Augsburger Allgemeine (Land Nord)
Stadt will das Leihradsystem ausweiten
Das bisherige Angebot gilt als wenig attraktiv. Die Zahl der Räder soll deutlich erhöht werden. Auch das Mitfahrprojekt „Swaxi“soll ausgebaut werden – wenn genug Geld vom Bund kommt.
Die Stadt möchte zusammen mit den Stadtwerken das BikesharingAngebot in Augsburg deutlich ausweiten. Aktuell gibt es 500 Leihräder an rund 100 Standorten. „Bisher ist das Angebot im Verkehrsgeschehen von überschaubarer Wichtigkeit, auch weil die Standorte der Leihstationen sich häufig an Linien des öffentlichen Nahverkehrs orientieren“, sagt Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU). „Die letzte Meile zwischen Haltestelle und Haustür ist damit nicht machbar.“Dort liege aber genau der Vorteil eines Bikesharing-Angebots in Ergänzung zum Nahverkehr. Auch über die Aufnahme von Elektro-Rädern ins Angebot wolle man sich Gedanken machen. Und ein weiteres Angebot soll verstärkt werden.
Laut Hübschle müsse man die Zahl der Räder erhöhen und die Stationen flächiger über das Stadtgebiet verteilen, wenn man Erfolge erzielen will. Statistisch gibt es in
Augsburg pro Tag und Rad nur 0,3 Ausleihen, in Städten wie Freiburg oder Kiel sind es bis zu zwei Ausleihvorgänge pro Tag und Rad. Die Stadtwerke verzeichneten in diesem Sommer zwar ein Allzeithoch mit 6000 Ausleihen pro Monat, was einer Verdreifachung der Zahlen des Vor-Corona-Sommers 2019 entspricht, aber auch von Anbieterseite aus ist man nicht zufrieden. Die jährlichen Fehlbeträge in sechsstelliger Höhe werden für die von der Energiekrise gebeutelten Stadtwerke zunehmend zum Problem, sodass die Stadt jetzt finanziell mit ins Boot kommt.
Eine städtische Projektgruppe kam zum Ergebnis, dass ein Szenario aus 700 herkömmlichen und 300 mit Wechselakkus ausgestatteten E-Rädern für Augsburg wünschenswert wäre. Damit werde das Leihrad auch für längere Strecken und ältere Nutzerinnen und Nutzer (aktuell wird das Rad viel von Studierenden genutzt) attraktiver. Die Leihstationen, denkbar ist auch eine Kombination mit Carsharing als „Mobilitätsstation“, sollen in Stadtteilzentren, aber auch in Wohngebieten liegen. In manchen, schwach vom Nahverkehr bedienten Gebieten könnte das Rad in Tagesrandzeiten auch zu einem Nahverkehrsersatz werden.
„Mehr Räder erzeugen mehr Nachfrage und die Sichtbarkeit wird größer“, so Hübschle. Ein „Freefloating-System“, bei dem Nutzerinnen und Nutzer die Räder nicht an einer der Stationen zurückgeben müssen, sondern einfach am Straßenrand abstellen können, wolle man aber nicht. „Das wäre zwar komfortabel, aber die Räder müssen eingesammelt werden, weil sonst ähnliche Probleme wie bei den Rollern drohen“, so Hübschle. In München hatte es vor einigen Jahren Chaos gegeben, als Anbieter die Stadt mit Rädern fluteten, die unkontrolliert abgestellt werden konnten. Der Leihtarif für ein Fahrrad in Augsburg liegt aktuell bei einem Euro für 15 Minuten beziehungsweise 15 Euro am Tag. Inhaber eines Abos sowie Studierende dürfen das Rad mehrmals am Tag für jeweils 30 Minuten gratis nutzen.
Voraussetzung für die Umsetzung der Pläne ist, dass der Augsburger Verkehrsverbund, die Stadt Augsburg und die beteiligten Landkreise in ein Förderprogramm des Bundes aufgenommen werden. Eine erste Hürde wurde schon genommen – Augsburg ist unter sieben von insgesamt 57 Bewerbern, die sich im ersten Anlauf beworben hatten. Die Chancen dürften daher nicht allzu schlecht stehen. Demnächst läuft die Frist für die Abgabe der finalen Förderanträge aus, am Donnerstag soll der Stadtrat grünes Licht für die Bewerbung geben. Für das ganze AVVGebiet erhofft man sich für die kommenden drei Jahre knapp 30 Millionen Euro an Förderung. Mit dem Anteil für die Stadt Augsburg soll im Wesentlichen ein Ausbau des Leihradsystems finanziert werden sowie eine Erweiterung des „Swaxi“-Angebots (eine Mischung aus Nahverkehr und Taxi) der Stadtwerke.
Aktuell ist der sogenannte Ridesharing-Dienst freitags und samstags von 12 Uhr bis 5 Uhr des Folgetags in der Stadt unterwegs. Via HandyApp kann man ein Fahrzeug an einen virtuellen Haltepunkt buchen und wird dort abgeholt und zum Wunschziel-Haltepunkt gefahren. Die Haltepunkte sind deutlich enger als Nahverkehrshaltestellen gestreut. Aktuell verlangen die Stadtwerke 3,20 Euro pro Fahrt und Fahrgast– analog zum Einzelticket im Nahverkehr. Das endgültige Tarifmodell werde noch erarbeitet und irgendwo zwischen dem für den Nahverkehr und Taxi liegen. Künftig sei eine Ausweitung der Fahrtzeiten denkbar, wenn man in das Förderprogramm kommt. Dabei ginge es um ein Angebot in allen Nächten und eine Verstärkung in den Randzeiten des Betriebs von Bussen und Straßenbahnen. Ziel sei, Alternativen zur normalen Auto-Nutzung zu schaffen.
Mehr Leihräder und Stationen in Augsburg geplant