Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Tierskandal: Landwirte sollen ins Gefängnis
Plädoyers im Prozess um Tierquälerei
Wegen der Qualen mehrerer Dutzend nicht behandelter, kranker Rinder auf Allgäuer Bauernhöfen sollen zwei Landwirte nach Ansicht der Staatsanwaltschaft ins Gefängnis. Sie beantragte am Mittwoch in dem Prozess vor dem Landgericht Memmingen für die beiden Angeklagten, Vater und Sohn, Haftstrafen in Höhe von zweieinhalb Jahren beziehungsweise zwei Jahren und zehn Monaten. Die Verteidiger plädierten hingegen für Bewährungsstrafen.
Die Bauern aus Bad Grönenbach (Kreis Unterallgäu) hatten grundsätzlich zugegeben, sich nicht angemessen um ihre Tiere gekümmert und den Rindern dadurch Leid zugefügt zu haben. Das Urteil will die Strafkammer am kommenden Dienstag verkünden. In der Anklage ging es um das Leiden von 54 Tieren auf den drei Höfen der Beschuldigten. Die beiden Männer sollen erkrankte Tiere im Stall nicht separiert und keinen Tierarzt gerufen zu haben. Dadurch sollen die Kühe erheblich gelitten haben, einige mussten notgeschlachtet werden. Dabei hätten die Bauern schon beim Verdacht einer Krankheit einen Veterinär einschalten müssen, meinte der Staatsanwalt. Selbst für Laien wäre erkennbar gewesen, dass die Rinder in einem „erbärmlichen“Zustand gewesen seien. Die Taten der beiden Beschuldigten seien mit „schockierenden“Fotos und Videos dokumentiert. Er beantragte zudem für beide ein fünfjähriges Verbot, Rinder zu halten oder zu betreuen.
Die Verteidiger der 25 und 68 Jahre alten Männer verwiesen hingegen auf die Geständnisse. Zudem gehe es um sogenannte Unterlassungstaten, weil die Männer keinen Tierarzt gerufen haben. Das müsse im Unterschied zu einer aktiv begangenen Straftat zu einer milderen Strafe führen, meinte einer der beiden Anwälte.
Der Betrieb der Angeklagten war 2019 im Zuge des sogenannten Allgäuer Tierschutz-Skandals in die Schlagzeilen geraten. Damals gerieten mehrere Bauernhöfe ins Visier von Ermittlern, nachdem eine Tierschutzorganisation Videos veröffentlicht hatte, die Fälle von Tierquälerei aus einem Großbetrieb zeigen sollen. Im Laufe des kommenden Jahres sollen sich die Betreiber von zwei weiteren Bauernhöfen ebenfalls vor Gericht verantworten. (dpa)