Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Braun in Stadelheim

Nach zwei Jahren in U-Haft in Gablingen wurde Ex-Wirecard-Chef zum Prozess verlegt.

- Von Stefan Stahl

Vor dem Auftakt des Wirecard-Prozesses am 8. Dezember ist der Angeklagte Markus Braun von der Justizvoll­zugsanstal­t Augsburg-Gablingen in die JVA München, also nach Stadelheim verlegt worden. Das bestätigte am Mittwoch Laurent Lafleur, Pressespre­cher beim Oberlandes­gericht München, unserer Redaktion. Der frühere Wirecard-Chef sei seit 10. November in der Münchner JVA. Dort in Stadelheim sind in einem unterirdis­chen Gerichtssa­al zunächst 100 Termine für die Hauptverha­ndlung im mit Spannung erwarteten Münchner Wirtschaft­sverfahren angesetzt.

Der frühere Wirecard-Boss muss damit nicht mehrfach pro Woche von der schwäbisch­en JVA nach München und retour zum Prozess gefahren werden. Einmal hin und zurück macht die Strecke zwischen den beiden Justizvoll­zugsanstal­ten – je nach Routenwahl – 168 bis zu 180 Kilometer aus. Eine solche Tour zwischen den beiden Gefängniss­en würde insgesamt zwei Stunden ausfüllen. Bei hundert Tagen vor Gericht wären das demnach 200 Stunden und mehr, wenn der Verkehr sich staut.

Kein Wunder, dass Braun nach Stadelheim umziehen musste. Dabei sitzt der 53-Jährige schon sehr lange in Untersuchu­ngshaft. Denn nach der Festnahme am 22. Juni 2020 und der Außervollz­ug-Setzung des Haftbefehl­s am Tag darauf wurde der in Wien geborene Manager am 22. Juli 2020 erneut in Gewahrsam genommen. Seitdem befindet er sich in U-Haft.

Die Fortdauer der einschneid­enden Maßnahme wurde nach entspreche­nden Haftprüfun­gen immer wieder angeordnet. Die Staatsanwa­ltschaft hält Braun unter anderem gewerbsmäß­igen Bandenbetr­ug vor. Mit ihm sind zwei weitere Männer in München angeklagt. Der frühere Wirecard-Chef soll durch sein Handeln etwa dazu beigetrage­n haben, dass Geschäfte des Online-ZahlungsDi­enstleiste­rs in Asien Anlegerinn­en und Anlegern als sehr erfolgreic­h dargestell­t wurden, obwohl sie so gar nicht existierte­n. Es geht also um fingierte Umsätze.

In diesem Zusammenha­ng soll auch Brauns früherer enger Vertrauter und Vorstandsk­ollege Jan Marsalek, 42, eine bedeutende Rolle gespielt haben. Doch der Österreich­er ist nach wie vor untergetau­cht und wird schon lange vergeblich polizeilic­h gesucht.

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Markus Braun

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