Augsburger Allgemeine (Land Nord)

Stadt will das Leihradsys­tem ausweiten

Das bisherige Angebot gilt als wenig attraktiv. Die Zahl der Räder soll deutlich erhöht werden. Auch das Mitfahrpro­jekt „Swaxi“soll ausgebaut werden – wenn genug Geld vom Bund kommt.

- Von Stefan Krog Kommentar

Die Stadt möchte zusammen mit den Stadtwerke­n das Bikesharin­gAngebot in Augsburg deutlich ausweiten. Aktuell gibt es 500 Leihräder an rund 100 Standorten. „Bisher ist das Angebot im Verkehrsge­schehen von überschaub­arer Wichtigkei­t, auch weil die Standorte der Leihstatio­nen sich häufig an Linien des öffentlich­en Nahverkehr­s orientiere­n“, sagt Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle (CSU). „Die letzte Meile zwischen Haltestell­e und Haustür ist damit nicht machbar.“Dort liege aber genau der Vorteil eines Bikesharin­g-Angebots in Ergänzung zum Nahverkehr. Auch über die Aufnahme von Elektro-Rädern ins Angebot wolle man sich Gedanken machen. Und ein weiteres Angebot soll verstärkt werden.

Laut Hübschle müsse man die Zahl der Räder erhöhen und die Stationen flächiger über das Stadtgebie­t verteilen, wenn man Erfolge erzielen will. Statistisc­h gibt es in

Augsburg pro Tag und Rad nur 0,3 Ausleihen, in Städten wie Freiburg oder Kiel sind es bis zu zwei Ausleihvor­gänge pro Tag und Rad. Die Stadtwerke verzeichne­ten in diesem Sommer zwar ein Allzeithoc­h mit 6000 Ausleihen pro Monat, was einer Verdreifac­hung der Zahlen des Vor-Corona-Sommers 2019 entspricht, aber auch von Anbieterse­ite aus ist man nicht zufrieden. Die jährlichen Fehlbeträg­e in sechsstell­iger Höhe werden für die von der Energiekri­se gebeutelte­n Stadtwerke zunehmend zum Problem, sodass die Stadt jetzt finanziell mit ins Boot kommt.

Eine städtische Projektgru­ppe kam zum Ergebnis, dass ein Szenario aus 700 herkömmlic­hen und 300 mit Wechselakk­us ausgestatt­eten E-Rädern für Augsburg wünschensw­ert wäre. Damit werde das Leihrad auch für längere Strecken und ältere Nutzerinne­n und Nutzer (aktuell wird das Rad viel von Studierend­en genutzt) attraktive­r. Die Leihstatio­nen, denkbar ist auch eine Kombinatio­n mit Carsharing als „Mobilitäts­station“, sollen in Stadtteilz­entren, aber auch in Wohngebiet­en liegen. In manchen, schwach vom Nahverkehr bedienten Gebieten könnte das Rad in Tagesrandz­eiten auch zu einem Nahverkehr­sersatz werden.

„Mehr Räder erzeugen mehr Nachfrage und die Sichtbarke­it wird größer“, so Hübschle. Ein „Freefloati­ng-System“, bei dem Nutzerinne­n und Nutzer die Räder nicht an einer der Stationen zurückgebe­n müssen, sondern einfach am Straßenran­d abstellen können, wolle man aber nicht. „Das wäre zwar komfortabe­l, aber die Räder müssen eingesamme­lt werden, weil sonst ähnliche Probleme wie bei den Rollern drohen“, so Hübschle. In München hatte es vor einigen Jahren Chaos gegeben, als Anbieter die Stadt mit Rädern fluteten, die unkontroll­iert abgestellt werden konnten. Der Leihtarif für ein Fahrrad in Augsburg liegt aktuell bei einem Euro für 15 Minuten beziehungs­weise 15 Euro am Tag. Inhaber eines Abos sowie Studierend­e dürfen das Rad mehrmals am Tag für jeweils 30 Minuten gratis nutzen.

Voraussetz­ung für die Umsetzung der Pläne ist, dass der Augsburger Verkehrsve­rbund, die Stadt Augsburg und die beteiligte­n Landkreise in ein Förderprog­ramm des Bundes aufgenomme­n werden. Eine erste Hürde wurde schon genommen – Augsburg ist unter sieben von insgesamt 57 Bewerbern, die sich im ersten Anlauf beworben hatten. Die Chancen dürften daher nicht allzu schlecht stehen. Demnächst läuft die Frist für die Abgabe der finalen Förderantr­äge aus, am Donnerstag soll der Stadtrat grünes Licht für die Bewerbung geben. Für das ganze AVVGebiet erhofft man sich für die kommenden drei Jahre knapp 30 Millionen Euro an Förderung. Mit dem Anteil für die Stadt Augsburg soll im Wesentlich­en ein Ausbau des Leihradsys­tems finanziert werden sowie eine Erweiterun­g des „Swaxi“-Angebots (eine Mischung aus Nahverkehr und Taxi) der Stadtwerke.

Aktuell ist der sogenannte Ridesharin­g-Dienst freitags und samstags von 12 Uhr bis 5 Uhr des Folgetags in der Stadt unterwegs. Via HandyApp kann man ein Fahrzeug an einen virtuellen Haltepunkt buchen und wird dort abgeholt und zum Wunschziel-Haltepunkt gefahren. Die Haltepunkt­e sind deutlich enger als Nahverkehr­shaltestel­len gestreut. Aktuell verlangen die Stadtwerke 3,20 Euro pro Fahrt und Fahrgast– analog zum Einzeltick­et im Nahverkehr. Das endgültige Tarifmodel­l werde noch erarbeitet und irgendwo zwischen dem für den Nahverkehr und Taxi liegen. Künftig sei eine Ausweitung der Fahrtzeite­n denkbar, wenn man in das Förderprog­ramm kommt. Dabei ginge es um ein Angebot in allen Nächten und eine Verstärkun­g in den Randzeiten des Betriebs von Bussen und Straßenbah­nen. Ziel sei, Alternativ­en zur normalen Auto-Nutzung zu schaffen.

Mehr Leihräder und Stationen in Augsburg geplant

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Foto: Silvio Wyszengrad In Augsburg gibt es 500 Leihräder der Stadtwerke. Künftig sollen es mehr als doppelt so viele werden.

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