Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Erkältungen: So ist die Lage an den Schulen
Viele Schulkinder und Lehrkräfte liegen zurzeit mit Husten, Schnupfen und Co. im Bett. Die Folgen sind nicht an jeder Schule im Kreis Augsburg gleich gravierend.
Eine Erkältungswelle geht derzeit durch die Region und zwingt viele Menschen, zu Hause zu bleiben und sich auszukurieren. Auch an den Schulen kommt es zu Ausfällen von Lehrkräften wie von Schülerinnen und Schülern. Schulleiter im Landkreis berichten, wie angespannt die Lage ist, und ein Mediziner nennt Gründe für häufigere Krankmeldungen.
Am Gymnasium Königsbrunn herrsche derzeit ein merklich erhöhter Krankenstand, sagt Schulleiter Volker Täufer. Es fehlten knapp zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler krankheitsbedingt. Bei den Lehrkräften sehe es ähnlich aus: „Unter 120 Lehrkräften sind es im Schnitt zehn Erkrankte“, sagt Täufer. Die Ausfälle ließen sich noch durch das Kollegium vertreten. „Das ist alles nicht unnormal für diese Jahreszeit“, betont der Schulleiter. Corona spiele dabei kaum eine Rolle, zumindest lägen der Schule keine gemeldeten Corona-Erkrankungen vor.
Auch die Leiterin der Realschule Meitingen, Isabelle Schuhladen, berichtet von einem höheren Krankenstand. „Vor allem seit gestern zeigt sich ein Anstieg der Krankheitsfälle. Eine richtige Welle zeichnet sich aber nicht ab.“Betroffen seien Schüler und Lehrer. „Bei den Lehrkräften ist der Krankenstand nur leicht erhöht, und es kommt momentan noch zu keinen Ausfällen“, sagt die Schulleiterin.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich
bei der St.-Ulrich-Grundschule in Schwabmünchen ab. Im Moment seien in den insgesamt 24 Klassen vor allem viele Kinder krank zu Hause, berichtet Schulleiterin Maren Hankl: „An manchen Tagen fehlt schon einmal die Hälfte der Klasse.“Für sie sei das aber durchaus normal, gerade im Herbst. „Wir wissen zwar nicht immer, warum die Schülerinnen und Schüler krank sind. Zurzeit melden uns die Eltern meistens Erkältungen und leichte grippale Infekte, oder auch Magen-Darm-Infekte.“Die Schulleiterin
vermutet, dass das Immunsystem der Kinder durch die lange Pandemiezeit mit Schutzmasken nicht mehr so fit sei.
Diesen Eindruck bestätigt Dr. Raimar Lorrmann von der Hausarztpraxis beim Sheridan Augsburg: „Die Masken funktionieren. Sie funktionieren allerdings so gut, dass sie nicht nur Coronaviren aus der Luft filtern.“Durch ein ständiges Tragen der Masken musste sich das Immunsystem auch mit anderen Viren nicht mehr auseinandersetzen. Dr. Lorrmann vergleicht es mit einem Muskel, der abnimmt, wenn er nicht beansprucht wird. Er sagt sogar: „Seit der Corona-Zeit sind Erkältungen ein Dauerthema. Das ganze Jahr über kommen Patienten mit Husten, Schnupfen und Heiserkeit in unsere Sprechstunde.“Das sei früher anders gewesen.
Aktuell würden in der Gemeinschaftspraxis zwischen Pfersee und Stadtbergen eher selten Patienten mit typischen Symptomen einer Influenza behandelt, viele litten aber an einem grippalen und fieberhaften Infekt. Beim Krankheitsbild sieht der Allgemeinmediziner ebenfalls Unterschiede zur Zeit vor der Pandemie. „Man kann sagen, dass die Erkrankungen nicht stärker als früher sind, aber häufiger und langwieriger“, betont Dr. Lorrmann. Das führe zu mehr und längeren Krankschreibungen.
Wenn Krankschreibungen von Lehrkräften an Schulen zu überdurchschnittlich hohen Ausfällen führen, können Schulleiter sogenannte Mobile Reserven aktivieren. Diese Vertretungslehrkräfte stellt das staatliche Schulamt zur Verfügung. Laut Schulamtsdirektor Thomas Adleff ist der Anfragedruck in den vergangenen Wochen wieder etwas zurückgegangen: „Wir stellen fest, dass die Grippewelle heuer früher als sonst rollt. Schon in den ersten drei bis vier Wochen nach Schulbeginn waren alle unsere Mobilen Reserven komplett ausgebucht, und es mussten zu Spitzenzeiten Ausfälle in 55 Klassen durch schulhausinterne Maßnahmen versorgt werden.“Aktuell könne aber die Mobile Reserve die Ausfälle wieder weitestgehend kompensieren. Vor allem die Mittelschule Schwabmünchen habe kurzzeitig Sorgen bereitet, sagt Thomas Adleff: „Wir erhielten wir die Info, dass dort verhältnismäßig viele Schülerinnen und Schüler erkrankt sind.“Sofort fühlte man sich ein paar Jahre zurückversetzt, als 80 bis 90 Schüler und knapp 20 Lehrer an der Influenza erkrankt waren und die Schule sogar für kurze Zeit geschlossen werden musste. „Wir fragten uns, ob uns das nun wieder bevorsteht.“Glücklicherweise scheint dies laut Adleff nicht notwendig zu sein, da die Erkrankungszahlen bei den Schülern bereits wieder rückläufig sind.
Weniger angespannt scheint die Lage auch an anderen Schulen zu sein. Das ergab eine Anfrage unserer Redaktion an der Eichenwaldschule in Neusäß, der Realschule in Zusmarshausen und am Gersthofer Gymnasium.
Eine Tendenz fällt dem Schulamtsdirektor generell auf. „Man kann beobachten, dass die Lehrkräfte ein hohes Engagement an den Tag legen und – eigenverantwortlich und mit Schutzmaske – so gut es geht weiterhin unterrichten, wenn sie etwa angeschlagen sind.“Bei einem positiven Corona-Test oder einer Grippe sei das natürlich etwas anderes. „Ich wage zu behaupten, dass wir ohne diese Mentalität nicht so weit gekommen wären. Die ausfallenden Lehrkräfte konnten wir seit Beginn der Pandemie so noch immer halbwegs gut abfedern“, sagt Adleff. Zum Stand Anfang letzter Woche seien noch zehn mobile Reserven für den Landkreis verfügbar gewesen.