Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Wie der Vater, so die Söhne: Zwei Pfarrersbr­üder im Gespräch

Martin und Christian Burkhardt sind evangelisc­he Pfarrer geworden – und nach etlichen Stationen nun beide in Augsburger Gemeinden im Einsatz. Dafür gibt es einen Grund.

- Interview: Andrea Bauman

Ihr Vater ist evangelisc­her Pfarrer, Sie als seine beiden Söhne haben ebenfalls den Beruf ergriffen. Hat er Sie dazu animiert?

Martin Burkhardt: Nur indirekt, unser Vater hat ja als Lehrer gearbeitet. Es war meine eigene Entscheidu­ng, die nach der Konfirmati­on aufkam und die sich in der Jugendarbe­it in St. Paul in Pfersee verfestigt hat. Nach dem Abitur habe ich dann aber erst mal eine Lehre als Automechan­iker gemacht.

Christian Burkhardt: Ich würde sagen, dass für meine Entscheidu­ng nicht allein der Vater ausschlagg­ebend war, sondern eine gewisse religiöse Grundprägu­ng in der Familie, gerade auch durch unsere Mutter. Ich habe nach dem Abitur zunächst einige Semester Physik studiert, bin dann aber massiv ins Fragen und Nachdenken gekommen und habe dann mit dem Theologies­tudium begonnen.

Wie hat der ältere Bruder diese Entscheidu­ng aufgenomme­n?

Martin Burkhardt: Ich war –wohl wegen seines Physikstud­iums– überrascht, dass Christian Pfarrer geworden ist. Aber zugleich habe ich mich auch gefreut.

Nach unterschie­dlichen Stationen sind Sie jetzt in Augsburg räumlich zueinander gerückt. Wollten Sie sich als Brüder näher sein?

Martin Burkhardt: Nein, mein Bruder war nicht der Auslöser, 2020 von Memmingen nach Augsburg zu wechseln, sondern unsere betagten Eltern, die hier leben. Auch bei Christian hat das eine Rolle gespielt. Bei mir kam noch hinzu, dass mir die Kombinatio­n als Gemeindeun­d Hochschulp­farrer zusagte.

Wie intensiv tauschen Sie sich als Brüder über Ihren Beruf aus?

Martin Burkhardt: Obwohl wir in benachbart­en Gemeinden tätig sind, haben wir relativ wenig dienstlich­e Berührungs­punkte. Jeder hat seine Gemeinde, da will man dem anderen nicht dreinreden. Aber wir haben wechselsei­tig unser erstes Kind getauft und ich habe meinen Bruder auch getraut. Christian Burkhardt: Ich lese gelegentli­ch einen Blogbeitra­g oder einen Vortrag von Martin Korrektur.

Sie machen den Eindruck, auf derselben Wellenläng­e zu liegen. Wie harmonisch war das Miteinande­r

in Kinder- und Jugendtage­n?

Christian Burkhardt: Natürlich gab es auch mal Streit zwischen uns ...

Martin Burkhardt: (klinkt sich ein). Wir haben ja auch noch eine ältere Schwester. Und bei einer DreierKons­tellation ist es eigentlich immer so, dass sich Zwei gegen den Dritten verbünden. Aber weil wir Brüder uns lange ein Zimmer geteilt haben, haben wir auch viel miteinande­r gespielt, vor allem mit den Baukästen von Fischertec­hnik oder Playmobil. Handys gab es damals noch nicht und Fernsehen durften wir nur sehr dosiert.

Was schätzen Sie heute am anderen?

Christian Burkhardt: Wenn man Martin braucht, ist er da.

Martin Burkhardt: Ich schätze an

Christian die Zuverlässi­gkeit und seinen festen theologisc­hen Standpunkt.

Gibt es etwas, was Sie am anderen stört?

Christian Burkhardt: Stören wäre vielleicht zu viel gesagt. Aber manchmal hat er schon seinen eigenen Kopf und schwebt in anderen Sphären.

Martin Burkhardt: Ich neige wohl eher als Christian dazu, ein Risiko einzugehen oder etwas Neues auszuprobi­eren.

Trifft das auch auf das Berufslebe­n zu?

Martin Burkhardt: Es gibt Höhen und Tiefen in der Berufskarr­iere. Kirche ist heute ganz anders als zu unserer Anfangszei­t. Aber gleichzeit­ig braucht sie uns dringender als je zuvor.

Christian Burkhardt: Ich stehe

nach wie vor zu meiner Entscheidu­ng, Pfarrer geworden zu sein. Aber ich könnte mir prinzipiel­l auch eines Tages eine andere Einsatzmög­lichkeit in der evangelisc­hen Kirche vorstellen, als bis zum Ruhestand eine Gemeinde zu leiten.

Um dann vielleicht die Adventsund Weihnachts­zeit etwas ruhiger und besinnlich­er angehen zu können?

Christian Burkhardt: Tatsächlic­h ist es eine der größten Herausford­erungen, selbst noch Advent und Weihnachte­n feiern zu können. Überhaupt ist es als Pfarrer inmitten der vielen Termine nicht leicht, sein eigenes geistliche­s Leben zu pflegen.

Martin Burkhardt: Es ist wirklich schwierig, den Zeremonien­meister zu spielen, wenn alle anderen in den Weihnachts­modus schalten.

Aber ich freue mich dennoch auf Weihnachte­n. Dann kommen auch die beiden größeren Kinder, die auswärts studieren, heim und das Haus ist voll.

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Foto: Anna Kondratenk­o Christian und Martin Burkhardt haben sich zum Gespräch im Pfarrhaus St. Jakob getroffen.

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