Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Wie der Vater, so die Söhne: Zwei Pfarrersbrüder im Gespräch
Martin und Christian Burkhardt sind evangelische Pfarrer geworden – und nach etlichen Stationen nun beide in Augsburger Gemeinden im Einsatz. Dafür gibt es einen Grund.
Ihr Vater ist evangelischer Pfarrer, Sie als seine beiden Söhne haben ebenfalls den Beruf ergriffen. Hat er Sie dazu animiert?
Martin Burkhardt: Nur indirekt, unser Vater hat ja als Lehrer gearbeitet. Es war meine eigene Entscheidung, die nach der Konfirmation aufkam und die sich in der Jugendarbeit in St. Paul in Pfersee verfestigt hat. Nach dem Abitur habe ich dann aber erst mal eine Lehre als Automechaniker gemacht.
Christian Burkhardt: Ich würde sagen, dass für meine Entscheidung nicht allein der Vater ausschlaggebend war, sondern eine gewisse religiöse Grundprägung in der Familie, gerade auch durch unsere Mutter. Ich habe nach dem Abitur zunächst einige Semester Physik studiert, bin dann aber massiv ins Fragen und Nachdenken gekommen und habe dann mit dem Theologiestudium begonnen.
Wie hat der ältere Bruder diese Entscheidung aufgenommen?
Martin Burkhardt: Ich war –wohl wegen seines Physikstudiums– überrascht, dass Christian Pfarrer geworden ist. Aber zugleich habe ich mich auch gefreut.
Nach unterschiedlichen Stationen sind Sie jetzt in Augsburg räumlich zueinander gerückt. Wollten Sie sich als Brüder näher sein?
Martin Burkhardt: Nein, mein Bruder war nicht der Auslöser, 2020 von Memmingen nach Augsburg zu wechseln, sondern unsere betagten Eltern, die hier leben. Auch bei Christian hat das eine Rolle gespielt. Bei mir kam noch hinzu, dass mir die Kombination als Gemeindeund Hochschulpfarrer zusagte.
Wie intensiv tauschen Sie sich als Brüder über Ihren Beruf aus?
Martin Burkhardt: Obwohl wir in benachbarten Gemeinden tätig sind, haben wir relativ wenig dienstliche Berührungspunkte. Jeder hat seine Gemeinde, da will man dem anderen nicht dreinreden. Aber wir haben wechselseitig unser erstes Kind getauft und ich habe meinen Bruder auch getraut. Christian Burkhardt: Ich lese gelegentlich einen Blogbeitrag oder einen Vortrag von Martin Korrektur.
Sie machen den Eindruck, auf derselben Wellenlänge zu liegen. Wie harmonisch war das Miteinander
in Kinder- und Jugendtagen?
Christian Burkhardt: Natürlich gab es auch mal Streit zwischen uns ...
Martin Burkhardt: (klinkt sich ein). Wir haben ja auch noch eine ältere Schwester. Und bei einer DreierKonstellation ist es eigentlich immer so, dass sich Zwei gegen den Dritten verbünden. Aber weil wir Brüder uns lange ein Zimmer geteilt haben, haben wir auch viel miteinander gespielt, vor allem mit den Baukästen von Fischertechnik oder Playmobil. Handys gab es damals noch nicht und Fernsehen durften wir nur sehr dosiert.
Was schätzen Sie heute am anderen?
Christian Burkhardt: Wenn man Martin braucht, ist er da.
Martin Burkhardt: Ich schätze an
Christian die Zuverlässigkeit und seinen festen theologischen Standpunkt.
Gibt es etwas, was Sie am anderen stört?
Christian Burkhardt: Stören wäre vielleicht zu viel gesagt. Aber manchmal hat er schon seinen eigenen Kopf und schwebt in anderen Sphären.
Martin Burkhardt: Ich neige wohl eher als Christian dazu, ein Risiko einzugehen oder etwas Neues auszuprobieren.
Trifft das auch auf das Berufsleben zu?
Martin Burkhardt: Es gibt Höhen und Tiefen in der Berufskarriere. Kirche ist heute ganz anders als zu unserer Anfangszeit. Aber gleichzeitig braucht sie uns dringender als je zuvor.
Christian Burkhardt: Ich stehe
nach wie vor zu meiner Entscheidung, Pfarrer geworden zu sein. Aber ich könnte mir prinzipiell auch eines Tages eine andere Einsatzmöglichkeit in der evangelischen Kirche vorstellen, als bis zum Ruhestand eine Gemeinde zu leiten.
Um dann vielleicht die Adventsund Weihnachtszeit etwas ruhiger und besinnlicher angehen zu können?
Christian Burkhardt: Tatsächlich ist es eine der größten Herausforderungen, selbst noch Advent und Weihnachten feiern zu können. Überhaupt ist es als Pfarrer inmitten der vielen Termine nicht leicht, sein eigenes geistliches Leben zu pflegen.
Martin Burkhardt: Es ist wirklich schwierig, den Zeremonienmeister zu spielen, wenn alle anderen in den Weihnachtsmodus schalten.
Aber ich freue mich dennoch auf Weihnachten. Dann kommen auch die beiden größeren Kinder, die auswärts studieren, heim und das Haus ist voll.