Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Fährt die Staudenbahn wieder bis ins Unterallgäu?
Auch das Unterallgäu will, dass die Bahn wieder rollt. Allerdings soll erst errechnet werden, ob die Strecke das nötige Potenzial hat.
Augsburg Fährt die Staudenbahn in Zukunft vielleicht wieder wie früher zwischen Augsburg und Türkheim? Der Ausschuss für Mobilität, Nahverkehr und Verkehrsvernetzung des Unterallgäuer Kreistags hat sich jetzt in seinem Grundsatzbeschluss einstimmig für die Reaktivierung des südlichen Abschnitts ausgesprochen.
Konkret geht es um die Strecke zwischen Langenneufnach und Türkheim Bahnhof. Sie wurden in Abschnitten in den 1980er- und 1990er-Jahren stillgelegt. Der Landkreis Unterallgäu will nun zunächst auf eigene Kosten und in Abstimmung mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) ein Fachbüro mit einer Potenzialprognose der durchgängig befahrbaren Strecke von Bad Wörishofen bis Augsburg beauftragen. Sollte diese
Analyse einen Wert von 1000 Fahrgästen pro Kilometer Strecke ergeben und damit die grundlegende Reaktivierungsvoraussetzung erfüllt sein, sollen eine Nutzen-Kosten-Untersuchung ausgeschrieben und Fördermöglichkeiten abgeklärt werden.
Der Landkreis Augsburg ist schon weiter: Das Gutachten liegt seit April vor und bescheinigt dem Personenverkehr auf der 13 Kilometer
langen Strecke zwischen Gessertshausen und Langenneufnach mehr Nutzen als Kosten. Die Berechnungen gehen von mehr als 1300 Personenkilometern aus und umgerechnet rund 700 neuen Kunden für den öffentlichen Nahverkehr. Die Reaktivierung der Strecke mit gleichzeitiger Elektrifizierung kostet rund 30 Millionen Euro und soll zu 90 Prozent aus den sogenannten Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes
(GVFG) des Bundes bezahlt werden.
Den Befürchtungen, dass die galoppierenden Kosten für den Bau einer zweiten Stammstrecke in München die benötigten Geldmittel für die Staudenbahn blockieren könnten, tritt Landrat Martin Sailer entgegen. „Ich habe erst kürzlich am Rande eines gemeinsamen Termins mit Staatsminister Bernreiter über das Thema Staudenbahn gesprochen und er hat mir erneut bestätigt, dass vonseiten des Freistaats für die Bestellung des Zugverkehrs auf der Reaktivierungsstrecke alle notwendigen Mittel sichergestellt seien und zur Verfügung gestellt würden – unabhängig von anderen bayerischen Großbaumaßnahmen“, so Sailer in einer Pressemitteilung.
Auch der Staatsminister habe bestätigt: „Die Finanzierung der zweiten Stammstrecke in München hat nichts mit der Reaktivierung der Staudenbahn zu tun. Dementsprechend
ist die Inbetriebnahme der Staudenbahn auch nicht durch deren Ausbau gefährdet.“
Offen sei zum aktuellen Zeitpunkt die Frage, inwieweit sich der Bund mit einer Förderung beteiligt. Deshalb sei es aktuell noch nicht möglich, einen konkreten Zeitpunkt für den Start der Staudenbahn zu nennen. Zuletzt war vom Dezember 2026 die Rede. Landrat Sailer bestätigt den Termin. „Da alle wichtigen Punkte bereits geklärt sind, und wir alle notwendigen Kriterien erfüllen, ist durchaus davon auszugehen, dass uns entsprechende GVFG-Mittel zugesprochen werden. Die Erstellung der Antragsunterlagen erfordert allerdings sehr umfangreiche Planungsleistungen, die einen gewissen Zeitaufwand erfordern. Entsprechend wird der Start derzeit für Anfang 2027 geplant.“
Der Grünen-Landtagsabgeordnete Maximilian Deisenhofer aus Bobingen sagte vor wenigen Tagen bei einem Treffen mit seiner Kollegin und Fraktionschefin Katharina Schulze in Bobingen, dass diese Zugverbindung dringend nötig sei, um auch die B300 zu entlasten. Kummer macht ihm die Bahnstrecke Augsburg–Buchloe, die vorerst nicht elektrifiziert werden soll. Deisenhofer: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Strecke in Zukunft – nach dem Vorbild von Baden-Württemberg – mit Akkuzügen befahren wird.“Diese könnten auf elektrifizierten Strecken ihre Akkus laden, um dann mit dem gespeicherten Strom weiterzufahren. Auch Wasserstoffzüge seien denkbar. „Allerdings nur dann, wenn der Wasserstoff aus grünem Strom erzeugt wird“, so Deisenhofer.
Die Bayerische Regiobahn plant einen ersten Betrieb mit Wasserstoffzügen durch Bobingen und Schwabmünchen ab 2023. Die Strecke zwischen Augsburg und Buchloe wird Teil eines Pilotprojekts für den neuen Antrieb.