe soll es Gespräche geben. Aktuell gebe es vier Mietparteien, so Ralf Schmidtmann, Leiter des städtischen Liegenschaftsamtes. „Wir hoffen, einvernehmliche Lösungen hinzubekommen.“
Das mögliche Café, so der Bezirk, solle hinsichtlich Öffnungszeiten und Ausrichtung keine Konkurrenz zur kommerziellen MaxstraßenGastronomie werden. Man verfolge damit das Ziel, das Gebäude und die Angebote des Bezirks niederschwellig zugänglich zu machen, hieß es im zuständigen Liegenschaftsausschuss
des Stadtrats auf Anfrage von SPD-Stadtrat Dirk Wurm (Sozialfraktion). CSU-Stadtrat Matthias Fink sagte, dass nun wohl eine gute Lösung für den Umgang mit der Erbschaft gefunden worden sei. Dies gelte sowohl für das Haus als auch für die Stadt, die eine Erbpacht bekommen werde.
Der Bezirk hat angekündigt, die Wiederherstellung zu dokumentieren und sie als gelungenes Beispiel für eine Denkmalsanierung zu präsentieren, sollte er den Zuschlag bekommen. Beim Eserhaus handelt es sich um ein Bürgerhaus aus dem 16./17. Jahrhundert. Neben dem Festsaal und einem ErdgeschossRaum mit Stuckarbeiten gilt eine frühbarocke Brunnenanlage im Innenhof als besonderer Blickfang. In der Maximilianstraße gibt es etliche prächtige Bürgerhäuser mit Innenhöfen. Zuletzt wurde der Antoniushof (ehemaliges Limbächerhaus) in der Maximilianstraße vor mehr als zehn Jahren umgebaut. Auch im Harterhaus am Eingang zur Wintergasse gab es in den vergangenen Jahren Sanierungsarbeiten.
Mehrere Interessenten wollen ins Gebäude